Schwundgeld und Negativzinsen
...Man stelle sich vor, der Bundesrat oder der Internationale Währungsfonds hätten Ende 2007 dekretiert: «Bis zum Ende der Krise werden sämtliche Wertschriften inklusive Banknoten pro Monat um 2,5 Prozent entwertet.» Was dann passiert wäre, ist klar: Statt ihre Guthaben vergammeln zu lassen, hätten die Wertschriftenbesitzer Häuser gebaut, teure Autos gekauft oder Reisen gebucht. Nach dem Motto: Geniesse, solange es noch hat.
Die Krise wäre beendet gewesen, bevor sie richtig angefangen hätte.
Die Idee ist bestechend und deshalb nicht neu. Sie wurde früher unter dem Stichwort "Schwundgeld" diskutiert (sieheBox).Moderne Ökonomen sprechen lieber von Negativzinsen...
(SonntagsBlick, 15. März 2009, S. 30/31, Werner Vontobel)
(In der Box fasst Vontobel das "Experiment von Wörgl" zusammen, leider ohne auf die Ideengeber, die Freiwirtschafter, hinzuweisen.) Vontobels Rezepte: Regiogeld.
Lokale Währungen waren in der Krise der Dreissigerjahre ein grosser Erfolg.... Weil sie aber das Währungsmonopol des Staates durchbrachen, wurden diese Währungen 1933 verboten.
Seit der Rezession der Neunzigerjahre ist die Zahl der Lokalwährungen in Deutschland auf über zwei Dutzend gestiegen.
In der Schweiz gibt es die Lokalwährung "Talent", die in Krisenzeten immer wieder aufblüht.
Bedeutender ist das WIR-Geld, das vor allem in Bau uns Detailhandel genutzt wird...
Die Welt braucht ohnehin ein besseres Währungssystem – warum nicht eines, das unten beginnt?
(Sonntagsblick 1. März 2009, Hervorhebungen vom Autor)
Leider erwähnt Vontobel nicht, dass die Initiatoren aller dieser Regiogelder
von den Ideen der Freiwirtschafter inspiriert waren. (webmaster)
Steuersenkungen:
Nur gut für Reiche
Die Senkung der Steuersätze ist indessen nicht für alle gut. Tiefere Steuern nützen vor allem den Topverdienern und Reichen. Den anderen schadet der Steuerwettbewerb sogar. Dann, wenn Bund, Kantone oder Gemeinden die ausbleibenden Steuern mit höheren Tarifen kompensieren – zum Beispiel für das Abwasser. Damit belasten sie besonders die Mittelstandsfamilien...
Weniger Steuern, dafür mehr Gebühren.
(Blick, 12. März 2007)
71% gegen Blocher
Die SVP hat die Nationalratswahlen zu einem Plebiszit für Blocher und
ihre Ziele* umfunktioniert. Ganze 29% sind ihnen gefolgt. 71% der
Stimmenden sind also gegen Blocher!
* Wir wollen der Europäischen Union nicht beitreten.
Wir wollen die kriminellen Ausländer ausschaffen.
Wir wollen für alle die Steuern senken.(vgl. nächstes Zitat)
Firmen
profitieren, Arme zahlen weiter
So lautete der
Leitartikel auf der Titelseite (neudeutsch "Frontpage") der
"Neuen Luzerner Zeitung" am 2. Oktober 2007. Tags zuvor hatte
der Nationalrat beschlossen, die Gewinnsteuern der Unternehmen um 3,7
Mia zu schenken senken; der Ständerat
lehnte es ab, das Existenzminimum von den Steuern zu befreien.
P.S.
In der Kolonne daneben war zu lesen: "Kritiker betonen, die Banken
hätten ärmere Amerikaner gerade zu Hauskauf ermuntert."
Wohneigentum:
Mythos, Traum oder Fegefeuer?
Traum vom Eigenheim
Es vergeht kaum ein Tag ohne dass neue Villen "am Abhang mit unverbaubarer
Aussicht" oder "20 Minuten ausserhalb der Stadt" (20 Minuten
Autobahn ab Stadtgrenze ohne öffentlichen Verkehr?) angeboten werden.
Das freut
die Grundeigentümer. die Millionen auf sicher haben
die Bauindustrie, die Millionen auf sicher hat
die Gemeinden, die auf Steuern hoffen
die Wohnungssuchende, die ein Häuschen haben, solange sie die Zinsen
bezahlen können und ihr Heim nicht zwangsversteigert wird
die Autoindustrie, die Zweitautos auf sicher hat.
Freude herrscht?
Der Hauseigentümerverband* HEV Schweiz hat die "Zwillingsinitiative“**
lanciert, welche aus zwei zeitgleichen eidgenössischen Volksinitiativen
zum Bausparen ("Eigene vier Wände dank Bausparen“) und
zur Eigenmietwertbesteuerung ("Sicheres Wohnen im Alter“) besteht.
* früher nannte man sie auf schweizerdeutsch "Hus-
und Grundeigentümer"; ein Freund von mir sprach vom "Grus-
und Hundeigentümer"
** "Zwillingsinitiativen"
gab es schon einmal...
Der Mythos des Wohneigentums
Dazu meint "Der
Bund" am 8. September 2007:
Über das Lehrbuchbeispiel einer unsinnigen Subvention
Der Mythos des Wohneigentums
Zwei neue Volksinitiativen brachten diese Woche ein altes Anliegen wieder
au aufs Tapet: die stärkere «Förderung des Wohneigentums".
Die neuen Initiativen ändern aber nichts am alten Befund: Es gibt
keinen überzeugenden Grund, Wohneigentum zu subventionieren.
Der Artikel von Hansueli Schöchli zieht die Schlussfolgerung:
"Worum geht es also bei den immer wieder neu gestellten Forderungen
nach zusätzlicher «Förderung» von Wohneigentum?
Es geht um das, worum es bei politischen Vorstössen oft geht – um die Bevorzugung einer Gruppe zulasten aller anderen."
Auf der gleichen Internet-Seite wirbt die Postfinance: "Verwirklichen
Sie Ihren Traum vom Eigenheim."
Hausbesitzer im Fegefeuer
Am 9. September schrieb Heike Buchter in der "NZZ am Sonntag"
einen Artikel mit dem Titel "Amerikas Hausbesitzer im Fegefeuer".
Auch die Untertitel sind vielsagend: "Tiefe Zinsen als Lockvogel"
und Tummelplatz für "Ganoven".
Das Elend griff auch auf die Schweiz über: Die UBS muss im 3. Quartal
2007 4 Milliarden faule Kredite abschreiben. Das bedeutet auf der andern
Seite des Atlantiks: Hausbesitzer haben in Zwangsversteigerungen nur bei
den von der UBS gekauften Hypotheken mindestens 4 Milliarden verloren...
Am 2. Oktober wird bekannt, dass der Credit Suisse den Richtsatz für
flexible Hypotheken um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 % erhöhen wird.
Grundeigentümer
Gestern las ich zufällig, was Fritz
Schwarz 1956 in der Zeitschrift der Liberalsozialisten "Freies
Volk" aus dem Buch von Adam Smith "Der Wohlstand der Nationen" (1776) zitiert hat:
«Die Grundeigentümer sind die einzigen unter den drei Ständen,
denen ihre Einkünfte weder Arbeit noch Sorgen kosten, sondern ihnen
sozusagen von selber, unabhängig von irgendwelchen besonderen Plänen
oder Unternehmungen zufliessen...
Sowohl diese Grundrente als die gewöhnliche Bodenrente sind eine
Art von Einkommen, das der Eigentümer in vielen Fällen ohne
jede eigene Sorge oder Mühe geniesst. Würde ihm also auch ein
Teil dieses Einkommens zur Befriedigung der Staatsbedürfnisse entzogen,
so litte doch keine Art des Gewerbefleisses darunter.» (02.10.07)
Privateigentum scheint unantastbar
... Rund 6o Prozent der Ufergrundstücke sind zudem grundbuchamtlich
mit einem Wegservitut belastet. Der Kanton könnte die Besitzer dazu
zwingen, ihre Vorgärten preiszugeben. Die Schönen und Reichen
müssten es hinnehmen, dass das Fussvolk vor ihren Pärken, Liegestühlen
und Augen am Wasser flaniert.
Doch der Kanton trifft keine Anstalten, von seinem Recht Gebrauch zu machen:
Umwelt, Wasser, Uferschutz und die enormen Kosten: So lauten die Argumente
der Gegner des Seeuferwegs. Die nötigen Wasserbauten, drohende Entschädigungsforderungen
und gerichtliche Auseinandersetzungen kämen viel zu teuer. Doch das
sind alles vorgeschobene Gründe: Die Regierung stuft das Recht auf
Privateigentum schlicht höher ein als das Interesse der machtlosen
Mehrheit, die gern dem See entlang spazieren möchte...
Der "private Boden" am See scheint unantastbar – und die
Zürcher Regierung wagt es nicht den Gegenbeweis anzutreten...
(Tages-Anzeiger, Samstag, 12. September 2007
Wohneigentum wird teurer und teurer
Innert Jahresfrist haben die Preise für Einfamilienhäuser in der
Schweiz um über 8 Prozent zugenommen. Spitzenreiterin ist die Genferseeregion...
(Tages-Anzeiger,
Samstag, 12. September 2007
Sozial-Schmarotzer
200 000 000 Franken
- Der frühere Warenhauskonzern Jelmoli verkauft sein gesamtes Liegenschaftenportefeuille
für 3,4 Milliarden an ein israelisches Konsortium. Auf dem Gewinn wären
Grundstückgewinnsteuern von rund 200 Millionen Franken zu zahlen gewesen.
Die Immobiliengesellschaften wurden aber vorher in eine niederländische
Gesellschaft ausgelagert, so dass der Deal steuerfrei über die Bühne
ging. Da die Steuerbehörde ihren Segen dazu gab, wurde keine
Strafverfolgung eingeleitet. (NZZ am Sonntag, 26.
August 2007)
(27.10.2008: Der Deal der Dealer ist wegen der amerikanisch-globalen
Immoblien-Krise (noch) nicht zustande gekommen.)
Halt - das war falsche Meldung.
200 000 Franken - Ein Sozialhilfebetrüger wurde wegen rund
200 000 zu Unrecht bezogener Sozialhilfe und SUVA-Rente zur 14 Monaten Haft
verurteilt, davon 5 Monate unbedingt. (1.9.2007)
Rechne, hiess es in Strübis Rechenbüchlein!
5 Monate mal 1000 = 5000 Monate = 416 Jahre und 8 Monate.
Zum Thema: Wiedereinführung
der Armenjagden im 21. Jahrhundert? und
Die wahren
Schmarotzer (Beobachter 17/07)... Steuerhinterzieher und Schwarzarbeiter...
Die neuen
Fürsten
... ES IST NICHT die Zeit des
sozialen Staates. Es ist überhaupt nicht die Zeit des Staates. Es ist
Manager Zeit! Die globalisierten Firmenlenker setzen ihre Interessen durch:
gegen die sozial Schwächeren, gegen den Staat.
DER STAAT wird durch Steuersenkungen um seine Kraft gebracht, durch Privatisierungen
um seine Macht. Manager der hohen und höchsten Gehaltsstufen brauchen
keinen Staat. Sie richten sich in eigens für sie geschaffenen Steuerghettos
ein wie Schwyz, Zug, Obwalden. Was interessiert sie da die übrige
Schweiz?
... WAR DAS 19. Jahrhundert geprägt vom Klassenkampf, kam es in
der demokratischen Welt im 20. Jahrhundert zum Ausgleich der Klassen,
so zeichnet sich im 21. Jahrhundert der Kampf der neuen globalen Manager
Klasse gegen die Demokratie ab.
DER SYSTEMATISCHE Rückbau und Abbau des demokratischen Staates schafft
schon heute Raum für private Macht ganz wie vor 250 Jahren, als Feudalherren
über die Menschen in ihren Besitztümern verfügten. Von
den Landesherren der feudalen Vergangenheit zu den Unternehmensherren
einer neofeudalen Zukunft?
...
(Frank A. Meyer, SonntagsBlick, 12. März 2006, S.23)
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Global
4 Fragen... und eine Antwort
Warum kassieren
unsere Manager heute fünfmal mehr als vor zehn Jahren?...
Warum hat
der Nationalrat diese Woche ein Gesetz verabschiedet, das Kadern 50 Prozent
Steuerrabatt auf Mitarbeiteraktien gewährt? ...
Warum hat
der Zürcher Stadtrat diese Woche ein Besoldungsreglement vorgelegt,
das weitere Kürzungen vorsieht? ...
Warum werden
bei Volkswagen die Löhne um 20 Prozent gesenkt? ...
Weil sich die grosse
Mehrheit mit immer kleineren Stücken vom globalen Kuchen
zufrieden geben muss, bleiben für die wenigen umso grössere
Stücke übrig....
In den USA
kassiert das reichste Prozent der Steuerzahler heute 16 Prozent aller
Einkommen, doppelt so viel wie vor 20 Jahren.
Wollen wir
wirklich, dass es bei uns auch so wird?
(Ausschnitte
aus "Global" von Vontobel, SonntagsBlick, 12. März 2006,
S. 17)
mehr? – weniger? - wovon?
SCHLIMMER NOCH:
Der Begriff des Wirtschaftswachstums ist geradezu die vorsätzliche
Verneinung jeglicher Kreativität und Fantasie. Wer Wirtschaftswachstum
will, fordert mehr von irgendetwas, ohne darüber nachdenken zu müssen,
von was genau. Mehr Autos? Mehr Freizeit? Mehr fettarme Eiswaffeln?
FRAU MERKEL weiss es nicht. Ihre Kreativität reicht
noch nicht einmal soweit, dass sie sich diese Frage stellt. Dafür hat
sie haarklein dargelegt, wovon Deutschland weniger braucht: weniger Staat,
weniger Gesundheitsausgaben, weniger Bürokratie.
(Vontobel, SonntagsBlick, 29. Januar 2006)
Sonntags-Schlagzeilen
29. Januar 2006
SonntagsBlick
Seite 1:
CIA-AFFÄRE: Schweiz entschuldigt
sich
- Der Kniefall vor den Amis
- Blocher schiesst gegen Marty
Seiten 2/3:
Geheimdienstler gehen vor der
CIA auf die Knie ...und morgen verschweigt man uns
die Wahrheit
Seite 5:
Blocher bremst Sonderermittler Marty aus
Seiten 8/9
CIA-Affäre «Die
Schweiz muss öffentlich Druck machen»
SonntagsZeitung
Seite 1:
Schärfere Praxis für
CIA-Überflüge - Schweizer Ausssendepartement reagiert...
Seite 3:
CIA-Flüge: Schweiz macht Druck - Bewilligungsverfahren zur Luftraum-Nutzung
wird massiv verschärft
WEISS DIE SVP, wovon sie spricht?
Wahrscheinlich nicht, sonst müsste man ihr Zynismus vorwerfen. Verachtung
gegenüber den mehr als eine Million zählenden Menschen in der
Schweiz, die laut Caritas in Armut leben.
«DAS REZEPT»,
so liess die SVP verlauten, «heisst Steuererleichterung für Unternehmen.
Nur mit besseren Rahmenbedingungen für die Unternehmer kann die Armut
bekämpft werden.»
«RAHMENBEDINGUNGEN»
klingt immer gut. Deshalb kämpft die SVP mit demselben Rezept auch
für den Standort und gegen die Wachstumsschwäche, die Staatsschulden,
die Arbeitslosigkeit und den allgemeinen Zerfall der Sitten.
DOCH IM KONKRETEN FALL
passt der SVP Passepartout gar nicht: Die Rahmenbedingungen sind so gut
wie nie. Die börsenkotierten Industrieunternehmen haben in diesem Jahr
rund 50 Milliarden Franken Bruttogewinn gemacht, aber nur 18 Milliarden
investiert. 1990 reichten die Bruttogewinne knapp, um die Investitionen
zu finanzieren.
DIESE GEWINNEXPLOSION
ist nicht vom Himmel gefallen. Sie ist vielmehr das Ergebnis von Personalabbau
und Lohndruck. Die Arbeitslosigkeit und der Zerfall der Lohneinkommen sind
die Kehrseite der hohen Gewinne und Gewinnansprüche. Investiert wird
nur noch, wo Toprenditen locken.
DIE RAHMENBEDINGUNGEN
sind in der Tat schlechter geworden. Fragt sich nur, für wen.
(Vontobel, Oh Caritas, SonntagsBlick, 1. Januar 2006)
Wegen Vontobel lohnt es sich, am Sonntag früh aufzustehen...
La
Bourse flambe, l'employé tremble
DECALAGE: L'exercice
2005 s'annonce excellent pour les actionnaires mais pas pour les salariés.
Alors que le Swiss Performance Index (SPI) a gagné 34,78% depuis
le 1er janvier 2005, le fossé se creuse entre les employés
et les entreprises qui alignent de bons résultats tout en continuant
à licencier.
(24heures, 23 décembre2005, page 1)
La Bourse sable le champagne
et les salariés trinquent
POINT FORT
FINANCE: 2005 sera un millésime exceptionnel pour
la place financière suisse, qui devrait signer le troisième
score de son histoire. Mais le fossé se creuse entre les salariés
et les entreprises, qui alignent les bons résultats, tout en continuant
à licencier.
La Bourse suisse se trouve dans le bon wagon des meilleures places financières
en 2005, contrairement à Wall Street. Les courtiers et les banquiers
peuvent donc s'attendre à de substantiels bonus.
(24heures, 23 décembre2005, page 1)
Neoliberal
ist nicht liberal, ist nicht freisinnig
Die neoliberale Staatssicht
ist ökonomisch verengt, was dazu geführt hat, dass der bürgerliche
Staat, wie ihn der Schweizer Freisinn gründete, wie ihn die deutschen
liberalen verfehlten, heute obsessiv als freiheitsfeindlich verleumdet
wird. Doch die freisinnigen Revolutionäre haben einst Freiheitsbäume
gepflanzt. Der demokratische Rechtsstaat war Freiheitsstaat Garant der
Freiheit. Er ist es immer noch.
(Frank A. Meyer: Der Freiheitsstaat in "Sie +
Er", Sonntagsblick, 18. Dezember 2005) |