Alt, aber aktuell


Auch alt, aber blöd. Vielleicht noch aktuell?


Schutz der politischen Häftlinge (1951!)

In seinem letzten Amtsjahr als Nationalrat reichte der Freiwirtschafter Werner Schmid (WSZ) eine Motion ein, die ein weltweites Echo auslöste:

«Der Bundesrat wird eingeladen, den Abschluss einer internationalen Konvention zum Schutze politischer Häftlinge in die Wege zu leiten.»

Der Vorstoss wurde schon bei Einreichung von 76 Ratsherren unterstützt und fand einhellige Zustimmung bei Rat und Regierung.

Johannes Merz bringt in seiner Broschüre "Werner Schmid - ¼ Jahrhundert Parlamentsarbeit" (Liberalsozialistische Partei der Schweiz, Bern 1972) Ausschnitte aus der Begründung, die WSZ im Frühjahr 1971 vortrug:

«Wenn wir in unserer Jugendzeit von unsern Lehrern in Museen und alte Schlösser geführt wurden und dort die Folterwerkzeuge und Folterkammern sahen, dann überlief uns ein kaltes Grauen. Niemand von uns hätte gedacht, dass es wieder einmal so weit kommen könnte. Die schwedische Schriftstellerin Ellen Key hat zu Beginn unseres Jahrhunderts ein Buch geschrieben: "Das Jahrhundert des Kindes." Sie hat sich arg getäuscht. Es ist ein Jahrhundert der Gewalt, der Brutalität, der Folter geworden. Schon der Umstand allein, dass es politische Gefangene gibt, ist bedrückend . . . . Nicht genug damit, dass sie aus ihrer Familie gerissen wurden, werden sie noch gequält, gemartert, gefoltert, misshandelt in der abgründigen Verlassenheit ihrer Zellen . . . . Es gibt Länder in allen Kontinenten, in denen gefoltert wird, es wird diesseits und jenseits des Eisernen Vorhanges gefoltert.

Dürfen wir, wenn solches geschieht in der Welt, schweigen? Wir dürfen es nie und nimmer. Kann die Neutralität uns hindern, für Menschenrecht und Menschenwürde ein zu stehen? Nie und nimmer. Hier ist uns die Kainsfrage gestellt: "Soll ich meines Bruders Hüter sein?" Wir sollen es sein . . . . Diese humanitäre Aufgabe muss auch und vor allem von der Schweiz gelöst werden . . . . Die Seltenheit eines solchen Schrittes gibt ihm doppeltes Gewicht. Es handelt sich um eine Fortsetzung der Rotkreuz Idee.»

Nachdem der Redner den Inhalt der Konvention skizziert hatte (Verzicht der Staaten auf Folterung, ordentliches Gericht, menschenwürdige Unterkunft, ärztliche Betreuung, zentrales Register aller solchen Häftlinge, internationale Kontrollinstanz mit Inspektionsrecht), fuhr er fort:

«Wir wollen die Schwierigkeiten . . . nicht unterschätzen, aber sie sollen uns Ansporn sein, sie zu unternehmen. Der Umstand, dass die Aktion von der Schweiz aus eingeleitet wird, hätte allein schon eine präsumtive Wirkung. Die Zustimmung zu dieser Motion, die aus aller Welt erfolgte, dass sie ein positives Echo gefunden hat...»

Werner Schmid (1898-1981) zeichnete seine Leitartikel in den Organen "Die Freiwirtschaftliche Zeitung" und "Freies Volk" mit "WSZ". 1924-1956 war er Primarlehrer, 1956-1963 leitet er das von Gottlieb Duttweiler gegründeten "Büro gegen Amts- und Verbandswillkür". Er gehörte als Freiwirtschafter 1942-1946 und1958-1959 dem Zürcher Stadtparlament und 1943-1947 und 1959-1965 dem Zürcher Kantonsrat an. Von 1947-1951 und von 1962-1971 war er Nationalrat.


Dr. h. c. Benito Amilcare Andrea Mussolini

In der öffentlichen Meinung der Schweiz, die noch vom Trauma des Generalstreiks von 1918 geprägt war, erweckte der Faschismus Interesse, ja sogar Bewunderung, weil man die Niederlage des Kommunismus in Italien auf ihn zurückführte... Die waadtländische Rechte schien von der Persönlichkeit des Duce, der sich als Immigrant einst in der Waadt aufgehalten hatte, besonders fasziniert zu sein. (Quelle: Historischen Lexikon der Schweiz, Bern)
1902/03: Nach seiner Flucht vor dem Militärdienst hielt Mussolinis sich 1902/03 in Lausanne auf. Darum ranken sich verschiedene Geschichten: Er soll, als er unter einer Brücke nächtigte, als Vagant verhaftet worden sein oder bei Pareto Nationalökonomie studiert haben.
1922/23: Bei den Friedensverhandlungen mit der Türkei nächtigte er standesgemäss im Beau-Rivage Palace.
1937 verlieh die Sozial- und volkswirtschaftliche Fakultät zur 400-Jahr-Feier der Universität (mit dem Einverständnis des Staatsrates) ihrem ehemaligen Studenten Mussolini die Ehrendoktorwürde für die Schaffung "einer gesellschaftlichen Organisation, die die Wissenschaft der Soziologie bereichert".
1941: Mussolini hat an den Staatsrat des Kantons Waadt ein Telegramm gerichtet mit dem Ausdruck des Dankes für Schenkung einer Reproduktion der Büste von Mark Aurel, die bei den Ausgrabungen von Avenches gefunden wurde. (NZZ, 19. Oktober 1941, Sonntagsausgabe)
2007: Wie schon 1987 lehnt es die Universität ab, ihm den Ehrentitel abzuerkennen; sie habe andere Prioritäten.

Forderungen der Streikenden im Landesstreik, dem landesweiten Generalstreik vom November 1918

1. Sofortige Neuwahl des Nationalrates auf Grundlage des Proporzes
2. Aktives und Passives Frauenwahlrecht
3. Einführung der Arbeitspflicht
4. Einführung der 48stundenwoche in allen öffentlichen und privaten Unternehmungen
5. Reorganisation der Armee im Sinne eines Volksheeres
6. Sicherung der Lebensmittelversorgung im Einvernehmen mit den landwirtschaftlichen Produzenten
7. Alters- und Invalidenversicherung
8. Staatsmonopole für Import und Export
9. Tilgung der Staatsschulden durch die Besitzenden
Inzwischen Realität geworden:
• Proporzwahl des Nationalrates: 1919 die Sozialdemokraten werden zweitstärkste Partei im NR
• Stimm- und Wahlrecht für die Frau: 1971
• Nach dem Landesstreik wird in der ganzen Schweiz die 48-Stundenwoche eingeführt
• Demokratisierung der Armee
• Einführung der AHV / IV
• Vermögenssteuer

Faudra-t-il mettre le vin en bière?

... Les choses sont pourtant claires. La lutte légitime contre l'abus d'alcool ne doit pas conduire à la lutte contre la consommation de boissons alcoolisées, en particulier du vin et de la bière. Pour deux raisons au moins:
1. Contrairement au tabac, une consommation régulière de vin, pour autant qu'elle soit modérée, non seulement n'est pas nuisible, mais peut même être profitable à la santé.
2. Le vin, fruit de la vigne et du travail des hommes, est un élément plus que symbolique de notre civilisation. Il fait partie d'un art de vivre et du plaisir d'être ensemble autour d'une table, en famille, entre collègues ou entre amis, et ne doit pas devenir l'enjeu d'un conflit de société entre adeptes et abstinents.


Olivier Feller, Nyon, Député au Grand Conseil
24heures, 7.11.2006 - neu gesagt, aber alt gedacht

Die Menschen trinken,
weil andere trinken. Hat man sich aber einmal an das Trinken gewöhnt, so ist an Gründen zum Weitertrinken natürlich niemals Mangel. Die Menschen trinken, wenn sie sich wiedersehen; sie trinken, wenn sie Abschied nehmen. Sie trinken, wenn sie hungrig sind, um den Hunger zu betäuben; sie trinken, wenn sie satt sind, um den Appetit anzuregen. Sie trinken, wenn's kalt ist, zur Erwärmung; sie trinken, wenn's warm ist, zur Abkühlung. Sie trinken, wenn sie schläfrig sind. um sich wach zu halten; sie trinken, wenn sie schlaflos sind, um einzuschlafen. Sie trinken, weil sie traurig sind; sie trinken, weil sie lustig sind. Sie trinken, weil einer getauft wird; sie trinken, weil einer beerdigt wird; sie trinken, sie trinken. Warum sollten sie nicht auch trinken, um Kummer, Not und Elend zu vergessen!?

Die Alkoholfrage, ein Vortrag von Dr. med. Gustav von Bunge, ord. Professor der physiologischen Chemie der Universität Basel, gehalten als Antrittsvorlesung am 23. November 1886

Litauens Präsident in Bern

LITAUISCHER DIPLOMAT ERZÄHLT (1940)
Ich gehe andere Litauer in der Stadt suchen.
Besonders der Präsident, der vor kurzem hier angekommen ist, bereitet mir Sorgen. Ich weiss, dass er jetzt hier wohnt, in Bem. Und dass beide es schwer haben. Der Präsident dachte damals auch nicht an den Kauf eines Grundstücks ... Der Präsident wird wohl beschlossen haben, für eine Weile in der Schweiz zu bleiben. Nur die Schweizer sehen das offenbar nicht so gern. Sogar auf Bitte unserer Botschaft teilten sie dem Präsidenten nur sehr ungern Essensmarken zu. Ein solches Geschäft zahlt sich für den Schweizer eben nicht aus!
Auch wenn der Präsident jetzt ein Flüchtling ist, so führt er jetzt doch ein viel besseres und ruhigeres Leben als in Litauen. Es ist noch gar nicht so lange her, dass er in Litauen war. Das liegt doch gar nicht so weit von hier. Jetzt wohnt er in einem Zimmerchen, das auch im Ausland ein nicht allzu qualifizierter Spengler bewohnen könnte. Von abgemagerten Studenten gar nicht zu sprechen. Aber so ist es halt in Zeiten von Krieg und Bedrängnis. Er und seine Frau sind beide abgemagert.
Wie in einem Märchen für liebe Kinder. Der Präsident schlurft in Finken herum. Und sie kümmert sich um den Haushalt. (Jurgis Savickis)

Quelle: Zwischen Vilnius und Bern, WERDVerlag, Zürich, 2002
(Am 15. Juni 1940 besetzen die Russen das ihnen im Hitler-Stalinpakt zugeteilte Litauen – im Schatten der Weltgeschichte, den tags zuvor waren die Deutschen in Paris einmarschiert. Der litauische Staatspräsident Antonas Smetona floh über Deutschland in die Schweiz und später via Portugal in die USA.)

Aus der Geschichte lernen -
oder 150 Jahre später die gleichen Fehler machen?

"Nur der Artikel 21 [der Bundesverfassung von 1848], der dem Bund die Möglichkeit gibt, öffentliche Werke selbst zu bauen oder bauen zu lassen, lässt sich indirekt auch auf Eisenbahnen beziehen. Auf diese recht vage Grundlage stützten sich die Verfechter eines bundeseigenen Eisenbahnbaus. Sie verlangten die Bundeskontrolle für Linienführung und Betrieb, sowie die Regelung aller rechtlichen Fragen. Der Hauptinitiant dieser Staatsbahnen war der Berner Jakob Stämpfli, der spätere Bundesrat. Am 1. Mai 1850 wurde ein eidgenössisches Enteignungsgesetz unter Dach gebracht, und man schien damit dem Bundesbau nahe gerückt zu sein. Doch nun regten sich die Gegner, allen voran Bankier und Regierungsrat Alfred Escher aus Zürich. Am 8. Juli 1852 überstimmten er und seine Mitstreiter im Nationalrat den Antrag der Kommissionsmehrheit, die ihrerseits den Bundesbau beantragt hatte. Auch die beiden englischen Experten, Robert Stephenson, der Sohn des berühmten Lokomotivbauers George Stephenson, und Ingenieur Henry Swinburne hatten zum staatlichen Bau geraten. Die Kommissionsmehrheit und der Bundesrat erklärten, nur der Bund sei imstande, allen zu dienen; eine Rentabilität stehe erst in zweiter Linie, und Spekulationen sollten ausgeschlossen werden. Die Minderheit der nationalrätlichen Kommission wollte aber dem Staat möglichst wenig Kompetenzen übergeben und drang im Rate mit ihren Argumenten durch. Der BLS Chronist Robert Bratschi schreibt in seinem Buch:
«Damit hatte der Bund sich selber ausgeschaltet.»
Dr. Karl Geiser formuliert in «Vierzig Jahre bernische Eisenbahnpolitik»,1892, noch schärfer:
«Das schweizerische Eisenbahnwesen wurde durch das Gesetz vom 28. Juli 1852 der Spekulation der Börsenmänner überlassen.»
Dieses erste schweizerische Eisenbahngesetz brachte wichtige Bestimmungen: Für die Erteilung von Konzessionen waren die Kantone zuständig. Der Bund erteilte nur die Genehmigung. Bratschi interpretiert den damaligen Beschluss mit den Worten:
«Sie (die Kantone) wurden umworben und bedrängt. Ein allgemeiner Kampf Gesellschaft gegen Gesellschaft ja Kanton gegen Kanton begann. Hässliche Intrigen, jahrelange Feindschaften und Misstrauen waren das Resultat. Oft gerieten die wenig geübten kantonalen Instanzen bös unter die Räder. Der Rücksichtsloseste machte das Geschäft».
Dieses Urteil ist sicher überspitzt formuliert; doch entspricht es in vielen Belangen den Tatsachen."
(Quelle: Ernst Aebi/Jürg Aeschlimann: SBB im Aaretal, Minirex Luzern, 1984)


E = mc²

Albert Einstein, Technischer Experte Dritter Klasse, Bern, 1905


Schulden - Zinsen - Schulden - Zinsen

Es häufen sich „durch das System der Zinsen die Capitalien unnatürlich soweit an, dass die Schulden, die diesen Capitalien entsprechen, trotz des besten Willens und angestrengtester Arbeit nicht mehr verzinst werden können und den Bankrott der Schuldner zur Folge haben."

Diesen Satz hat ein deutsch-argentinischer Kaufmann nicht etwa nach der Schuldenkrise des 21. Jahrhunderts geschrieben, sonden ende des 19. Jahrhunderts: Silvio Gesell: Die Reformation des Münzwesens als Brücke zum socialen Staat, Buenos Aires 1891.
Silvio Gesell (1862-1930) sah in der Hortbarkeit des Geldes, in dessen Überlegenheit gegenüber den Waren, die Ursache des Zinses und einen entscheidenden Grund dafür, dass Sachkapital und Geldkapitalzinsen im Zuge einer Wirtschaftsblüte nicht gegen null sinken.
(zitiert nach (r)evolution Nr. 23, Aug./Sept. 2004, Seite 26
Mehr zu den Ideen Gesells finden Sie hier.


Wenn sie wieder lügen

von Kurt Tucholsky (1890 - 1935)
Fünf Grundsätze:

1. Alle Kriegsherren haben einen gemeinsamen Feind: die Wahrheit
2. Kein Volk ist besser oder schlechter als dein eigenes.
3. Jeder Krieg ist eine Niederlage. Denn Krieg vernichtet Leben.
4. Wer Kriege im Namen Gottes führt, ist stets des Teufels.
5. Es gibt weder gerechte noch heilige Kriege.


… et wor alles net esou einfach

So hiess im Jahr 2002 eine Austellung im Historischen Museum der Stadt Luxemburg im Sommer 2002. "Questions sur le Luxembourg et la Deuxième Guerre mondiale / Fragen an die Geschichte Luxemburgs im Zweiten Weltkrieg". Es wäre gut, wenn sich die Leserbriefschreiber zum Bergier-Bericht diesen Satz zu Herzen nähmen...


17.10.2002
Seule l'ONU peut conférer une légitimité internationale à une action à l'encontre de l'Irak

17.10.2002: Réunion du Conseil de sécurité sur le thème "La situation entre l'Iraq et le Koweït"

Schweizer Position in der Debatte des Sicherheitsrats zum Irak - Stellungnahme vorgetragen von Botschafter Jenö C.A. Staehlin, Chef der ständigen Mission der Schweiz bei den internationalen Organisationen in New York (Auszug)

La Suisse s'inscrit avec fermeté contre toute prolifération des armes de destruction massive, qu'il s'agisse de la production ou de la tentative de production de telles armes. Ces armes menacent principalement les populations civiles. La Suisse est également préoccupée par l'éventualité que de telles armes puissent tomber sous le contrôle de réseaux terroristes internationaux. Elle continuera d'oeuvrer afin de promouvoir un désarmement substantiel, vérifiable et équilibré sur les plans régional et mondial.

La Suisse considère que toutes les procédures prévues par la Charte des Nations Unies doivent être respectées et qu'un recours au Conseil de sécurité est indispensable lorsqu'il s'agit d'envisager l'emploi de la force. Elle relève notamment le risque d'une interprétation précipitée de la notion de légitime défense dans une perspective préventive qui dépasserait le cadre prévu par la Charte. A ce titre, elle privilégie une approche en deux phases qui permettrait au Conseil de s'assurer, sur la base du rapport des inspecteurs, de l'exécution par l'Irak de ses obligations et, dans la négative, de prendre toutes les mesures qui s'imposent en pleine connaissance de cause...

Il y a indéniablement une nécessité d'agir, et d'agir avec détermination, afin d'assurer la mise en oeuvre des résolutions de l'ONU. Mais il faut agir ensemble, au sein des Nations Unies. Seule l'ONU peut conférer une légitimité internationale à une action à l'encontre de l'Irak.

Quelle


Gedanken zum Kriegsende vor 50 Jahren

Abschnitt aus der Rede des damaligen Bundespräsidenten Kaspar Villiger vor den Eidgenössischen Räten. Bern, 7. Mai 1995

"Die Schatten"

"Ich will aber nicht verhehlen, dass es einen Bereich gab, der sich aus heutiger Sicht der Rechtfertigung durch irgendwelche "äusseren Umstände" entzieht. Es geht um jene vielen Juden, denen durch die Zurückweisung an der Schweizer Grenze der sichere Tod wartete. War das Boot wirklich voll? Hätte der Schweiz der Untergang gedroht, wenn sie sich deutlich stärker für Verfolgte geöffnet hätte, als sie dies getan hat? Haben auch bei dieser Frage antisemitische Gefühle in unserem Land mitgespielt? Haben wir den Verfolgten und Entrechteten gegenüber immer das Menschenmögliche getan?

Es steht für mich ausser Zweifel, dass wir mit unserer Politik gegenüber den verfolgten Juden Schuld auf uns geladen haben. Die Angst vor Deutschland, die Furcht vor Ueberfremdung durch Massenimmigration und die Sorge um politischen Auftrieb für einen auch hierzulande existierenden Antisemitismus wogen manchmal stärker als unsere Asyltradition, als unsere humanitären Ideale. Schwierige Zielkonflikte wurden auch überängstlich zu Lasten der Humanität gelöst. Mit der Einführung des sogenannten Judenstempels kam Deutschland einem Anliegen der Schweiz entgegen. Dieser Stempel wurde im Oktober 1938 von der Schweiz gebilligt. Wir haben damals im allzu eng verstandenen Landesinteresse eine falsche Wahl getroffen.

Der Bundesrat bedauert das zutiefst, und er entschuldigt sich dafür, im Wissen darum, dass solches Versagen letztlich unentschuldbar ist.

Wohl alle, die damals Verantwortung für unser Land trugen, richteten ihr Handeln nur nach dem Wohl des Landes aus, wie sie es empfanden und sahen. Sie heute an den Pranger zu stellen, wäre ungerecht, wäre wohl auch selbstgerecht. Wir wollen uns deshalb nicht zum Richter aufschwingen.

Wir können uns nur still verneigen vor jenen, die unseretwegen Leid und Gefangenschaft erlitten oder gar den Tod fanden, können uns auch verneigen vor ihren Angehörigen und Nachkommen.

Ich weiss, dass man all das nicht einfach mit positiven Leistungen verrechnen kann. Wenn ich trotzdem erwähne, dass die Schweiz für kürzere oder längere Zeit annähernd 300'000 schutzsuchende Ausländer beherbergte, also auch Leben in grosser Zahl retten half, so ist das ganz einfach auch Teil der geschichtlichen Wahrheit. Deshalb will ich auch nicht unterschlagen, dass es viele Schweizerinnen und Schweizer gab, die unter bewusster Inkaufnahme persönlicher Konsequenzen Tausende von jüdischen Flüchtlingen retten halfen. Einige von ihnen wurden dafür sogar bestraft. Sie orientierten sich an ethischen Werten, die später Grundlage des internationalen und des schweizerischen Rechts im Asylbereich geworden sind. Wir können Jahre danach Urteile, die aus heutiger Sicht unverständlich scheinen, nicht mehr korrigieren. Aber wir können den Betroffenen jene moralische Anerkennung verschaffen, die ihnen gebührt. Wir können froh und dankbar sein, dass es solch mutige Menschen damals gegeben hat."

(Die ganze Rede finden im Archiv der Pressemitteilungen. Die ehemaligen Seiten der ehemaligen Task Force "Schweiz-Zweiter Weltkrieg" finden Sie in der Schweiz nicht mehr, dafür im Internet Archiv: Wahrheit suchen, Gerechtigkeit schaffen, Solidarität leben. Zum selben Thema:Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg. )


Wie hat die Schweiz sich aus dem Völkerkampf herausgehalten?

«Die Gründe, die es der Schweiz ermöglichten, sich aus dem Völkerkampf herauszuhalten, sind mannigfacher Art. Das Heer stand fünf Jahre lang an der Grenze Wache und passte sein Dispositiv stets der sich ändernden Kriegslage an. Die Politik der Landesregierung fing die auf die Schweiz zukommenden Gefahren auf und hielt trotz äusserer und innerer Anfechtungen an dem eingeschlagenen Neutralitätskurs fest. Die Kriegswirtschaft bemühte sich rastlos um die Landesversorgung. Sie brachte in mühevollen Verhandlungen Nahrungsmittel und Rohstoffe herein, ermunterte die Industrie zu Mehrproduktion, die Landwirtschaft zum Mehranbau, der wie die Wehrbereitschaft zum Symbol des Durchhaltens und der nationalen Bewährung wurde. Die soziale Fürsorge kam dem Wehrmann und dem Arbeiter zugute. Die Presse, die Parteien, die Kirche, die Universitäten unterstützten den Widerstandsgeist im Volke. Aber all das vermag das Wunder der schweizerischen Unversehrtheit nicht restlos zu erklären, wie sich denn jedes echte Wunder einer verstandesmässigen Begründung entzieht.»
(Edgar Bonjour, der Autor des Werkes "Geschichte der schweizerischen Neutralität : Vier Jahrhunderte eidgenössischer Aussenpolitik", im Jahre 1970)

Die Zitate finden Sie in einem Artikel von Otmar Hersche auf der Seite der WoZ und im Buch "Geschichtsbilder, Widerstand, Vergangenheitspolitik" zu bestellen direkt bei der WoZ.

Wer zu allem Elend schweigt, schadet der Heimat.

In der "National-Zeitung" vom 20. August 1942 tat Dr. Fritz Heberlein den in dieser Zeit gewiss auflüpfischen Ausruf:
"Wer zu allem Elend schweigt, schadet der Heimat. Das Volk müsste es zahlen, wenn durch Missachtung des Asylrechtes das Ansehen der Schweiz unwiederbringlich in aller Welt Schaden litte."
…Heberlein wurde vor die Militärjustiz zitiert und zu einer Arreststrafe verurteilt. In der schriftlichen Bestätigung dieser Unterredung erwiderte Dr. Heberlein unter anderem:
"Wenn tatsächlich etwas geeignet war, das Ansehen der Schweiz in den USA zu schädigen, war es nicht irgend ein Zeitungsartikel, sondern die schlimmen Vorkommnisse an unserer Grenze; das Zurückweisen von Flüchtlingen, die im Glauben an die Schweiz hier ein Asyl suchten und wieder zurückgewiesen wurden."
(Zitiert von Alfred A. Häsler in "Das Boot ist voll" )

Mehr von Fritz Heberlein in "Wir wollen der Welt den Frieden erklären."

Seiten und Bücher zum Thema

554 Zeitzeugen erzählen vom Zweiten Weltkrieg in der Schweiz: Archimob
Bücher dazu:
Landigeist und Judenstempel - Erinnerungen einer Generation 1930–1945
Mémoire d'une Suisse en guerre. La vie . . . malgré tout.

Task Force Schweiz – Zweiter Weltkrieg

Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg (UEK)
Bücher dazu:
"Bergier-Bericht"

Fernsehen
27. Februar 1951: Der Bundesrat stimmt dem Projekt für einen Fernseh-Versuchsbetrieb in Zürich zu. In den Richtlinien steht:
«Inhalt und Qualität der Darbietungen müssen ein gutes kulturelles Niveau aufweisen. Sie sollen den Geist gesunder moralischer und ethischer Grundsätze vermitteln, die allgemeine Bildung fördern, einwandfreie Information bieten und für gediegene Unterhaltung sorgen.»
(Gefunden im TagesAnzeiger am 20.02.03)


«Weibliches Geschlecht nicht befähigt»

Am Schweizerischen Anwaltstag von 1910 befanden die Herren Anwälte, dass «die Ausübung der Advokatur durch die Frauen nicht wünschenswert sei. Die Rechtsanwendung ist schöpferisch und daher vorwiegend Verstandesarbeit. Für solche abstrakte Denkarbeit ist aber nachgewiesenermassen das weibliche Geschlecht weniger befähigt.»

(Zitiert nach Eva Saluz in der Festschrift zum 100-Jahr-Jubiläum des Bernischen Anwaltsverbandes, Berner Zeitung, 21. 8. 2003, S. 31)
"Zitate sind aus dem Zusammenhang gerissene Sätze, mit denen man alles und nichts beweisen kann."
1. Überprüfen Sie hier dieses Zitat.

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10. Zitate zu Wirtschaft, Politik und Kultur der Schweiz

11. Zitate zu Wirtschaft, Politik und Kultur der Schweiz (Teil 2)
12. Carl Spitteler, Gustav von Bunge, Albert Einstein, August Forel, Wilfred Owen
13. Eine globale Weltordnung muss nicht nur liberal, sondern auch human sein. (Teil 2)
http://www.edimuster.ch/: Hier ist die Familie Muster in Ecublens VD - Eduard Muster: emuster@hotmail.com 20/04/07