Osmanische
Herrschaft, "Turkokratia", 1453 - 1830
1453: Die
Türken erobern Konstantinopel und nennen es Istanbul.
1456: Die Türken erobern Athen
1566: Den Türken gehören das Festland und die
die ägäischen Inseln
1571 - 1878: Zypern ist türkisch, bis 1960 englisch
(1974 besetzen die Türken Nordzypern)
1669: Die Türken erobern Kreta (1897 - 1913 internationales
Protektorat)
1797: Die Franzosen erobern die seit 1401 von Venedig
besetzten Ionischen Inseln
1805 - 1864: Die Ionischen Inseln sind ein englisches
Protektorat
Der griechische Freiheitskrieg,
die Epanastasi, 1821 - 1830
Am 25. März 1821 segnete
der Metropolit Germanos von Patras im Kloster Agía Lávra
die Fahne der Befreiungskämpfer. Seitdem ist das Kloster ein Nationalheiligtum
und der 25. März inzwischen Nationalfeiertag. (Das Kloster wurde
anfang Dezember 1943 im Rahmen des "Unternehmens Kalavryta" von den Deutschen niedergebrannt.)
1864: Ionische Inseln von England
abgetreten
1881: Thessalien von der Türkei abgetreten
1913: Makedonien, Kreta und westliche Ägäis nach den Balkankriegen
abgetreten
1923: Westtrakien von Bulgarien abgetreten
1920: Osttrakien und Ionien im Vertrag von Sèvres erhalten; 1923
im Vertrag von Lausanne verloren
1947: Dodekanes von Italien abgetreten
http://de.wikipedia.org/wiki/Griechenland#Geschichte
Erste Republik, 1828-1833
Haupstadt Nauplion/Nafplion (1829
- 1934)
Joannis Kapodistria, (Ιωάννης Καποδίστριας), 1776 - 1831. Staatsoberhaupt
(Kybernetes) 1828-1831, 1831 ermordet
Durch das Londoner Protokoll vom 3. Februar 1830 (Grossbritannien, Frankreich
und Russland), vom Osmanischen Reich am 24. April anerkannt, wurde Griechenland
zum selbständigen Staat erklärt. (Ein echt freies Griechenland
war den Schutzmächten bis in unsere Zeit allerdings zu gefährlich.)
"Als 1821 das Ende des allzu langen griechischen Mittelalters läutete
und ein Freiheitskampf der vergessenen Griechen gegen die Türken begann,
die fast 400 Jahre lang das Land beherrscht hatten, da brach in allen westeuropäischen
Landern ein Sturm der Begeisterung aus, der Philhellenismus feierte Triumphe,
Freiwillige kämpften auf der Seite der Griechen, Lord Byron, der Lyriker,
starb in Messolonghi, der belagerten Stadt. Vor hundertfünfzig Jahren,
da waren keine Investitionen zu schützen, sondern das gütige Christentum
unterstützte den Kampf gegen die Ungläubigen...
Sieger war das Griechentum keinesfalls. Die Alliierten hatten die Türken
in der Seeschlacht von Navarino vernichtend geschlagen. Die Alliierten ernteten
die Früchte ihrer Politik, erweiterten ihre Einflusssphäre im
östlichen Mittelmeer, bestimmten abwechslungsweise die griechische
Politik, fanden während anderthalb Jahrhunderten immer wieder Griechen,
die ihnen dienten, wobei die Institution eines Königtums diese Dienerstellung
Griechenlands sicherte. Eine weitsichtige Geste der aufgeklärten Alliierten,
die heute noch mehrfach aufgeklärte Demokraten als geschickt und weise
bezeichnen..."
(Quelle: Argyris Sfountiris, Literatur und Widerstand,
Griechenland 1967 – 1974, PROPYLÄA Nr. 15, Sommer 1974)
Königreich,
1833-1924
Haus Wittelsbach, 1833-1862 - Die Bavarokratia
1832 – 1862 Otto I.,
(*1815 in Salzburg; † 1867 in Bamberg), zweiter Sohn König
Ludwigs I. von Bayern, 1832 "von Gottes Gnaden" und auf Wunsch
der Schutzmächte König von Griechenland, 1862 "von Volkes
Ungnaden" abgesetzt
1834: Hauptstadt nach Athen verlegt
1843: Parlamentarische Monarchie
Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg,
1863-1924
1862 – 1913 Georg I. (*1845 in Kopenhagen als 2. Sohn des Königs Christian IX. von Dänemark;
ermordet 1913 in Thessaloniki)
Thessalien wurde 1881, Kreta 1908 erworben. Die meisten Inseln sowie Epirus
und Makedonien (mit Thessaloniki) kamen erst durch die beiden Balkankriege
1912-1913 an Griechenland.
Von 1915 bis in die 30er Jahre:
Die sogenannte "Dichasmos" (Spaltung) teilt die griechische
Bevölkerung in zwei entgegengesetzte Lager: die Königstreuen
und die Venizelisten (Die "Ära Venizelos" (1913-1930/35).
1913 – 1917 und 1920
– 1922 Konstantin I. (*1868 in Athen; † 11. Januar 1923 in Palermo), ältester Sohn
von Georg I., deutschfreundlich, musste 1917 und 1922 abdanken
1916 - 1917 Venizelos leitet eine Gegenregierung, die Nordgriechenland
und Kreta kontrolliert. Sie wurde von den Alliierten des Ersten Weltkrieges
am 19. Dezember 1916 anerkannt.
1917 – 1920 Alexander
I. (* 1893 in Athen; † 1920 in Athen, an einem Affenbiss?), zweiter Sohn von Konstantin I.
1920 – 1922
Republik
1922 - 1924 und 1935 - 1947
Georg II. (*1890 in Turin; † 1947 in Athen), ältester Sohn von Konstantin I. von Griechenland
1919 – 1923: Nach dem 1. Weltkrieg entsandte Ministerpräsident Venizelos "Griechenland
der zwei Kontinente und fünf Meere" Truppen in das türkische
Territorium Smyrna (Izmir), in dem ein hoher Anteil von Griechen lebte.
Als "Kleinasiatische Katastrophe" bezeichnet man aus griechischer
Perspektive die Niederlage im Griechisch-Türkischen Krieg von 1919-1923.
Aus türkischer Sicht handelt es sich dagegen um den Sieg im "Türkischen
Befreiungskrieg".
The Treaty of Sevres (Aug. 10, 1920), post-World War I pact between the
victorious Allied powers and representatives of the government of Ottoman
Turkey. The treaty abolished the Ottoman Empire and obliged Turkey to
renounce all rights over Arab Asia and North Africa. The pact also provided
for an independent Armenia, for an autonomous Kurdistan, and for a Greek
presence in eastern Thrace and on…
The Allies dropped their demands of autonomy for Turkish Kurdistan and
Turkish cession of territory to Armenia, abandoned claims to spheres of
influence in Turkey, and imposed no controls over Turkey's finances or
armed forces. The Turkish straits between the Aegean Sea and the Black
Sea were declared open to all shipping.
1923: Griechenland
verliert im Vertrag
von Lausanne (unterzeichnet im Palais de Rumine) die Gewinne von 1920
wieder. Darüber hinaus muss ein Bevölkerungsaustausch von 1'500'000
Griechen, die in der Türkei leben, und 600'000 Türken, die auf
griechischem Gebiet leben, stattfinden.
Der britische Aussenminister George N. Curzon bezeichnete den Vertrag
von Lausanne als "eine durch und durch schlechte und böse Lösung,
für welche die Welt während der nächsten hundert Jahre
noch eine schwere Busse werde entrichten" müssen. (Völkerrechtliche
Sanktionierung von ethnischen Säuberungen, keine Rechte für
Armenier und Kurden wie in Sevres vorgesehen, unklare Rechte für
die Griechen in Istanbul mit dem Patriarchen von Konstantinopel.)
Zweite Republik,
1924-1935
Königreich 1935-1973
George II (1935 - 1947)
Diktatur
Ioánnis Metaxás (1936 – 1941)
1935 proklamierte General Ioannis Metaxas die Monarchie und liess Georg
II. zurückrufen.
1936 wurde Metaxas vom König zum Regierungschef ernannt.
Nach
der blutigen Niederschlagung eines Streiks ("Epitaphios" vonGiannis
Ritsos, vertont von Theodorakis) suspendierte er am 4. August 1936 Parlament
und Verfassung und errichtete das "Regime des 4. August". Metaxas’
"Neuer Staat" (Neon Kratos) stellte sich in Anlehnung an das
deutsche Dritte Reich als "Dritte Griechische Zivilisation" nach der klassischen Antike und Byzanz dar.
Er stiess dabei kaum auf Widerstand, nur Georgios Papandreou, und die
kommunistische Partei, die sofort verboten wurde, stellten sich offen
gegen Metaxas.
Am
28.10 1940 lehnte Metaxas das Ultimatum Mussolinis zur Kapitulation mit
dem berühmten "ΟΧΙ!" ("Nein!", gesprochen "ochi" mit ich-ch) ab. Dieser Tag ist heute ein nationaler Feiertag.
Deutsch-italienisch-bulgarische Besatzung (1941 – 1944)
Im Zweiten Weltkrieg gelang es
Alexander Papagos, als Oberbefehlshaber der griechischen Streitkräfte,
den am 28. Oktober 1940 von Albanien aus gestarteten italienischen Grossangriff
abzuwehren und eine erfolgreiche Gegenoffensive zu starten, die sich auf
fast ein Drittel des im April 1939 von Italien eroberten Albaniens ausdehnte,
was 1941 zur deutschen Intervention führte.
Im Juni 1941 befand sich ganz Griechenland unter deutsch-italienisch-bulgarischer
Besatzung. in Athen gab es eine "Regierung" von Kollaborateuren.
Der König und die legale Regierung flohen nach Kreta, dann nach Ägypten
schliesslich nach London.
Die Besatzungskräfte plünderten die landwirtschaftlichen und
industriellen Ressourcen des Landes, und verlangten, dass Griechenland
für die Kosten der Besatzung aufkam. Ein fruhes Ergebnis dieser Politik
war die Hungersnot des Winters 1941/42, die etwa 100'000 Opfer forderte.
Der Mangel an Lebensmitteln, eine enorme Inflation, der schwarze Markt
und der tägliche Kampf um das Überleben wurden zum Hauptproblem
des grossten Teils der Bevölkerung.
Am 13. Dezember 1943 töteten deutsche Soldaten in Kalavryta 477 Männer
auf einem in der Nähe gelegenen Feld im Rahmen der Vergeltungsaktion
"Unternehmen Kalavryta".
In Distomo überlebte der kleine Argyris, noch keine vier Jahre alt,
am 10. Juni 1944 ein brutales Massaker der deutschen Besatzungsmacht. Er
kam später ins Pestalozzi-Dorf nach Trogen und doktorierte an der ETH.
Während der Regimes der Obersten war er einer der Führer der Juntagegner
in der Schweiz. Er verlor die griechische Staatsbürgerschaft und musste
dann vierJahre auf den Schweizer Pass warten; linke Demokraten waren in
der Zeit des Kalten Krieges auch in der Schweiz verdächtig... Er setzt
sich für die Wiedergutmachung der Greuel von Distomo ein. 2006 wurde
über ihn der Film "Ein
Lied für Argyris" gedreht.
Partisanenkämpfe (1941
- 1944), Bürgerkrieg (1944 - 1949)
1941 - 1950 gab es 4 Arten von Regierungen a) unter der Kontrolle der Achsenmächte
- b) in den vom Widerstand kontrollierten Gebieten - c) die legitime Regierung
mit dem König im Exil d) "Provisorischen demokratischen Regierung",
eine kommunistische Gegenregierung wahrend des Bürgerkrieges.
Markos grundete im Jahre 1947 in Nord-Griechenland eine Gegenregierung,
zu deren Ministerprasident er ernannt wurde.
Der Widerstand gegen die Besatzungsmacht (und die Kollaborateure) ersetzte
den Widerstand des Heeres. Er wurde von verschiedenen Gruppen geführt,
die sich (wie seinerzeit im spanischen) oft selber bekämpften.
Die Kämpfe gingen
fast nahtlos über in den Bürgerkrieg.
EDES: Im Epirusgebirge
gründete Oberst Zervas die ursprünglich national-republikanische
EDES (Ethnikos Dimokratikos Ellinikos Syndesmos), die sich später
monarchistisch orientierte.
EKKA: (Ethniki
Kai Koinoniki Apeleftherosis) war eine klassisch liberale Bewegung, die
in starker Opposition zur Monarchie stand.
EAM/ELAS: Im Dezember 1941 gründete
die "Nationale Befreiungsfront" EAM (Εθνικό Απελευθερωτικό Μέτωπο)
die "Griechischen Volksbefreiungsarmee ELAS ( Εθνικός Λαϊκός Απελευθερωτικός
Στρατός)", vereinfacht "die Kommunisten, KKE". Die ELAS
entwickelte sich danach zur stärksten
militarischen Macht im griechischen Widerstandskampf und führte
während des Zweiten
Weltkriegs einen erbitterten Partisanenkampf gegen die deutschen, italienischen
und bulgarischen Besatzungstruppen und deren faschistische Kollaborateure;
als "Bergregierung" beherrschte sie 1944 einen grossen Teil
Griechenlands.
Die konservative britische Regierung fürchtete die Errichtung einer
griechischen Volksrepublik und verfolgte daher einen unversöhnlichen
Konfrontationskurs gegen EAM und ELAS, vereinfacht "die Kommunisten.
KKE", um ihren Machtanspruch in Griechenland durchzusetzen. Das führte
Ende 1944 zu bewaffneten Auseinandersetzungen und bürgerkriegsähnlichen
Zuständen.
Dekembriana
Fur den 3. Dezember 1944 war in Athen eine Demonstration angemeldet, dem
einen Tag später ein Generalstreik folgen sollte. Republikaner und
Kommunisten hatten zum Protest gegen die milde Behandlung der Kollaborateure
aufgerufen. Der 3. Dezember ging als Beginn der «Dekembriana» (Dezemberaktion)
in die griechische Geschichte ein.
«Was als nächstes geschah, war so fantastisch unwirklich wie das
Geschehen in einem Film. Die Polizeitruppe über mir (auf dem Balkon
eines Hotels am Syntagma) leerte ihre Magazine direkt in die Menge. Ich
glaubte zuerst, die Polizisten feuerten mit Platzpatronen oder hielten
über die Kopfe der Menge hinweg. Aber das Schlimmste war geschehen.
Mindestens zwanzig Menschen starben.» (Byford-Jones, britischer Presseoffizier)
Der Befehl, auf die friedlichen Demonstranten zu schiessen, kam mit Genehmigung
der Regierung in London: Winston Churchill schreibt in seinen Memoiren:
«Man konnte der Gewaltlosigkeit, mit der die Kommunisten die Stadt eroberten
und sich der Welt als die vom griechischen Volk gewollte Regierung präsentieren
wollten, nur mit Waffengewalt begegnen.»
«Das Meer bebte.
Das Meer stöhnte.
Seine Wasser stiegen an.
Die Verwundeten tauchten die Fahnen ins Blut,
stolperten mit ihren gebrochenen
Knien
und hoben die Fahnen höher.
So ging die Sonne unter am 3. Dezember.»
(Nikiforos Vrettakos, in "Die 33 Tage")
Quelle: Anders Reisen, rororo, 1986)
Mitglieder linker Widerstandsgruppen (ΔΣΕ, Δημοκρατικός Στρατός Ελλάδας)
liefern sich Kämpfe mit dem Regierungsheer, die in der sogenannten
"Schlacht um Athen" mündeten. Nach militärischer Intervention
Grossbritanniens wurde die ELAS entsprechend dem Abkommen von Varkiza
vom 12. Februar 1945 entwaffnet und demobilisiert.
Fighting resumed in March 1946, as a gang of 30 ex-ELAS members, most
of whom were persecuted, attacked a police station in village Litohoro.
Next day, the official KKE paper’s On October 16, Zachariadis announced
a "temporary cease-fire to prevent the complete annihilation of Greece." That treaty marked the end of the Greek Civil War.
Grund für die spärliche
Unterstützung durch die kommunistischen "Bruderstaaten"
war ein Geheimabkommen am Rande der Konferenz von Jalta 1945: Churchill
und Stalin hatten dort ein Einflussverhaltnis von "90 % West zu 10
% Ost" für
Griechenland vereinbart; dies wurde später
von vielen griechischen Kommunisten als "sowjetischer Verrat"
empfunden, da man lediglich ein Bauernopfer Stalins gewesen sei. Von dieser
Zeit an gab es in Griechenland zwei kommunistische Parteien ("KKE"
Κομμουνιστικό Κόμμα Ελλάδας): die damals Desillusionierten bildeten die
"Inlands-KKE", die weiterhin linientreuen Stalinisten die "Auslands-KKE".
Nach dem Ende des Bürgerkrieges (am 6. September 1949) mussten viele
ELAS-Komandeure mit ihren Familien das Land verlassen, um den einsetzenden
Verfolgungen zu entgehen. Sie fanden Aufnahme in Bulgarien und Rumänien.
Viele von ihnen zogen nach 1949 in die neugegründete DDR, wo sie
eine neue Heimat fanden.
Die Oppositionellen waren
im Exil hinter dem eisernen Vorhang oder im Inland m Gefängnis: Die
Geheimpolizei gab die Verhaftungslisten von Metaxas an Papagos, an andere
Rechtsregierungen und später an Papadopoulos weiter.
Die griechische Wirtschaft war durch die drei Kriege (zweiter Weltkrieg,
erster und zweiter Bürgerkrieg) in kurzer Folge zerstort und das
Land verwustet.
"Wenn man seine ideologischen und politischen Folgen mit
in Betracht zieht, endete der Bürgerkrieg
erst 1974." Der Antikommunismus, in jener Zeit ein Element,
das die ganze westliche Welt verband, "durchtränkte
in Griechenland jeden Bereich des sozialen und kulturellen Lebens"
und bildete die Achse, an der sich das gesamte politische Geschehen ausrichtete.
Ab 1958 traten Massnahmen "legalisierten Terrors" in Kraft:
Mitglieder der KKE wurden inhaftiert oder umgebracht, Straflager für
den Dauergebrauch wurden eingerichtet. Doch der Druck reichte in alle
Bereiche des sozialen Lebens. Wer in den Staatsdienst eintreten wollte,
einen Reisepass oder auch nur einen Führerschein haben wollte, musste
eine "Bestätigung
der staatstragenden Gesinnung" vorlegen. Bürger, deren linke
Gesinnung bekannt wurde, waren vielen Arten von Unterdrückung ausgesetzt.
Sie mussten sich als Exilanten in der eigenen Heimat fühlen, da es
der Staat selbst war, der ihnen das Leben schwer machte. Die übermachtige
Rechte verfügte über die militärische
und politische Macht. Die fortschrittlichen Kräfte,
die sich ihr entgegenstellten, hatten kaum Möglichkeiten
zur Einflussnahme.
Paul
I (1947 - 1964), jüngster Sohn von Konstantin I.
1944 - 1952 gab es 18 international anerkannte Regierungen unter 13 verschiedenen
Ministerpräsidenten.
General
Alexandros Papagos, Ministerpräsident
1952 – 1955
1952 ging nach Einführung des Mehrheitswahlrechtes die "Griechische
Sammlung" des General Papagos als überragender Sieger hervor.
Es begann eine Periode der rechtsgerichteten Herrschaft, die bis 1963
andauern sollte.
Konstantin
Karamanlis
Ministerpräsident 1955-1958, 1958-1961, 1961-1963
1955 vom König Paul I. über den Kopf der Parteien hinweg als
Ministerpräsident eingesetzt.
In den acht Jahren (1955 - 1963), da Karamanlis an der Macht blieb,
verband sich sein Name untrennbar mit dem Begriff, der die griechische
Gesellschaft jener Zeit beherrschte: dem des Wiederaufbaus. Dieser Aufschwung,
der sich im Steigen aller wirtschaftlichen Rahmendaten manifestierte,
hatte allerdings auch Schattenseiten. Gleichzeitig sank der Lebensstandard
eines Grossteils der Arbeitnehmer und wuchs die Arbeitslosigkeit. Die
Landbewohner flohen in die Stadt Athen, weil sie dort Arbeit zu finden
hofften; die Stadt wurde zum Moloch. Die Abwanderung ganzer Dörfer
nach Zentral- und Westeuropa begann schon in den 50er Jahren und wurde
gegen Ende der 60er Jahre zu einem Massenexodus, der das Land ausblutete.
Auf der anderen Seite hatte 1922 ein Fluchtlingsstrom aus Kleinasien
zigtausende Entwurzelte in Huttenviertel um die Stadt herum gebracht.
In den folgenden Jahren gesellten sich ihnen politisch motivierte Fluchtlinge
hinzu, die hofften, in der Anonymitat der Stadt Athen dem morderischen
Burgerkrieg zu entkommen. Diese heterogene Mischung entwickelte in den
Jahren des Wiederaufbaus ein neues urbanes Klima. In den 50er und 60er
Jahren bekam das Umland Athens und Thessalonikis das Aussehen einer "riesigen
Baustelle" Diese Entwicklung erfasste spater auch viele Provinzstadte.
Die alten neoklassizistischen Gebaude wurden abgerissen, Athen wurde mit
funfstockigen Baustellen uberzogen und verlor damit viel von seiner Wohnqualitat.
In Griechenland hatte schon vor dem Zweiten Weltkrieg eine verfruhte Verstadterung
eingesetzt, der die Industrialisierung stets weit hinterherhinkte. Diese
Tendenz verstarkte sich nach Kriegsende. (Quelle: Im
Lande Kambanellis)
Konstantin
II (*1940),
König von 1964 bis 1974, im Exil seit 1967
Der Einfluss der höfischen Kamarilla um Königinmutter Friederike
erwies sich als unheilvoll.
Die Wahlen vom 29.10.1961 gewann Karamanlis, wahrscheinlich auf Grund
eines gewaltigen Wahlschwindels: Polizisten und Soldaten stimmten mehrmals
ab, bis zu 30mal. Auf den Wählerlisten fanden sich Verstorbene: "Sogar
die Bäume haben gewählt." Papandreou startet den "ανένδοτος
αγώνας" ("unnachgiebiger Kampf"), der 1963 und 1964 zum
Wahlsieg fuhrte.
1963: Die Ermordung des ehemaligen Spitzensportlers, pazifistischen Demokraten,
Universitatsprofessors und angesehenen Arztes, Leiter der griechischen
Friedensbewegung und Abgeordneten Grigoris Lambrakis (»Z«)
brachte das herrschende System ans Licht, das seitdem in Griechenland "Überregierung" genannt wird und von Geimdienst, amerikanischen
Dienststellen und sogenannten "Beratern" bestimmt war. Der Sturz
von Ministerprasident Karamanlis 20 Tage nach den Ereignissen in Thessaloniki
beendete diese "Überregierung" nicht, sondern führte
– nach einem von Georgios Papandreou eingeleiteten Demokratisierungsprozess
– zum (vom CIA unterstützten) Putsch der "Obristen" am
21. April 1967 und zur blutigen Diktatur.
1963, 22.05. Attentat auf Grigoris Lambrakis in Thessaloniki - 27.05.
Tod von Lambrakis (»Z«) - 01.06. Demission und Exil von
Karamanlis.
Georgios
Papandreou sen. gewann mit der Zentrumsunion 1963 und
1964 die Wahlen und war 1964 - 1965 Premierminister.
1965, am 15. Juli entliess
der König die Regierung Papandreou gegen die Parlamentsmehrheit,
woraufhin 5 instabile Regierungen ohne Parlamentsmehrheit von Königs
Gnaden folgten.
"Apostasia" von 1965 (Αποστασία του 1965) oder "Iouliana"
(Ιουλιανά) wird der Abfall einer Gruppe von Parlamentariern der Zentrums-Union
von Papandreou genannt, die unter der Führung von Konstantinos Mitsotakis
die Partei verliessen und von König Konstantins Gnaden eine Regierung
ohne Mehrheit bildeten, nachdem der König die legale Regierung Papandreou
entlassen hatte.
1965, 21.07. Sotiris Petroulas wird von der Polizei umgebracht.
Σωτήρη Πέτρουλα, Σωτήρη Πέτρουλα
σε πήρε ο Λαμπράκης, σε πήρε η λευτεριά.
Μάρτυρες, ήρωες οδηγούνε
τα γαλάζια μάτια σου μας καλούνε.
Σωτήρη Πέτρουλα, Σωτήρη Πέτρουλα
Αηδόνι και λιοντάρι, βουνό και ξαστεριά.
Μάρτυρες, ήρωες οδηγούνε
τα γαλάζια μάτια σου μας καλούνε.
Σωτήρη Πέτρουλα, Σωτήρη Πέτρουλα
Κοπέλες, παλληκάρια σε κλείνουν στην καρδιά
Μάρτυρες, ήρωες οδηγούνε
τα γαλάζια μάτια σου μας καλούνε.
Σωτήρη Πέτρουλα, Σωτήρη Πέτρουλα
οδήγα το λαό σου, οδήγα μας μπροστά.
Μάρτυρες, ήρωες οδηγούνε
τα γαλάζια μάτια σου μας καλούνε.
|
Am 21. Juli 1965 hielt Theodorakis eine
Rede. Er wird von Sotiris Petroulis, einem 23jährigen Studenten,
durch die Menge getragen. Später am Abend wird Petroulas durch
ein Trängasgeschoss getötet, das an seinem Kopf explodierte.
Die Polizei lässt seine Leiche verschwinden.
Am Morgen des 22. Juli 1965 beobachten einige Mitglieder der Lambrakis-Jugend
in Kokkinia eine Gruppe von Polizisten, die im Begriff
waren,
die Leiche von Petroulas zu vergraben. Sie benachrichtigen Theodorakis,
der dank Untertützung der Quatierbewohner die Polizei zur Herausgabe
des Leichnams zu veranlassen.
Am 23. Juli begleiteten Hunderttausende den Leichenzug von der Kathedrale
zum Friedhof. Das Lied "Sotiri Petroula", das Theodorakis
für seinen Freund geschrieben hatte, ging in der Menge von Mund
zu Mund. |
"Dieses Buch ist ein Erinnerungsbuch, jenem Griechenland zum
Gedenken, das vor dem Staatsstreich der Obersten war. Die meisten
der hier gesammelten Skizzen sind in den Jahren 1964 und 1965 entstanden.
Damals war das Land von einem verheissungsvollen geistigen Aufbruch
gepragt. Die Notstandsmassnahmen, die seit dem Bürgerkrieg
(1946 bis 1949) in Kraft waren, wurden abgebaut. Eine dringliche Schulreform
wurde eingeleitet. Die Hoffnung auf einen Ausbau der Demokratie stieg.
Die Begeisterüng
für eine bessere
Zukunft fand in einer wahren Gesprächs
und Diskussionsorgie Ausdruck. Die Reformen, die aus Hellas ein entwickeltes
Land zu machen suchten, kamen jedoch nicht über
Ansätze hinaus.
Die Hüter der
hergebrachten Ordnung hatten die Bewegung, die entstanden war, als
Gefahr betrachtet. Sie schlugen zuruck: zunächst
mit dem «königlichen
Staatsstreich» vom 15. Juli 1965: König
Konstantin entliess den Ministerpräsidenten
Georgios Papandreou, dessen Zentrumsunion bei den Wahlen vom 16. Februar
1964 53% der Stimmen erhalten hatte, und hierauf mit dem selbst für
den Hof und die royalistische Generalitat unerwarteten Putsch der
Obersten vom 21. April 1967. Der Geheimdienstexperte Papadopoulos
und der Panzerexperte Pattakos hoben die bürgerlichen
Freiheiten auf und gaben dem westlichen Europa eine neue Diktatur
mit Pressezensur, militärischen
Sondergerichten, Konzentrationslagern und vollen Gefängnissen.
Griechenland, wo bisher das Reden fast gleichbedeutend mit Leben war,
wurde zu einer Statte der Stille. Das ist die neue griechische Art
des Widerstandes. In der Erinnerung lebt das redselige Hellas. Die
Erinnerung liefert den Faden für
Zukunftsgedanken. Durch die Diktatur ist das freie Griechenland ein
unbekanntes Land geworden. Ihm sind diese Skizzen gewidmet."
(Paul L. Walser, Mit
der Akropolis im Rücken, Atlantis-Verlag, 1969) |
Diktatur der Militärjunta
(1967-1974)
Kurz
vor den Wahlen putschte am 21. April 1967 eine Gruppe konservativer Offiziere
unter Georgios Papadopoulos ("Obristen-Putsch") und errichtete
ein diktatorisches Regime ("Militärjunta") mit Ausnahmezustand,
Gleichschaltung der Presse, Massenverhaftungen und -deportationen (darunter
Mikis Theodorakis) sowie Konzentrationslagern. "Wir wollen das Griechenland
der christlichen Griechen retten" ist der Slogan der Militärjunta.
Sie verboten Männern das Tragen langer Haare; Mini-Röcke; Sophokles;
Tolstoi; Euripides; das Gläserwerfen nach Trinksprüchen; Arbeitskämpfe
bzw. Streiks; Aristophanes; Ionesco; Sartre; Albee; Pinter; Pressefreiheit;
Soziologie; Beckett; Dostojewski; Pop-Musik; moderne Mathematik und den
Buchstaben »Z«, der im Altgriechischen: "Er lebt!"
bedeutet – und von den Lambrakis-Anhängern nach dem Mord immer wieder
als Losung benutzt wurde.
Das NATO Kodewort heisst »Prometheus«.
Dieser Plan war schon 1950 in Zusammenarbeit mit NATO-Dienststellen ausgearbeitet
und 1964 auf einer NATO Konferenz in Paris uberpruft worden. Fur den Fall
eines kommunistischen Angriffs von aussen sah er die Besetzung aller strategisch
wichtigen Punkte Griechenlands vor. Nach einer seit 1949 gefuhrten geheimen
schwarzen Liste sollten alle Kommunisten und Kommunisten-Verdachtige schlagartig
verhaftet werden. Oberst Papadopoulos, Generalstäbler und Geheimdienst-Offizier,
beherrschte den Plan »Prometheus« bis ins letzte Detail.
"Wir haben terroristische Verbrecher von der Amnestie ausgeschlossen.
Für die Gefangenen auf Guantanamo Gyaros stellt sich diese
Frage einfach deshalb nicht, weil sie weder angeklagt noch überhaupt
verurteilt sind. Bei ihnen handelt es sich um hartnäckige Kommunisten,
die aus Gründen der vorbeugenden Sicherheit inhaftiert sind.“
(Erklarung von Giorgios
Papadopulos uber Radio Luxemburg am 23. Januar 1968)
Konstantin II. nahm die Diktatur zunächst ohne Protest hin; am 13.
Dezember 1967 versuchte er, mit einem erfolglosen Gegenputsch wieder an
die Macht zu kommen. Er ging, ohne abzudanken, ins Exil; mit ihm auch der
Premierminister. Griechenland war so ohne Staatsoberhaupt und Regierungschef.
Der Revolutionsrat ernannte Major Zoitakis zum Regenten, der seinerseits
Oberst Papdopoulos als Premierminister einsetzte. 1972 setzte das Kabinet
Zoitakis ab und ersetzte ihn durch Papadopoulos. Am 1. Juni 1973 rief Papadopoulos
die Republik aus und wurde bis im November 1973 Staatspräsident, als
er von seinen Putschfreunden gestürzt und verhaftet wurde.
Da das Regime extrem antikommunistisch war, wurde es von den USA unterstützt
- vielleicht schon beim Umsturz. Am 20. November 1999 entschuldigte sich
Bill Clinton in Athen für diese Unterstützung: "When the
junta took over in 1967, the United States allowed its interests in prosecuting
the Cold War to prevail over its interest, I should say its obligation,
to support democracy, which was, after all, the cause for which we fought
the Cold War."
Für das folgende Zitat
aus einer bundesdeutschen Zeitschrift lehne ich jede Verantwortung ab!
«Der Militarputsch vom April 1967 führte
zur Konsolidierung Griechenlands im militarpolitischen Sinne, d. h. eine
drohende Gefahrdung eines Teils der Sudostflanke der NATO konnte abgewendet
wer den. Der Ruf der westeuropaischen Linken, vor allem der Jungsozialisten,
nach moralischer Isolierung und Boykottierung der Militarjunta wurde von
einsichtigen und weitblickenden Regierungsvertretern und Wirtschaftsmanagern
im Westen nicht in die Tat umgesetzt. Das okonomisch prosperierende Griechenland
wird von Jahr zu Jahr für
Investitionen auslandischen Kapitals stets anziehender.»
(Wehrkunde)
1968 wird Griechenland am 31. Januar nach einer aufsehenerregenden Abstimmung
aus dem Europarat ausgeschlossen, obwohl die Vereinigten Staaten das Putschistenregime
anerkannten.
1968 verübte Alexandros
Panagoulis ein Attentat auf den Diktator, verfehlte jedoch sein Ziel.
Er wird zum Tode verurteilt; aber die Strafe wird nie vollstreckt, sondern
Panagulis stattdessen des Landes verwiesen dank des internationalen Drucks,
der seine Freilassung forderte. Panagoulis starb am 1. Mai 1976 im Alter
von 38 Jahren als Folge eines Verkehrunfalls in Vouliagmeni Avenue (Athen),
einige Tage nur vor der Offenlegung von Archiven der Militarpolizei der
Diktatur (E.S.A Archive), die er besass. Diese Archive wurden nicht offengelegt,
und sollen Informationen beinhalten uber die Kollaboration von wichtigen
Politikern mit der griechischen Junta. Es wurde viel spekuliert von der
griechischen Presse uber den Verkehrsunfall und seine Ursachen, der als
Versuch angesehen wurde seine Stimme verstummen zu lassen.
Das sollte die letzte
Demonstration gegen die Militärdiktatur bis zum November 1973 sein,
als sich die Studenten des Polytechnikums verbarrikadieren: ein bewaffneter
Aufstand gegen die Obristenjunta, die Panzer gegen die Studenten einsetzte.
Mit einem Piratensender im Athener Polytechnikum (Technische Hochschule)
verbreiteten sie ihre politische Kritik in Athen. Wie in Paris im Mai
1968 gingen oppositionelle Arbeiter und Sympathisanten aus der Bevolkerung
ins Polytechnikum, und gemeinsam wurden Widerstandskomitees gegrundet
- ohne Hierarchie oder Organisation, ohne Ruckendeckung der linken Partei
- besetzten sie die Hochschule.
Die Militarjunta, die sich durch die Koalition aus Studenten und Bevolkerung
bedroht sah, ruckte am 17. November 1973 mit Panzern an. 20 Menschen starben
nach offiziellen Angaben, auslandische Beobachter rechnen mit mehr als
50, die Zahl der Verletzten ist unbekannt.
Bis zuletzt informierte der Sender des Polytechnikums die Athener; Samstag,
17.11. 73, 2.25 Uhr:
«Soldaten, Brüder, ihr werdet doch nicht die Waffen gegen Brüder richten,
ihr werdet nicht eure Brüder erschiessen. Wie konnt ihr auf eure Brüder
schiessen?»
Letzte Meldung des Senders, bevor Panzer das Tor der Universitat eindrückten
und auf die Studenten und die Arbeiter, die sich mit ihnen verbündet hatten,
schossen: «Griechen, die Panzer haben in diesem Augenblick ihre Kanonen
auf die Hochschule gerichtet. Die Studenten haben ihre Hemden aufgeknopft
und zeigen ihre Brust, die einzige Waffe, die sie haben.»
Jedes Jahr findet um den 17. November vor den Toren des Polytechnikums
eine Gedenkfeier fur die Toten statt. Studenten und Schuler sammeln fur
Kranze mit der weissen Friedenstaube, Tausende ziehen durch die Strassen.
Das Zypernabenteuer (Putsch
gegen Makarios, um Zypern mit Griechenland zu vereinigen; gefolgt vom
Einmarsch der Türken) der Junta führte 1974 zum Zusammenbruch
der Militärdiktatur und zur Rückkehr zur Demokratie unter Konstantin
Karamanlis.
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