Osmanisch
(politisch korrekter für
"türkisch")
Zypern war von 1571 bis 1878 Teil des Osmanischen Reichs. Der Wunsch der
Griechisch-Zyprioten nach "Enosis", der Vereinigung mit Griechenland,
blieb nach der Befreiung Griechenlands nach 1821 unerfüllt.
Britisch
1878 wurde das Osmanische Reich gezwungen, die Insel für 500 Millionen
US-Dollar an Grossbritannien zu verpachten, das im Gegenzug dem Osmanischen
Reich Unterstützung gegen einen eventuellen russischen Vorstoss gegen
die Meerengen zusagte; so blieb Russland der Zugang zum Mittelmeer verwehrt.
Nach dem Kriegseintritt der Türkei auf Seiten der Mittelmächte
wurde 1914 die Insel von den Briten annektiert, gehörte aber bis
zum Inkrafttreten des Vertrags von Lausanne im Jahre 1923 formal noch
der Türkei. 1925 wurde Zypern Kronkolonie.
Republik
Die britische Kolonie wurde am 16. August 1960 auf Grund des Abkommens
von Zürich und London zwischen den Schutzmächten Grossbritannien,
Griechenland und der Türkei unabhängig. Grossbritannien behielt
zwei "souveräne" Militärbasen*. (Agia Napa (und Proteras)
kann vom "Mutterland" aus nur über das britische Gebiet
der Militärbasis erreicht werden...) Die Zypern auferlegte Verfassung
machte das Land unregierbar.
*...with the exception of two areas at (a) Akrotiri -
- Episkopi - - Paramali, and (b) Dhekelia - - Pergamos - - Ayios Nikolaos
- - Xylophagou, which will be retained under full British sovereignty,
they are willing to transfer sovereignty over the Island of Cyprus to
the Republic of Cyprus. (The
Zurich and London Agreements)
Bürgerkrieg
1963 wollte der erste Präsident, Erzbischof Makarios III, eine neue
Verfassung durchsetzen, in der unter anderem das Vetorecht für den
griechischen Präsidenten und den türkischen Vize-Präsidenten
entfallen sollte. In der Folge kam es zu innenpolitischen Spannungen.
Teile der Armee wollten einen Anschluss an Griechenland durchsetzen (Enosis).
Bei den türkischen Zyprioten setzte sich die Idee der Taksim, der
Teilung der Insel durch. Der folgende durch Terrorakte von beiden Seiten
ausgelöste Bürgerkrieg wurde durch die Entsendung von UNO-Truppen
beendet und am 10. August 1964 ein Waffenstillstand geschlossen. Seit
der türkischen Intervention bewachen die UNO-Friedenstruppen auch
eine Pufferzone zwischen beiden Seiten.
Die Truppe umfasste am 28. Februar 2007 917 Uniformierte und 40 Zivilisten
aus 17 Ländern.
UNFICYP:
United Nations Peacekeeping Force in Cyprus
Friedenstruppe
der Vereinten Nationen in Zypern
Militärputsch
Georgios Grivas war Chef der EOKA-A (1955-59) und der EOKA-B (1971-1974),
die mit griechischer Unterstützung die Enosis gewaltsam anstrebten.
Am 15. Juli 1974 kam es zu einem von der griechischen Militärdiktatur
unterstützten Militärputsch griechisch-zypriotischer Offiziere
gegen den griechisch-zypriotischen Präsidenten Erzbischof Makarios,
der den Anschluss Zyperns an Griechenland zum Ziel hatte.
Die Türkei nahm dies zum Anlass, um gemäss dem Garantievertrag
von London militärisch zu intervenieren und besetzte am 20. Juli
1974 im Rahmen der Operation den Nordteil der Insel. 200.000 griechische
Zyprioten wurden aus dem Nordteil Zyperns vertrieben. Im Gegenzug wurden
türkischsprachige Zyprioten aus dem Süden der Insel vertrieben.
Seit dieser Zeit ist die Insel geteilt: 37% der Inselfläche bilden
die international nicht anerkannte Türkische Republik Nordzypern.
Türkische Republik
Seit der Proklamation der "Türkischen Republik Nordzypern“
am 15. November 1983 betrachtet sich diese als ein souveräner Staat,
nachdem sie sich zuvor seit 1975 unter der Bezeichnung "Türkischer
Bundesstaat von Zypern“ als Teilstaat eines fortbestehenden zyprischen
Gesamtstaates gesehen hatte. Sie wird jedoch bis heute nur von der Türkei
als unabhängiger Staat anerkannt. Nach Völkerrecht gehört
das Gebiet zur Republik Zypern. Als Teil derselben gehört es theoretisch
auch zur EU.
EU
Am 26. April 2004 fanden in den beiden Landesteilen getrennte Abstimmungen
über die Annahme des Friedensplanes von UNO-Generalsekretär
Kofi Annan statt, der die Schaffung einer Föderation zweier Teilstaaten
nach dem Muster der Schweiz (?*) vorsah. Dabei lehnte
die griechische Bevölkerung den Plan ab, während die türkische
Seite zustimmte. Somit wurde am 1. Mai 2004 nur der griechische Teil Zyperns
in die Europäische Union aufgenommen. Die Republik Griechisch-Zypern
hält die Fiktion aufrecht, dass ganz Zypern zu ihr gehört: So
sind z.B. die Warnaufschriften auf
den Zigarettenpackungen in beiden Sprachen abgefasst, während Nordzypern
mehr und mehr türkisiert wird.
* Weit verbreiteter Irrtum: Die 26 schweizer
Kantone sind nicht ethnisch sauber oder "gesäubert"; bei
der Gründung
der "Confédération Hélvétique"
im Jahre 1848 gab es 4 Kantone mit sprachlichen Minderheiten und über
10 Kantone mit Gebieten einer andern Religion. Die Kantone haben sich
von 1291 bis 1979 mehr oder weniger friedlich gebildet.
Heute
Mit einer Fläche von ca. 9.309 km² (griechischer Teil ca. 5'384
km², türkischer Teil ca. 3'355 km², britische Militärbasen
Akrotiri und Dhekelia ca. 255 km², Pufferzone ca. 4%) ist Zypern
nach Sizilien und Sardinien die drittgrösste Insel im Mittelmeer
(West-Ost-Ausdehnung ca. 230 km, Nord-Süd-Ausdehnung ca. 95 km).
Die Entfernung zur Südküste des türkischen Festlandes beträgt
68 km, zur Ostküste der griechischen Insel Rhodos 394 km und zum
griechischen Festland ca. 830 km, zur Westküste Syriens ca. 95 km,
nach Ägypten ca. 325 km.
Über die internen
de-facto- und de-iure- Grenzen
interpretations of history - historical narratives
Among the wellsprings of the Cyprus conflict are differing interpretations
of history - historical narratives, now well established, which provide
each nation with a set of interpretations, rationales, and legends about
the past to distinguish itself from the other side. These narratives are
one of the roots of nationalism, of identity as a nation with its own particular
history, a history of struggle against insuperable odds and obstacles, and
a struggle against the malevolence of the other, competing national groups.
Over the last fifty years, the narratives of Greek Cypriots and Turkish
Cypriots have taken shape, wound up with each other and with the motherlands,
and forged in the bitter fighting that began in the late 1950s and continued
to August 1974. Not surprisingly, the narratives that have emerged over
these fifty years support the dominant political ideas of the two groups:
in Greek Cyprus, the narrative spins on the heroic struggle against British
colonialism, then jumps to the Turkish invasion of 1974, insisting all the
while that the two Cypriot groups lived peacefully all along. The Turkish
Cypriot narrative is a tale of neglect, of a callous Greek Cypriot majority
ignoring their rightful place as partners in the future of the island, abruptly
overthrowing the constitution, and forcing them into enclaves of deprivation
and humiliation until rescued by the Turkish army. Their lesson is that
the two did not live peaceably together and cannot do so in the future.
The
Cyprus Conflict - Historiography & Nationalism
The
Cyprus Conflict - an educational Web site
Vergleiche:
Historische Feindbilder in Griechenland und in der Türkei als
Hindernis für eine griechisch-türkische Verständigung
«Geschichte an sich ist ein sehr wichtiger Faktor für gute oder
schlechte Beziehungen zwischen Nachbarländern, insbesondere zwischen
der Türkei und Griechenland. Ein viel wichtigerer Faktor ist jedoch
nicht die Geschichte selbst, sondern die Geschichtsschreibung, die je nach
dem Land sehr unterschiedlich sein kann. Ein gutes Beispiel dafür sind
die griechischen und türkischen Geschichtsschreibungen.»
http://www.kalimerhaba.net/front_content.php?idart=103
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Notizen zur jüngeren griechischen Geschichte