Millionengewinne
kosten 200 000 Jobs
JOBKILLER: Die hohen Managerlöhne sind ärgerlich. Das grössere
Problem sind aber die zu hohen Gewinne. Sie vernichten rund 200 000 Jobs.
Rund 54 Milliarden Franken Gewinn haben die Schweizer Firmen 2004 gemacht,
dreimal so viel wie 2002! Folge der Entwicklung sind die astronomischen
Gehälter der Bosse. Dass die hohen Gewinne selbst ein Hauptproblem
sind. wird übersehen ausser im Falle der Swisscom. Die wurde gezwungen,
ihre überhöhten Preise zu senken und auf 140 Millionen Franken
Gewinn zu verzichten.
Doch da ist noch viel mehr Luft drin: Laut Konzernrechnung 2004 könnte
die Swisscom alle Preise um 15 Prozent oder rund 1,5 Milliarden Franken
senken und dennoch mit dem erzielten Umsatz alle laufenden Ausgaben und
Investitionen finanzieren und obendrein eine unveränderte Dividende
ausschütten.
Doch heute erzielen nicht nur die Grosskonzerne Nettoüberschüsse
(Bruttogewinn minus Investitionen und Dividenden). sondern die Schweizer
Firmen insgesamt. 2002 waren es 13 Milliarden, 2004 dürften es mehr
als 20 Milliarden sein.
Noch 1990/91 mussten Firmen froh sein, wenn 80 Prozent der Investitionen
aus eigener Kraft finanziert werden konnten. Heute bleibt. nach dem alle
Investitionen bezahlt sind. ein Nettoüberschuss von 33 Prozent übrig.
Offenbar ist die Preiskonkurrenz schwächer geworden. Kosteneinsparungen
werden nicht mehr via Preise oder Löhne an die Konsumenten weitergegeben.
133 statt 80 Prozent Selbstfinanzierung bedeute, dass die Firmen den Haushalten
höhere Preise im Wert von 32 Milliarden Franken mehr belasten können.
Entsprechend weniger können die Haushalte konsumieren und importieren.
Dadurch sind rund 400 000 Jobs vernichtet worden, die Hälfte davon
in der Schweiz. Statt an die Konsumenten fliesst dieses Geld in die Vermögen.
Immer grössere Teile des Lebenseinkommens fallen als Erbschaft an.
Doch im Gegensatz zu Reallöhnen schaffen Erbschaften keinen dauerhaften
Konsum.
Beispiel: Novartis erzielte 2004 nach Bezahlung sämtlicher Ausgaben,
Investitionen und Dividenden einen Nettoüberschuss vom umgerechnet
4,4 Milliarden Franken. Damit hätten die Novartis-Produkte im Schnitt
um 13 Prozente verbilligt werden können.
(Werner Vontobel, SonntagsBlick, 15. Mai 2005)
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