FFF - Natürliche Wirtschaftsordnung

Ziel und Weg des Liberalen Sozialismus
Werner Schmid

Neue, erweiterte Auflage, Bern 1971 - Verlag Liberalsozialistische Partei der Schweiz

Feuer und Wasser?

Kann man Liberalismus und Sozialismus auf einen gemeinsamen Nenner bringen? Bedeutet das nicht, dass man Feuer und Wasser miteinander vermengen will? Dass von vielen Menschen diese Frage gestellt wird, zeigt, wie notwendig es ist, Begriffe zu klären, wie sehr im Wandel der Zeit Begriffsinhalte sich verändern.

Der Begriff des politischen Liberalismus ist noch hinlänglich klar. Der politische Liberalismus will die grösstmögliche Freiheit des einzelnen Menschen verwirklichen, die individuellen Rechte der Glaubens-, Gewissens-, Redefreiheit sichern, ihn vor allen Übergriffen des Staates schützen und ihm zugleich die aktive Mitarbeit am Staate sichern. In einer liberalen Staatsordnung geniesst der Bürger eine Freiheit, die erst dort ihre natürliche Grenze findet, wo sie die Freiheit des Mitbürgers bedroht. Der liberale Staat greift so wenig wie möglich in das Leben der Bürger ein und begnügt sich damit, das Zusammenleben der Bürger so zu ordnen, dass sie sich möglichst frei bewegen können. Insbesondere hat der liberale Staat die Aufgabe, die persönlichen Rechte des Bürgers zu schützen. Er ist der Diener du Bürgers, nicht etwa sein Beherrscher.

Der freie Markt
Der ökonomische oder wirtschaftliche Liberalismus fusst auf dem gleichen Grundgedanken. Der Mensch soll so frei wie möglich sich bewegen können und auch in seinem wirtschaftlichen Tun durch den Staat nicht gehemmt werden. Er soll produzieren, verkaufen und kaufen können, was ihm beliebt, und wie es ihm beliebt. Das Hauptkennzeichen einer liberalen Wirtschaft ist daher der freie Markt, auf welchem Güter angeboten und nachgefragt werden, wo also Angebot und Nachfrage sich begegnen, und wo die Preisbildung sich vollzieht. Das freie Spiel von Angebot und Nachfrage, sagt die Theorie des ökonomischen Liberalismus, ist die sicherste und einwandfreiste Lenkung der Produktion. Wird von einer bestimmten Ware zu wenig hergestellt, dann steigt sie im Preis, weil die Nachfrage stärker ist als das Angebot. Die Produktion dieser Ware erscheint daher gewinnbringend und wird gefördert. Übersteigt aber das Angebot einer Ware die Nachfrage, dann sinkt diese Ware im Preise. Die weitere Produktion erscheint daher verlustbringend, weshalb sie eingeschränkt wird, indem eine Reihe von Produzenten sich auf Waren umstellen, die im Preise steigende Tendenz aufweisen. Dieses freie Spiel der Kräfte sorgt daher automatisch und besser als irgend ein staatliches Planungsamt dafür, dass Angebot und Nachfrage stets im Gleichgewicht bleiben.

Mehr noch. Durch dieses freie Spiel der Kräfte verwirklicht sich das grosse Ziel der liberalen Ökonomen: der gerechte Preis. Die Preise stufen sich in natürlicher Weise ab nach der Qualität der Ware, so dass der tüchtige Qualitätsarbeiter durch die Qualität und die Quantität seiner Arbeit sein Einkommen steigert, während der Faule sich mit weniger begnügen muss. Da die Qualitätsware dem Tüchtigen mehr einbringt, kann er auch wiederum mehr kaufen, während der Faule sich mit weniger begnügen muss. Dieses freie Spiel führt zum gerechten Tausch, zum gleichwertigen Tausch. Vorausgesetzt also, dass diesem freien Spiele keine Hemmnisse entgegengestellt werden, verwirklicht es die Forderung nach Gerechtigkeit, indem es jedem Schaffenden - und nur dem Schaffenden - den Arbeitsertrag zuteilt, der ihm auf Grund seiner Leistung, auf Grund der Qualität und Quantität seiner Leistung zukommt.

Der Sozialismus strebt dem gleichen Ziele zu. Auch er will nichts anderes als soziale Gerechtigkeit, die dann verwirklicht ist, wenn den arbeitenden Menschen ihr voller Arbeitsertrag zuteil wird. Das ist erreicht, wenn das arbeitslose Einkommen verschwunden ist, wenn es keine Ausbeutung mehr gibt. Der Sozialismus will die Klassenherrschaft beseitigen, er will eine ausbeutungs- und klassenlose Gesellschaftsordnung. "Sozialismus", definiert Franz Oppenheimer, "ist der Glaube an und das Streben nach einer von allem arbeitslosen Einkommen erlösten, darum klassenlosen und darum brüderlich geeinten Gesellschaft von Freien und Gleichen."

Diese Definition umschreibt klar und einfach das Ziel Sozialismus. Sie sagt nichts aus über die Methoden, die Ziele führen. Aber wir erkennen unschwer, dass Liberalismus und Sozialismus dem gleichen Ziele zustreben: der wirtschaftlichen Gerechtigkeit.


Liberalismus ist nicht Kapitalismus

Eine wirklich liberale Wirtschaftsordnung hat bis heute nie existiert. Und zwar deshalb nicht, weil es keine wirklich freie Marktordnung gab, sondern weil der Marktmechanismus durch bestimmte Monopole gehemmt und in seiner ausgleichenden Funktion gestört wurde. Monopole und wirtschaftliche Machtpositionen einzelner Menschen oder Menschengruppen, die es diesen ermöglichen, von den übrigen Menschen einen Tribut zu erpressen, ihnen einen Teil ihres Arbeitsertrages abzunehmen, ohne dafür eine Gegenleistung zu erbringen. Die beiden Grundmonopole sind das Geld und der Boden; wer davon mehr besitzt als er benötigt, kann die weniger Begüterten tributpflichtig machen : "kapitalistische Ausbeutung" wird möglich; wir werden nachher zeigen wie. Wichtig in diesem Zusammenhang ist nur die Feststellung, dass zwar das gegenwärtige Wirtschaftssystem auf der Marktwirtschaft beruht, sie aber nicht völlig verwirklicht hat, somit kein eindeutig liberales ist. Da der Liberalismus nie vollkommen verwirklicht wurde, kann man also füglich auch nicht behaupten, er habe versagt, wie das oft getan wird. Versagt hat der Kapitalismus, nicht der Liberalismus.


Marxismus ist nicht Sozialismus

So wie man landläufig den Kapitalismus mit dem Liberalismus verwechselt, so verwechselt man den Marxismus mit dem Sozialismus. Karl Marx hat gelehrt, dass durch die Verstaatlichung der Produktionsmittel und die politische Machtergreifung durch das Proletariat der Sozialismus geschaffen werde. Seine Lehre, die zur Hauptsache durch die Bolschewisten in die Praxis umgesetzt wurde, bezeichnet einen Weg zum Sozialismus, eine Methode seiner Verwirklichung. Karl Marxens Schüler haben aus dieser Lehre ein Dogma gemacht und in ihrer Verstaatlichungstheorie nicht nur ein Mittel, sondern ein Ziel gesehen. Dass die Vergesellschaftung der Produktionsmittel der Verwirklichung da Sozialismus gleichkomme und die Ausbeutung beseitige, ist für die Marxisten ein Glaubenssatz.

Der marxistische Weg führt aber nicht zum Ziel. Selbst dann, wenn die Verstaatlichung der Produktionsmittel, also die Planwirtschaft im grossen Raume, zur Beseitigung der Ausbeutung führen würde - was nicht der Fall ist - so würde dadurch die persönliche Freiheit des einzelnen wirtschaftenden Menschen aufgehoben, es würde eine neue Klassenherrschaft geschaffen: die Herrschaft der Regierenden, der Plan-Bürokratie über die Klasse der Regierten, der Bewirtschafteten, der Dirigierten. Lenin, der konsequenteste Praktiker des Marxismus, sagte schon im Jahre 1917: "Die ganze Gesellschaft wird dann zu einem einzigen Büro und einer einzigen Fabrik mit gleicher Arbeit und gleicher Bezahlung geworden sein." - Und Trotzki schrieb im selben Jahre: "In einem Lande, in dem der einzige Arbeitgeber der Staat ist, bedeutet Opposition langsamen Hungertod. An die Stelle des alten Grundsatzes: "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen", ist ein neuer getreten: "Wer nicht gehorcht, soll nicht essen"."

Planwirtschaft im weiten Raume ist nur durchführbar unter einer Diktatur. Sie allein ermöglicht es, einen Plan, in welchem der einzelne Mensch als kleines Rad im Getriebe betrachtet wird, konsequent durchzuführen. Das haben Deutschland und Russland zur Genüge bewiesen. Dass die Verstaatlichung der Produktionsmittel aber auch die Ausbeutung nicht beseitigt, soll in einem andern Zusammenhang noch nachgewiesen werden. Festhalten wollen wir in diesem Zusammenhange, dass der Marxismus weder den Sozialismus verwirklichen kann, noch auch als Sozialismus bezeichnet werden darf. Er kann lediglich als Vorschlag zur Erreichung eines Zieles bewertet werden; ein Vorschlag, den wir ablehnen und dem wir den liberalen Weg zum Sozialismus als Gegenvorschlag gegenüberstellen.

Erste Zusammenfassung

Das Ziel des liberalen Sozialismus ist eine von Monopolen befreite Wettbewerbswirtschaft, in welcher der Preismechanismus ungehindert spielt, die Produktion durch ihn gelenkt wird. Die freie Wettbewerbswirtschaft ist die notwendige Ergänzung zur politischen Freiheit. Staatliche Planwirtschaft hebt die Freiheit auf und führt zur Diktatur.


Marktwirtschaft ist Geldwirtschaft

Ein entscheidendes Mittel des liberalen Sozialismus ist die Herstellung einer richtig funktionierenden, freien Marktwirtschaft. Eine solche ist aber nur möglich, wenn ein richtig funktionierendes Geldsystem haben. Wir sind längst über das Zeitalter der Tauschwirtschaft hinaus. dort, wo man das Geld und seine Funktion eigentlich zerstörte - wie z. B. in Deutschland -, fiel man diese primitive Wirtschaftsform zurück. In einer arbeitsteiligen Wirtschaft, in welcher jeder Produzent nur noch eines oder einige wenige Produkte herstellt, um aus deren Erlös sich diejenigen zu erwerben, die er nicht selber produziert, ist das Geld als allgemein anerkanntes Tauschmittel die wichtigste Voraussetzung. Man braucht sich nur vorzustellen, dass das Geld plötzlich aus dem Verkehr verschwinde. Wie soll nun der Schauspieler zu seiner Bratwurst, der Tramkondukteur zu seinen Schuhen, der Schriftsteller zu seinen Hosen, der Hotelier zu seinen Gästen kommen? Das Geld ist die notwendige Voraussetzung modernen arbeitsteiligen Marktwirtschaft.

Die Macht des Geldes
Nun ist es aber, wie die Geschichte lehrt, keineswegs gleichgültig, wieviel Geld in einer Wirtschaft zirkuliert. Im Gegenteil! Von der Höhe des Geldumlaufes im Verhältnis zum Warenangebot hängt vielmehr der Gang der Wirtschaft ab. "Wenn ich in einem Lande das Geld machen kann, ist es gleichgültig, wer die Gesetze macht", sagte einst Herr Rothschild. Und man darf annehmen, dass er wusste, was er sagte. überlegen wir uns das einmal:

Wenn man den Leuten das Geld aus der Tasche nimmt, können sie nicht mehr kaufen. Wenn sie nicht kaufen können, kann der Produzent nichts produzieren. Wenn der Produzent nichts produzieren kann, kann er seine Arbeiter nicht beschäftigen, er muss sie entlassen. Wenn die Arbeiter nicht arbeiten können, können sie auch nicht kaufen. Wenn sie nicht kaufen können… So geht das immer weiter. Und wenn das so weiter geht, dann steht die Wirtschaft still.

Wenn aber das Geld da ist, wenn die Menschen die Möglichkeit haben, Geld auszugeben, ihren Warenhunger zu stillen, dann kommt die Wirtschaft in Gang. Denn wenn der Käufer kauft, dann kann der Produzent seine Waren absetzen, dann muss er wieder neue herstellen, dann muss er die Arbeiter wieder einstellen, dann haben sie wieder Lohn, dann können auch sie wieder kaufen, dann kann der Produzent... So geht es jetzt auch da immer weiter, in ständigem Kreislauf des Geldes. Dieser ständige Kreislauf des Geldes ist es, der die Wirtschaft am Leben erhält, sie belebt und ständig aufwärts treibt. Der Kreislauf des Geldes allein ist es, der Arbeit und damit Verdienstmöglichkeit und Wohlstand schafft und schaffen kann.


Die Geschichte als Lehrmeisterin

Wie das Geld beschaffen sein soll, das wir benötigen, das ein sicheres Funktionieren der Wettbewerbswirtschaft garantiert, das können wir aus der Geschichte des Geldes lernen. Sie zeigt uns nämlich eindrücklich, welche Fehler bei der Geldversorgung gemacht wurden*. Wir brauchen dabei keineswegs etwa auf ausländische Beispiele zurückzugreifen, wir haben vielmehr in der Schweiz alle möglichen Fehler selber gründlich durchexerziert.
Die älteren Semester unter uns haben die Folgen dieser Fehler alle noch am eigenen Leibe erlebt. Wir haben gründlich erfahren, was eine Deflation, was eine Inflation ist. Für die jüngeren Jahrgänge gehört das bereits der Geschichte an. Sie sind in der Hochkonjunktur aufgewachsen, sie haben zwar die schleichende Inflation gemerkt, spüren sie aber nicht allzu hart, weil die Löhne immer wieder kräftig aufholen, die guten Stellen einem geradezu auf dem Servierbrett angeboten werden.
Wenn wir auf den folgenden Seiten trotzdem etwas zurückgreifen und die Vergangenheit heraufbeschwören, so deshalb, weil wir uns theoretische Erörterungen ersparen, dafür. aber anhand des praktischen Beispiels aufzeigen möchten, welch unerhörte Bedeutung der Geldversorgung für die Wirtschaft eines Landes zukommt und wie verhängnisvoll sich Fehler auswirken können.
*Siehe hiezu: Fritz Schwarz, Segen und Fluch des Geldes in der Geschichte der Völker. Verlag Freiwirtschaftlicher Schriften, Bern


Wie wurde in der Schweiz der Geldumlauf geregelt?

Seit dem Jahre 1907 wird der Geldumlauf, soweit es die Banknoten anbelangt, durch die Schweizerische Nationalbank geregelt.* Diese übernahm von den einzelnen Kantonalbanken, die bis anhin das Recht zur Notenausgabe besessen hatten, das Notenmonopol. Sie zog die alten Banknoten ein und gab dafür neue aus. Zunächst waren diese Banknoten nichts anderes als Anweisungen auf Gold. Die Notenbank war verpflichtet, die Banknoten jederzeit gegen Gold einzulösen. Als dann aber 1914 der Krieg ausbrach, wurde diese Einlösungspflicht vom Bundesrate aufgehoben und die Noten bekamen Zwangskurs. Das ist noch so und wird auch in Zukunft so bleiben.
* Eine ausführliche Darstellung bietet "Die Geschichte des Schweizerfrankens" von Werner Schmid. Verlag "Freies Volk", Bern 1948.

Das Auf und Ab der Preise
Wir unterscheiden in der schweizerischen Geldgeschichte seit Beginn des ersten Weltkrieges deutlich die folgenden Perioden:
1914-1920 Erste Inflationsperiode
1920-1926 Erste Deflationsperiode
1926-1929 Periode des festen Preisstandes
1930-1936 Zweite Deflationsperiode
1936-1939 Periode der Inflationsvorbereitung
1939-1947 Zweite Inflationsperiode
Seit 1947 Periode der schleichenden und importierten Inflation


Die Inflation

Anno 1914, als der Krieg ausbrach, hatten wir einen Notenstand von 336 Millionen Franken. Bis Ende 1919 wurde derselbe auf 1036 Millionen erhöht Also mehr als verdreifacht! Das Geld raste damals durch alle Lande, stürzte sich geradezu auf alle Waren. Und wer Waren zu verkaufen hatte, der lachte sich ins Fäustchen. Die grosse Nachfrage nach Waren trieb natürlich die Preise in die Höhe. Denn diese Preise sind das Ergebnis von Angebot und Nachfrage. Das Angebot, das sind die Waren, die zum Verkaufe angeboten werden müssen, die Nachfrage, das ist das Geld, das Nachfrage nach diesen Waren hält. Wenn nun das Geld in diesem Umfang vermehrt wird, dann müssen die Preise naturgemäss allgemein steigen. Ein Teil der Preissteigerung ist natürlich auch auf die anfängliche Verknappung der Waren zurückzuführen, aber die dadurch hervorgerufene Teuerung wurde vom eidg. Finanzexperten nur auf etwa 20% geschätzt. Die übrigen 80% waren auf die unsinnige Geldvermehrung zurückzuführen. Diese allgemeine Preissteigerung nennen wir eine Inflation.

War das nun nicht herrlich, dass das Geld so rasch umlief ? Ja und nein! Die rasche Zirkulation des Geldes ist erwünscht und notwendig. Unerwünscht ist aber die allgemeine Preissteigerung. Denn sie ist ein Betrug am Sparer und schädigt alle Lohnempfänger. Denn der Lohnaufbau wird bei uns bekanntlich im Berner Tempo vorgenommen. So hinkten während der Kriegszeit die Löhne ständig hinter der Preissteigerung her, was unendliche Lohnkämpfe zur Folge hatte, die schliesslich im Generalstreik gipfelten.

Verhängnisvolle Finanzpolitik  
So hat die Inflation Unruhe und Zwietracht in unser Volk gebracht und es unnötig verhetzt. Der eidgenössische Finanzexperte Dr. Kellenberger, damals noch Redaktor am "Bund", schrieb deshalb voll Bitterkeit:

"Es ist bewundernswert, mit welcher Seelenruhe sich unsere Bundesverwaltung über die tausendjährigen Erfahrungen der Weltgeschichte und die elementarsten Grundsätze der Volkswirtschaftslehre hinwegsetzt. Durch ihre verhängnisvolle Finanzpolitik haben Regierung und Räte redlich mitgeholfen, die Teuerung ohne Not zu verschärfen, die Unzufriedenheit in weite Kreise der Bevölkerung zu tragen und damit der Streikbewegung unbewusst Vorschub zu leisten."

Fast ebenso arg trieb man es während des zweiten Weltkrieges. Betrug der Notenstand im Jahre 1938 1,8 Milliarden, wovon, nach Angaben der Nationalbankleitung, wenigstens 700 Millionen gehamstert waren, so stieg er im Laufe des zweiten Weltkrieges auf 4,1 Milliarden. Was Wunder, dass auch jetzt die Preise unaufhaltsam stiegen und stiegen. Daran vermochte auch die staatliche Preiskontrolle nichts zu ändern. Das Naturgesetz der Wirtschaft war stärker. Das Geld lief um und begehrte Waren. Konnte der Bedarf nicht auf dem offenen Markte befriedigt werden, weil Rationierungs- und Preisvorschriften hindernd im Wege standen, so wurde er dafür auf dem schwarzen Markte befriedigt, wo die Preise dementsprechend stiegen. Aber auch die offizielIen, von der Preiskontrolle bewilligten Preise stiegen unaufhaltsam. War der amtliche Lebenskostenindex im August 1939 = 100, so stieg er bis zum August 1948 auf 163.


Der Betrug der Inflation

Die Inflation ist ein grossangelegter Betrug am Sparer. Wer beispielsweise im Jahre 1914 tausend Franken auf sein Sparheft legte und sie im Jahre 1919 wieder holte, der konnte damit nur noch so viel Waren kaufen, wie er 1914 schon für 450 Franken bekommen hätte. Er wurde also durch die Inflation um volle 55% seiner Ersparnisse bestohlen. Denn wenn die Preise allgemein steigen, der Durchschnittspreisstand oder Index sich hebt, dann verliert ja das Geld an Kaufkraft, es entwertet sich. Durch die Inflation wurden also alle Gläubiger betrogen, alle jene, die irgend da Guthaben hatten, das auf Franken lautete.

Kaufkraft und Lohn
Selbstredend kamen auch alle Lohnbezüger zu kurz. Während die Preise unaufhaltsam stiegen, blieben die Löhne zurück. Wurden sie schliesslich durch sog. Teuerungszulagen nach oben korrigiert, so konnte der bereits erfolgte Kaufkraftverlust nicht mehr eingeholt werden. So verlor beispielsweise ein zürcherischer kantonaler Beamter, der 1939 ein Gehalt von 7550 Franken bekam, bis zum Jahre 1945, alle Teuerungszulagen eingerechnet, volle 9789 Franken an Gehalt, bezogen auf die Kaufkraft von 1939. Er arbeitete also auf Grund der Gehaltsordnung von 1939, insgesamt 15 Monate ohne Lohn!


Das Unrecht der Deflation

Nach dem ersten Weltkriege löste man das Unrecht der Inflation ab durch das nicht minder schwere Unrecht der Deflation. Um nach dem Kriege wieder zur Goldwährung zurückkehren zu können und das Verhältnis von 100 : 100 zwischen Noten und Gold wieder herzustellen, baute man den Notenstand ab, wodurch man die Preise wieder senkte. Man glaubte, damit dem Volke eine Wohltat zu erweisen. So wurde wenigstens im Nationalrat gesagt

Aber die Deflation erwies sich nicht nur nicht als eine Wohltat, sondern als furchtbares Unglück. Denn der allgemeine Preisabbau lähmte das Geschäftsleben. Sobald Herr Musy, der damalige Finanzminister, den Preisabbau ankündigte, begann die Wirtschaft zu stocken. Jedermann sagte sich: Wenn jetzt alles billiger wird, dann halte ich mein Geld so lange wie möglich zurück, um später billiger einkaufen zu können. Es wurde weniger gekauft, also weniger abgesetzt, also weniger produziert; also konnte weniger gearbeitet werden. Ergebnis: Arbeitslosigkeit.

Preisabbau als Staatsprogramm
Dazu kam, dass die Notenbank die Geldausgabe systematisch drosselte, einengte, verkleinerte. Die Nationalbank tat, nach ihrem Jahresbericht von 1920, alles, "was in ihrer Macht stand, um den von den Behörden geforderten Preisabbau zu fördern". Was in ihrer Macht stand, war eben die Verringerung der Geldmenge, so dass sich die Nachfrage nach Waren automatisch verkleinerte, wodurch die Preise fielen. Der Index (Durchschnittspreisstand) fiel von 224 im Jahre 1920 auf 162 im Jahre 1926. Die Vorteile, die man dem Volke versprochen hatte, traten nicht ein; dafür zählte man 150 000 Arbeitslose! Und diejenigen, die noch arbeiten konnten, mussten sich schwere Lohnabzüge gefallen lassen. Hatte man zur Zeit der Inflation die Löhne im Berner Tempo aufgebaut, so wurden sie jetzt im Freiburger Tempo wieder abgebaut! Das führte zu neuen, aber in der Hauptsache erfolglosen Lohnkämpfen. Zu neuen Unruhen, Zwistigkeiten und Unzufriedenheiten. Nicht genug an dieser Lähmung des Geschäftsganges, an dieser erschreckenden Arbeitslosenziffer, bedeutete die Deflation ausserdem einen schweren Betrug am Schuldner.


Der Betrug am Schuldner

Nehmen wir an, ein Handwerker oder ein Bauer oder ein Unternehmer oder ein Beamter habe im Jahre 1920 ein Darlehen aufgenommen im Betrage von 10'000 Fr. Der Bauer konnte z. B. durch den Verkauf von einem Kalb seine Schuld verzinsen, der Beamte durch einen Monatslohn von 500 Franken, der Unternehmer durch den Verkauf von zehn Maschinen. Durch den allgemeinen Preisfall aber wurde der ganze Schuldvertrag verfälscht. Der Bauer musste im Jahre 1926 statt 1 Kalb deren 3 verkaufen, um die Schuld verzinsen zu können. Der Lohn des Beamten war auf 350 Franken zusammengeschmolzen, er musste jetzt mehr als einen Monatslohn zur Verzinsung seiner Schuld aufwenden. Der Unternehmer endlich, der für eine Maschine nur noch 750 Franken bekam, musste deren dreizehn verkaufen, um die Schuld zu verzinsen. Anderseits konnte der Zinsempfänger, der Gläubiger mit dem Geld, das er erhielt, mehr kaufen als er mit dem Gelde, das er geliehen hatte, hätte erwerben können.
Die Fälschung der Zahlungsverträge
Die Deflation fälscht alle Zahlungsverträge zugunsten des Gläubigers, zu Lasten des Schuldners. Der Geschäftsmann sah seinen Umsatz von 100'000 Fr. auf 60'000 Fr. zusammenschmelzen, aber die Schulden bliebe aber in gleicher Höhe, ebenso die Zinsen.

So hat diese Politik des Geldentzuges und der Verlangsamung des Geldumlaufs zur Schrumpfung unserer Wirtschaft geführt. Das Internationale Arbeitsamt schreibt darüber in seinen ausgedehnten Untersuchungen über "Das Problem der Arbeitslosigkeit in internationaler Betrachtung" (Pestalozzi-Fellenberg-Haus, Bern):

"In den Monaten März, Mai und September 1920 eröffnete die Schweizerische Nationalbank eine Geldentziehungspolitik: gegenüber 1036 Millionen am 31. Dezember 1919 betrug der Notenumlauf am 31. März 1920 nur noch 974 Millionen, er fiel am 30. Juni auf 154 Millionen. - Die Wirkungen dieses Geldentzuges beginnen sich im Oktober zu zeigen. Die Preise fallen rapid und am Höhepunkt der Krise (150'000 Arbeitslose) im Februar 1922, zeigt der Index 172,3, das ist beinahe die Hälfte gegenüber Anfang 1920, am Vorabend der Krise."

Die zweite Deflationsperiode, die im Jahre 1930 eingeleitet wurde, war nicht minder schlimm, ja vielleicht noch schlimmer als die erste, weil die Wunden der ersten noch keineswegs verharscht waren. Finanzdepartement und Nationalbank bemühten sich mit vereinten Kräften, eine neue Deflation durchzuführen. Während Bundesrat Musy und Bundesrat Schulthess den Preisabbau predigten, vollzog die Nationalbank wiederum Kreditrestriktionen. Mit der Ankündigung des Preisabbaues setzte sofort eine starke Hamsterung ein. Sie wurde von Bundesrat Schulthess auf 750 Millionen Franken geschätzt. Trotzdem also der Notenstand, der sich 1930 auf 894 Millionen belief, bis zum Jahre 1932 auf 1,5 Milliarden stieg, sank die Menge der umlaufenden Zahlungsmittel. Von 1932 bis 1936 wurde dann ausserdem der Notenstand von 1,5 auf 1,3 Milliarden reduziert. Die Folgen waren ebenso verheerend wie in der ersten Deflationsperiode.


Was hätte denn getan werden sollen?

Kritisieren ist leicht, besser machen ist schwerer, pflegt man zu sagen. Nun, man hat es 1926-1930 besser gemacht! Von 1926 an wurde das getan, was man immer hätte tun sollen: man sorgte dafür, dass die Preise weder allgemein fielen, noch allgemein stiegen. Man vermied Inflation und Deflation, man hielt einen festen Preisstand. Wenn der Durchschnittspreisstand fest bleibt, dann kann man mit dem Franken immer ungefähr gleich viel Ware kaufen, dann hat der Franken eine feste Kaufkraft.

Aufblühen der Wirtschaft
Im Jahre 1926 stand der Index auf 162, im Jahre 1929 immer noch auf 161. Kein Schuldner wurde geschädigt. Kein Gläubiger wurde geschädigt. Niemand hielt sein Geld zurück in Erwartung sinkender Preise. Niemand ergriff die rasende Flucht in die Sachwerte. Handel und Wandel blühten auf, die Arbeitslosigkeit sank, die Ersparnisse des arbeitenden Volkes stiegen. Die Einlagen stiegen von 1926 bis 1929 von 996 auf 1227 Millionen Franken. Die Erträgnisse der Wirtschaft stiegen. Die Exportindustrie blühte auf, indem der Export von 153 auf 174 Millionen stieg. So bewahrheitete sich die Voraussage von Professor Gustav Cassel in Stockholm, der schon Jahre vorher gesagt hatte:

"Wenn die Zentralnotenbanken nur dazu übergehen, den Preisstand zu festigen, werden die Konjunkturschwankungen der Vergangenheit angehören."

Was hatte denn die Notenbank getan? Nun, sie gab gerade so viel Geld in Umlauf, dass der Preisstand nicht schwankte. Durch die unsinnige Vermehrung von 1914 bis 1919 hatte sie die Preise gehoben, durch die Verminderung nach 1920 sie wieder gesenkt. Das war ein ungeregelter Geldumlauf gewesen. Von 1926-1930 aber entsprach die Geldversorgung den Notwendigkeiten unserer Volkswirtschaft.


Die Regelung des Geldumlaufs

Sie ist die Voraussetzung einer gut funktionierenden Wirtschaft. Das Internationale Arbeitsamt sagt darüber in seinen bereits erwähnten Untersuchungen:

"In der Vermehrung und Verminderung der Zahlungsmittel im Verhältnis zur angebotenen Gütermenge liegt also ein beinahe automatischer Grund für die Belebung und Verlangsamung des Geschäftsganges und damit für die Erhöhung und die Verminderung der Beschäftigungsmöglichkeiten."

Anpassung des Geldumlaufes an die Produktion
Da nach dem Notenbankgesetz die Nationalbank diejenige Institution ist, die den Geldumlauf des Landes zu regeln hat, wäre es ihre Pflicht, stets soviel Geld im Umlauf zu erhalten, dass der Preisstand fest bleibt, d. h. dass die Kaufkraft des Geldes nicht schwankt.

  • Wenn die Bevölkerung zunimmt,
  • wenn neue Maschinen eingesetzt werden, wenn neue, arbeitsparende Methoden angewendet werden,
  • wenn als Folge dieser Massnahmen die Produktionsmöglichkeiten steigen, mehr Waren angeboten werden,
    dann muss der Geldumlauf dementsprechend vergrössert werden, damit diese Mehrproduktion auch abgesetzt werden kann und dem Volke zugute kommt. Der gleichbleibende Preisstand zeigt an, dass der Geldumlauf richtig geregelt ist. Die Entwicklung von 1926 bis 1929 hat die Richtigkeit dieser Forderung schlagend dargetan. Das zeigen folgende Zahlen:


  •  
    Preisstand
    Notenmenge
    SBB-Überschuss
    Staatsrechnung
    1926
    162
    769
    109
    -9
    1927
    160
    798
    128
    -1,5
    1928
    161
    818
    151
    +23
    1929
    161
    855
    151
    +24

    Goldwährung als Krisenursache
    Aber man lernte nichts aus diesen Erfahrungen und störte die Entwicklung neuerdings durch eine abermalige Deflation als Folge der Goldwährung.


    Die Wiedereinführung der Goldwährung

    Sie erfolgte im Jahre 1930. Sie brachte uns die zweite schwere Krise. Was heisst Goldwährung? Unter der Goldwährung wird der Preis der Ware Gold gesetzlich festgelegt. So wurde zum Beispiel in der Schweiz im Jahre 1930 gesetzlich bestimmt, dass man für einen Franken jederzeit 0,29 Gramm Gold erhalten solle oder für 0,29 Gramm Gold jederzeit einen Franken. Indem die Notenbank diesen Preis gesetzlich durch das - grösstenteils ahnungslose, andernfalls willfährige - Parlament festlegen lässt und garantiert, ist sie gezwungen, ihn auch zu halten.
    Wenn nun unter der Goldwährung die Goldproduktion steigt, d. h. wenn viel Gold produziert und zum Verkaufe angeboten wird, hat der Goldpreis Tendenz zum Fallen. Wenn die Kartoffelernte gross ist, werden die Kartoffeln billig. Genau so ist es mit dem Gold. Wenn nun aber die Notenbank das Gold immer zum gleichen Preise ankauft, dann hat das zur Folge, dass ihr bei steigender Goldproduktion Gold zufliesst. Sie bezahlt es mit Noten. Dadurch wird der Geldumlauf erhöht, was wieder zur Folge hat, dass die Warenpreise steigen. Sinkender Goldpreis ist gleichbedeutend mit steigenden Warenpreisen.
    Umgekehrt: Wird das Gold rar, dann hat der Goldpreis Neigung zum Steigen. Um das Steigen des Goldpreises zu verhindern, muss die Notenbank das Gold zum alten Preise anbieten, d. h. es will nun jeder, der Gold kaufen will, es bei der Notenbank beziehen. Das Geld strömt zur Notenbank, wodurch der Geldumlauf im Lande sich verringert, was sinkende Warenpreise zur Folge hat. Steigender Goldpreis hat sinkende Warenpreise zur Folge.


    Die Goldwährung ist eine ausgesprochene
    Spekulantenwährung

    Am Auf und Ab der Preise verdienen die Spekulanten. Steigen die Preise, dann kaufen sie rasch Sachwerte, solange sie noch billig sind (Land, Häuser usw.), um sie, wenn die Preise ganz oben sind, teuer wieder abzusetzen. Indem es alle tun, wird das Warenangebot rasch erhöht, die Nachfrage verkleinert. Dadurch wird der Preisfall beschleunigt, das verdiente Geld wird gehamstert, wertet sich aber im Kastenfusse wieder auf. - So sind wir durch die Goldwährung denen ausgeliefert, die Gold besitzen und durch die Beherrschung des Goldes auch den gesamten Geldumlauf unserer Wirtschaft beherrschen. Dass die Goldminen schon bis 600% Dividenden abgeworfen haben, sei nur am Rande vermerkt.


    Warum führten wir denn die Goldwährung ein?

    So wird jeder fragen. Haben denn die massgebenden Instanzen nicht gewusst, was das bedeutet? Wahrscheinlich nicht. Hat doch im Jahre 1918 der damalige Finanzminister Motta in aller Offenheit im Nationalrat erklärt, die Währungsfrage sei ihm ein Mysterium.
    Der Grund der Einführung der Goldwährung war das Streben nach festen Wechselkursen. Die Notenbank betrachtete die Festigkeit der Wechselkurse als das hauptsächlichste Ziel ihrer Politik. Der Wechselkurs ist der Preis des Schweizerfrankens, ausgedrückt in ausländischem Geld. Wenn der Ausländer bei uns etwas einkaufen will, muss er zwei Dinge wissen: er muss wissen, was die Ware in Schweizerfranken kostet und er muss ferner wissen, was er für die Schweizerfranken in seinem Gelde zahlen muss. Dieses Umtauschverhältnis zwischen ausländischem Geld und Schweizergeld nennt man nun eben Wechselkurs (von wechseln: umtauschen).

    Die Goldparität
    Indem nun die Nationalbank einen Goldpreis festlegte, ergab sich mit allen ausländischen Währungen, die das ebenfalls getan hatten, ein festes Austauschverhältnis. Für einen Schweizerfranken bekam man rund 0,3 Gramm Gold, für einen französischen Franken 0,06 Gramm Gold. So ergab sich ein Austauschverhältnis von 5 : 1, das heisst man bekam für einen Schweizerfranken fünf französische Franken und für fünf französische Franken einen Schweizerfranken. Man nennt das die Goldparität. - Es ist klar, dass ein fester Wechselkurs für Importeure und Exporteure, d. h. für alle diejenigen, die im Aussenhandel zu tun haben, von Vorteil ist, weil sie dann eine sichere Rechnungsgrundlage haben. Wenn aber als Folge dieser Goldparität, d. h. dieses festen Verhältnisses des Frankens zum Gold der Preisstand im Inland schwankt, ist dieser feste Wechselkurs viel zu teuer erkauft. Die schweizerische Wirtschaft, auch die Exportwirtschaft, gingen an dieser festen Goldparität zugrunde.

    Die Einführung der Goldwährung fiel in eine Zeit verminderter Goldproduktion, also steigender Goldpreise und damit fallender Warenpreise. Der allgemeine Preisfall trat in den Vereinigten Staaten im Herbst 1929 ein und übertrug sich, dank der Goldwährung, automatisch auf alle andern Goldwährungsländer. Denn unter der Goldwährung ist jede Preisstandschwankung ansteckend. Indem die Waren in USA billiger wurden, konnten die Amerikaner alle andern Länder konkurrenzieren. In den andern Ländern stieg die Einfuhr amerikanischer Waren, während die Ausfuhr nach USA zurückging. Die andern Länder hatten also einen Importüberschuss, d. h. sie führten mehr ein als aus. Diesen Importüberschuss mussten sie mit Gold zahlen. Indem das Gold der Notenbank entzogen wurde - man musste es dort kaufen - verringerte sich der Geldumlauf, was einen Preisfall zur Folge hatte. Auf diese Weise ist die Krise "ansteckend", wie Prof. Irving Fisher sagt, und so entstand die sogenannte Weltwirtschaftskrise.


    Was hätte die Notenbank tun sollen?

    Sie hätte die Goldwährung nicht einführen, sondern den Preisstand im Inland festhalten sollen. Dann wäre der Wechselkurs des Frankens in dem Masse gesunken, als das Ausland Deflation machte, d.h. seine Preise abbaute. Unsere Waren wären dann zwar gegenüber den ausländischen teurer gewesen, aber dafür wäre da Franken billiger geworden. Wir hätten dann trotzdem exportieren können. Wegen der Beibehaltung des hohen Kurses aber konnten wir nicht exportieren, erst recht nicht mehr, als die meisten andern Länder - unter der Führung Englands - ihren Wechselkurs senkten, ihr Geld vom Golde lösten.

    England vollzog damit einen Schritt von grösster Tragweite. Die Engländer sagten sich: Wichtiger als ein fester Goldpreis ist uns eine feste Kaufkraft unseres Geldes gegenüber den Waren. Die Leute kaufen mit ihrem Gelde ja nicht Gold, sie kaufen all die Dinge, die sie zum Leben brauchen. Also müssen wir dafür sorgen, das: sie immer ungefähr gleichviel Waren für eine Geldeinheit kaufen können. Dem englischen Beispiel folgten die nordischen Staaten. Allen voran Schweden, das damals ganz zielbewusst darauf ausging, den Preisstand zu festigen.


    Die "Abwertung" und ihre blamierten Gegner

    Das starre Festhalten unserer Behörden am festen Wechselkurs und der damit notwendigen Deflationspolitik hat das Schweizervolk damals nicht nur Millionen und Millionen an Einkommensverlust gekostet, sondern ihm auch eine grosse seelische Not auferlegt, hat Verzweiflung und Elend über grosse Volkskreise gebracht, ganz abgesehen von den politischen Schwierigkeiten, die damit verbunden waren.
    Deflation fördert den politischen Zerfall
    Es ist kein blosser Zufall, dass, genau wie in Deutschland die Nazi, bei uns die Fröntler in der Deflationszeit die besten politischen Geschäfte machten. Menschen in wirtschaftlicher Notlage sind leicht geneigt, politischen Desperados zu folgen.
    Wie wenig man aber an massgebender und verantwortlicher Stelle die wahre Situation erkannte, zeigt am besten der Kampf um die sog. "Abwertung" des Schweizerfrankens, d. h. um die Senkung des Wechselkurses. Eine solche Senkung des Kurses wurde von allen massgebenden Persönlichkeiten, von allen Parteien und Wirtschaftsverbänden, von den Behörden und der Leitung der Nationalbank abgelehnt und als Katastrophe bezeichnet. Man behauptete, eine Kurssenkung hätte eine gewaltige Preissteigerung zur Folge (Prof. Grossmann sprach von einer Steigerung von 60%! - und gilt trotzdem heute noch als Autorität!), das Kapital würde fluchtartig die Schweiz verlassen, der Zinsfuss würde steigen, der Export käme vollends ins Stocken, kurz und gut, der wirtschaftliche Ruin wäre unvermeidlich. Ja, der Bundesrat erliess sogar eine besondere Währungsschutzgesetzgebung und bedrohte diejenigen mit harten Strafen, die die Goldwährungspraxis der Nationalbank angriffen. Als einzige Partei setzte sich die Liberal-sozialistische Partei der Schweiz, damals noch als Schweizer Freiwirtschaftsbund bezeichnet, konsequent für die Senkung des künstlich überhöhten Frankenkurses ein. Denn diese Kurssenkung war die einzig richtige Korrektur eines Missverhältnisses zwischen dem schweizerischen und ausländischen Preisniveau; darüber hinaus konnte nur so der allgemeine, lähmende Preisdruck von der schweizerischen Wirtschaft genommen werden. Deshalb war es logisch, wenn die Freiwirtschafter oder Liberalsozialisten von der "Abwertung" das Ende der Krise erwarteten.
    Am 26. September 1936 wurde dann endlich, unter dem Drucke der äussern Verhältnisse und nachdem man andernorts in der Welt längst den verhängnisvollen Irrtum der Deflationspolitik erkannt hatte, die Wechselkurssenkung
    vollzogen. Und die Folgen? Die Preissteigerung infolge der Verteuerung der Importe betrug genau 5% wie das von den Liberalsozialisten vorausgesagt worden war. Gleichzeitig erfuhr der Fremdenverkehr eine gewaltige Belebung, ebenso erging es der Exportindustrie. Die Arbeitslosigkeit sank, desgleichen der Zinsfuss. Die Wirtschaft belebte sich, und die Belebung wäre zu einer eigentlichen Hochkonjunktur geworden, hätten die Behörden auch weiterhin die richtigen Massnahmen ergriffen. Seltsamerweise aber mussten nun die gleichen Leute die Kurssenkung und die nachfolgende Währungspolitik durchführen, die sie als Landeskatastrophe verurteilt und sich mit dieser Prophezeiung so unsterblich blamiert hatten. Sie gebärdeten sich nach wie vor als die Sachverständigen.

    Zweite Zusammenfassung

    Aus den bisherigen Erfahrungen ergibt sich, dass sowohl die Inflation - also die im Verhältnis zur angebotenen Gütermenge zu starke Vermehrung der umlaufenden Zahlungsmittel - als auch die Deflation - die im Verhältnis zur angebotenen Warenmenge zu starke Verminderung der umlaufenden Zahlungsmittel - den wirtschaftlichen Ablauf hemmen, die Wirtschaft und damit die wirtschaftenden Menschen schädigen, eine ständige Fälschung der Zahlungsverträge bewirken und aller Gerechtigkeit Hohn sprechen. Sie stören die freie Marktwirtschaft, schädigen die Schaffenden - und begünstigen die Spekulation. Die Goldwährung, als klassisches Instrument dieser Schaukelpolitik, ist abzulehnen. An ihre Stelle muss die Indexwährung treten, die Politik der festen Kaufkraft des Geldes. Sie wird verwirklicht durch die ständige Anpassung der umlaufenden Geldmenge an das Warenangebot. (Weder Inflation noch Deflation - Indexwährung statt Goldwährung)


    Die schleichende Inflation

    Es lohnt sich, noch einen kurzen Blick auf die Entwicklung seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu werfen.
    Die ausgebliebene Nachkriegskrise
    Alle sog. Sachverständigen prophezeiten uns damals eine Nachkriegskrise. Es habe nach dem Ersten Weltkrieg eine solche gegeben, also müsse auch nach dem zweiten eine solche eintreten. Woraus man ersehen kann, dass allzu viele gescheite Leute Wirtschaftskrisen gewissermassen als Naturereignisse betrachten wie Sonne und Regen und noch immer nicht begriffen haben, dass es die Menschen sind, die den Ablauf der wirtschaftlichen Ereignisse bestimmen.

    Die Nachkriegskrise ist nicht eingetreten. Auch jene Propheten sind Lügen gestraft worden, die erklärten, sie werde eintreten, sobald der durch den Krieg verursachte Nachholbedarf gedeckt sei.

    Warum blieb die Krise aus? Einmal deshalb, weil man sich in der westlichen Welt offenbar darüber klar war, dass eine neue Weltwirtschaftskrise wie diejenige in den Dreissigerjahren einer Bolschewisierung des Westens gleichgekommen wäre und den Russen gewissermassen Tür und Tor geöffnet hätte. Unter dem politischen Drucke der russischen Drohung mussten alle Anstrengungen unternommen werden, um schwere wirtschaftliche Erschütterungen zu vermeiden.

    Diese Anstrengungen waren umso erfolgreicher, als man immerhin aus der Vergangenheit einiges gelernt hatte und bereit war, neue Ziele anzugehen. Das geht auch aus den Äusserungen der Nationalbankleitung hervor. Hatte der frühere Präsident des Direktoriums, Prof. Bachmann, 1935 noch erklärt, ein fester Preisstand, eine gleichbleibende Kaufkraft des Geldes sei nicht nur nicht durchführbar, sondern führe auch zu einer Stagnation der Wirtschaft, so erklärte nun sein Nachfolger, Prof. Keller, 1955 folgendes:
    Neues Ziel der Notenbankpolitik
    "Es besteht ein allgemeines Interesse an einer gesunden Wirtschaft und an der gesicherten Kaufkraft des Landesgeldes. Von der Notenbank erfordert diese Einsicht eine Politik der Erhaltung des wirtschaftlichen Gleichgewichts und der möglichsten Stabilität des Geldwertes". Diese Sicherung der Stabilität des Geldwertes bezeichnete er als das "oberste Ziel" der Notenbankpolitik.

    Dieses Ziel wurde von der Nationalbank nicht ohne Erfolg angestrebt. Von allen Ländern konnte bis Ende 1961 die Schweiz den geringsten Kaufkraftschwund ihres Geldes verzeichnen. In Frankreich betrug er 43%, in den skandinavischen Staaten 36, in Italien 26, in der Bundesrepublik 18 und in der Schweiz 13%. Aber vollständig ist also das Ziel auch bei uns nicht erreicht worden, und vorab seit 1961 hat sich der Inflationsdruck stark erhöht.

    Nun gibt es Leute, die behaupten, ohne einen leichten Inflationsdruck, also ohne ein sanftes ständiges Ansteigen des Preisniveaus, sei die gute Wirtschaftskonjunktur nicht zu halten. Die stechende Inflation sei der Preis für den steigenden Wohlstand. Dem ist aber keineswegs so. Vollbeschäftigung und Konjunktur können auch ohne Inflationsdruck erhalten werden, wie im nächsten Kapitel noch zu zeigen sein wird.


    Importierte Inflation

    Wohl aber muss hier auf einen Umstand aufmerksam gemacht werden, der als schwere Katastrophendrohung zu werten ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg, also Ende 1945, betrug der Goldbestand der Notenbank 4'777 Millionen Franken. Ende 1961 war er auf 11'078 Millionen Franken angewachsen. Im gleichen Zeitraum stieg der Devisenbestand von 162 auf 842 Millionen Franken. Der Schweizerfranken ist, um einen Ausdruck der Nationalbankleitung zu gebrauchen, zu einer "Zufluchtswährung" geworden. "Hot money", heisses Geld, flüchtet in zunehmendem Masse in die Schweiz. Da die Nationalbank durch das Münzgesetz (1 Franken = 0,20322.. Gramm Gold) gezwungen ist, den Gold- und damit den Dollarpreis festzuhalten, also den Wechselkurs zu stabilisieren, muss sie das ihr angebotene Gold und die ihr offerierten Devisen aufnehmen, da sonst der Dollarkurs sinken, der Kurs des Frankens steigen würde. Sie bezahlt also das ihr angebotene Gold und die ihr offerierten Devisen mit Banknoten und vermehrt dadurch den Geldumlauf des Landes, wodurch die Preise in die Höhe getrieben werden. Man nennt das eine "importierte Inflation". Man kann also, ohne sich einer Übertreibung schuldig zu machen, feststellen, dass das internationale vagabundierende Kapital, dass die internationale Spekulation uns die Inflation bescheren, die - Lohnbezüger um einen Teil ihres Einkommens, die Sparer um einen Teil ihrer Ersparnisse betrügen.

    Die Nationalbank weiss sehr wohl um die Gefahren ihrer Politik. Sie weiss, dass die von ihr verursachte Geldschwemme eigentlich dem Ziel ihrer Politik diametral zuwiderläuft. Sie rennt deshalb gewissermassen händeringend hinter dem von ihr ausgegebenen Gelde her und sucht es anzubinden. Sie veranlasst die Banken, ein Gentlemens Agreement abzuschliessen und einige hundert Millionen Franken stillzulegen. Sie konnte ausserdem den Bund veranlassen, ihr Reskriptionen zu überlassen, die sie an den Markt weitergab, um Geld wieder in die Nationalbank zurückzunehmen. Sie veranlasste ferner den Bund, Schulden im Betrage von 1 Milliarde nicht zurückzuzahlen, um auf diese Weise die zirkulierende Geldmenge zu beschränken. Was das Schweizervolk, nebenbei bemerkt, jährlich ungefähr 30 Millionen an Zinsen kosten dürfte.

    Wie bitter nötig alle diese Hilfsmassnahmen waren, geht aus dem Umstande hervor, dass der Notenbestand von 3'835 Millionen Franken Ende 1945 auf 7'656 Millionen Franken Ende 1961 gestiegen ist. Die ansteigende Preiskurve zeigt eindeutig, dass die Geldmenge zu stark vermehrt wurde gegenüber der angebotenen Gütermenge.


    Freier Wechselkurs

    Der Zustrom an Devisen hätte einzig und allein dadurch abgestoppt werden können, dass die Nationalbank von der Pflicht befreit worden wäre, den Wechselkurs zu stabilisieren. Die Freigabe des Wechselkurses wäre die Lösung. Als die Wechselkurse nach dem Zweiten Weltkrieg festgelegt wurden, entsprachen sie ungefähr der damaligen Kaufkraftparität. Wer also von einem Land ins andere reiste und sein Geld in dasjenige des Gastlandes umwechselte, der konnte im Gastland für das erhaltene Geld ungefähr gleich viel Waren kaufen wie zu Hause. Seither aber hat sich, wie wir oben nachwiesen, die Kaufkraft der einzelnen Geldsorten ganz wesentlich verändert, so dass der Wechselkurs keineswegs mehr der Kaufkraft entspricht.

    Würde nun die Schweiz den Kurs des Frankens frei spielen lassen, dann würde er sich automatisch auf die Kaufkraftparität einspielen. Unter den gegebenen Verhältnissen würde der Kurs des Frankens steigen, da ja seine Kaufkraft grösser ist als die aller andern Währungen. Damit würde der Franken auch für die internationale Spekulation weniger attraktiv, umso weniger, als ja nun die Nationalbank nicht mehr zur Entgegennahme des heissen Geldes verpflichtet wäre. Die Inflation könnte nicht mehr importiert werden, so wenig wie eine allfällige Deflationskrise des Auslandes auf unser Land übergreifen könnte. "Unter den heutigen Verhältnissen ist Stabilität des Wechselkurses Garant der Unstabilität der Kaufkraft im Innern" stellte Prof. L. Hahn fest.

    Dass das Wohl und Wehe jeder Marktwirtschaft von der Stabilität der inländischen Kaufkraft des Geldes abhängt, ist heute unbestritten. Prof. Ludwig Erhard, der Wirtschaftsminister der Bundesrepublik und Vater des deutschen Wirtschaftswunders, wird nicht müde, die Geldwertstabilität als das erste Erfordernis der Sozialen Marktwirtschaft zu kennzeichnen. Und Dr. Carlo Mötteli, Handelsredaktor der "Neuen Zürcher Zeitung", schreibt in seinem Buch über die Soziale Marktwirtschaft: "Auf die Frage, worin denn die wirtschaftspolitische Richtlinie der Sozialen Marktwirtschaft überhaupt bestehe, lässt sich klipp und klar antworten: in der Stabilität des Geldwertes."

    Wer aber die Stabilität des Geldwertes will, der muss auch die Beweglichkeit des Wechselkurses befürworten, weil sonst eben die Stabilität des Geldwertes durch das Ausland gefährdet werden könnte. Dabei muss mit Nachdruck darauf hingewiesen werden, dass sich zwischen allen Ländern, die ihre Politik auf die Stabilisierung der innern Kaufkraft ihres Geldes ausrichten, auch ein fester Wechselkurs ergibt. Wenn die Kaufkraft sich nicht ändert, dann ändert sich auch der Wechselkurs nicht.


    Dritte Zusammenfassung

    Zur Politik der festen Kaufkraft des Geldes gehört die Politik des flexiblen Wechselkurses. Der freie Wechselkurs spielt sich auf die Kaufkraftparität ein, sodass Import und Export sich frei und ungehindert abwickeln und die wirtschaftliche Entwicklung von ausländischen Störungen weitgehend unabhängig wird.


    Geldversorgung und Zinsfuss

    Nach der Senkung des Frankenkurses im Jahre 1936 sank, entgegen den Voraussagen der neunmalweisen Sachverständigen, der Zinsfuss. Warum? Nachdem der Deflationsdruck gewichen war, die Preise eher anziehende Tendenz hatten, kam das gehortete Geld wieder zum Vorschein. Geld zu horten, wenn die Preise anziehen, ist nicht lukrativ. Also suchte dieses gehortete Geld Anlage in der Wirtschaft. Und es bewahrheitete sich, was der Bundesrat, ohne daraus freilich die nötigen Konsequenzen zu ziehen, in seiner Botschaft vom 7. April 1936 festgestellt hatte:
    Angebot und Nachfrage nach Leihkapital
    "Es gibt für die Geldverbilligung nur eine natürliche Lösung: sie besteht in der Verbesserung des Verhältnisses zwischen Geldangebot und Geldnachfrage".
    Solange man dem Gelde durch die Fortsetzung der Deflation eine Aufwertung seiner Kaufkraft in Aussicht gestellt hatte, wurde es natürlich gehamstert: von jener relativ kleinen Schicht der Bevölkerung, die dazu in der Lage war. Nun aber kam es zum Vorschein und drückte damit auf den Zinsfuss. Diese Senkung setzte sich noch weiter fort, als die Arbeitsmöglichkeiten zunahmen, die Verdienste und damit die Ersparnisse wieder stiegen, indem natürlich das neue Sparkapital als neues Leihmittel ebenfalls das Kapitalangebot vermehrte.

    In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich als Folge der dauernd guten Konjunktur die Kapitalbildung weiter fort, sodass der Zinsfuss Mitte der Sechzigerjahre sich bereits der kritischen 3%-Grenze näherte. Sobald diese Grenze unterschritten wird, droht die Gefahr des Kredit- und Geldstreikes. Wenn dieser bis jetzt nicht eingetreten ist, dann deshalb, weil inzwischen ein gewaltiger Kapitalexport einsetzte. Dieser Kapitalexport wurde von der Nationalbank natürlich je länger je mehr gefördert, weil sie damit hoffte, der Geldschwemme etwelchermassen steuern zu können. Gleichzeitig aber förderte sie damit eine gewisse Kapitalknappheit im Inland, was einer Stützung des Zinsfusses gleichkam.


    Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Zinses

    Nach der heutigen Statistik ist etwa ein Viertel des schweizerischen Volkseinkommens Zinseinkommen. Das Volkseinkommen stieg von 1938 bis 1961 von 8 auf 33 Milliarden Franken. Das bedeutet, dass ein Viertel des jährlichen Volkseinkommens denjenigen zufliesst, die Kapitaleinkommen beziehen. Nun besassen beispielsweise im Kanton Zürich im Jahre 1934 1,1% aller Steuerpflichtigen genau 50% des gesamten Steuervermögens, während weit über die Hälfte aller Steuerpflichtigen überhaupt kein steuerbares Vermögen besassen. 453 Steuerpflichtigte des Kantons verfügten gesamthaft über ein Einkommen von 987'000'000 Franken, was pro Kopf dieser Steuerpflichtigen ein tägliches - versteuertes! - Einkommen von 325 Franken ausmachte. Es ist einleuchtend, dass dieses Einkommen Zinseinkommen war, ein Einkommen also, dem keine eigene Arbeitsleistung gegenüberstand.
    Zins ist Ausbeutung
    Dieses Zinseinkommen wurde irgendwo und irgendwann am Arbeitsertrag der Schaffenden abgezogen. Zins ist daher nichts anderes als Ausbeutung. Der Zins raubt dem schaffenden Volke einen Teil seines Arbeitsertrages. Das hat zur Folge, dass es den breiten Massen nicht möglich ist, die Produkte zu kaufen, die sie selber herstellen, während anderseits die kleine kapitalistische Oberschicht der Zinsbezüger in Überfluss und Luxus zu leben imstande ist. Die breite Masse des Volkes, Arbeiter, Bauern, Angestellte und Beamte, Gewerbetreibende und Unternehmer, alle werden zu Ausgebeuteten, zu Tributpflichtigen gegenüber dem Kapital.

    Mehr noch: der Zins wird zum Riegel der Wirtschaft. "Wo kein Zins winkt, raucht kein Schornstein!" hat Bebel einmal gesagt. Nur wo dem Kapital ein Profit winkt, stellt es sich der Wirtschaft zur Verfügung. Zahllose Unternehmungen, zahllose Erfindungen können nur deshalb nicht verwirklicht werden, weil sich das Kapital nicht zu einem billigen Zinsfuss zur Verfügung stellt. Jede allgemeine Zinsfusssenkung bei gleichbleibendem Preisstand schafft daher eine Menge neuer Produktions- und damit neuer Arbeitsmöglichkeiten.

    Der Zins als Hindernis der Produktion
    Sinkender Zinsfuss bei festem Preisstand bedeutet steigende Produktivität der Wirtschaft, damit steigende Nachfrage nach Arbeitskräften, damit steigendes Arbeitseinkommen. Auf die natürlichste Weise der Welt wird, ohne irgendwelchen staatlichen Zwang, das sinkende arbeitslose Einkommen in Arbeitseinkommen übergeführt.


    Wann zahlen wir denn den Zins?

    Nicht nur dann, wenn wir dem Hausmeister unsere Wohnungsmiete zahlen: Rund 75% davon muss auch er wieder abliefern an die Bank, die ihm das Geld für seine Hypotheken lieh. Wir zahlen aber auch Zins in allen und jeden Dingen, die wir kaufen: in den Lebensmittelpreisen, in den Warenpreisen aller Art, im Eisenbahnbillet, im Telephongespräch, allüberall ist Zins verborgen.
    Die Zinsknechtschaft
    Ganz heimlich werden wir durch ihn ausgebeutet. Oder besser ganz unheimlich.

    Die Schuldenlast des Bundes stieg während des Zweiten Weltkrieges auf rund 10 Milliarden, was einen Zinsaufwand von jährlich 350 Millionen ausmachte. Inzwischen hat sich die Schuldenlast auf 6 Milliarden reduziert. Sie wäre sogar noch unter 5 Milliarden gesunken, wenn nicht der Bund zur Sicherung der Kaufkraft des Frankens und als teuren Preis für seine falsche Wechselkurspolitik, Geld in seiner Tresorerie brachlegen müsste. Die Zinsenlast ist auf 220 Millionen gesunken. Der Bund müsste also uns Steuerzahlern immerhin 220 Millionen Franken weniger Steuern abknöpfen, wenn er keine Schulden mehr zu verzinsen hätte.


    Die Umlaufsicherung des Geldes

    Wir haben oben angedeutet, dass der Geld- und Kapitalstreik einsetze, wenn die Rendite unter 3 0/o sinke. Man konnte das zu Beginn des Jahres 1948 feststellen, als mitten in der Nachkriegskonjunktur sich eine Kapitalknappheit bemerkbar machte. Man versuchte dem drohenden Unheil beizeiten zu steuern und gab die Parole aus: Zurückhaltung bei der Kreditgewährung. Ausserdem prophezeiten Prof. Böhler und andere "Sachverständige" das Ende des Nachholbedarfs und damit der guten Konjunktur. Man gewärtigte also die Nachkriegskrise. Nachdem dann aber in eben diesem Jahr das deutsche Wirtschaftswunder seinen Anfang nahm - bezeichnenderweise nach der Währungsreform und der Proklamation der festen Kaufkraft der Mark - und auch sonst nirgends in der westlichen Welt besondere Krisenanzeichen sich einstellten, sah man auch bei uns von einer Deflationskrise ab.

    Der Geldstreik
    Allein, was gestern nicht geschah, kann morgen eintreten, und wir haben auf alle Fälle die Möglichkeit ins Auge zu fassen. Was bedeutet der Geldstreik? Nichts anderes als den wirtschaftlichen Blutsturz, um ein drastisches Bild des Sozialistenführers Karl Bürkli zu gebrauchen. Das Geld läuft nicht mehr um, geplante Arbeiten können nicht mehr ausgeführt werden, weil der Kredit fehlt, produzierte Waren bleiben liegen; die Lager sind überfüllt; wer keine Reserven hat, macht Konkurs, die Arbeiter stehen auf der Strasse. Aber der Zins ist gerettet. Indem viel kleines Kapital zerstört wird, kann das grosse Kapital wieder ungeniert seine Forderungen stellen.

    Sicherung des Geldumlaufes
    Das Problem, das sich in diesem Zusammenhang stellt, heisst: Wie sichert man den Geldumlauf? Es ist einleuchtend, dass man dafür sorgen muss, dass das Geld ununterbrochen durch die Adern der Wirtschaft pulsiert, so wie das Blut durch die Adern des Körpers. Wie aber kann man das erreichen? Silvio Gesell, einer der Väter des liberalen Sozialismus, hat in seinem Hauptwerk "Natürliche Wirtschaftsordnung" vorgeschlagen, die Noten einer regelmässigen kostenpflichtigen Abstempelung zu unterwerfen (Freigeld). Wenn eine Banknote jeden Monat mindestens einmal abgestempelt werden muss, wobei eine Stempelgebühr von 0,5% des Nennwertes zu entrichten wäre, würde ohne Zweifel das Geld nicht mehr gehamstert. Es würde rasch zirkulieren, weil niemand den "schwarzen Peter" am Stichtag in Händen haben möchte. Wahrscheinlich ist aber eine solche drastische Massnahme nicht einmal nötig. Es würde genügen, wenn man der Nationalbank das Recht einräumen würde, bestimmte Notenserien von einem Tag auf den andern zurückrufen und gegen eine Gebühr von 5% gegen neue umzutauschen. Sobald sie eine gefährliche Hortung des Geldes feststellen würde, müsste sie diese Massnahme anwenden. Allein schon der Umstand, dass dieses Damoklesschwert der Geld-Verrufung über uns hängen würde, dürfte genügen, um den Umlauf des Geldes sicherzustellen. Die Arbeitsdienstpflicht des Geldes wäre damit gesichert.


    Die Arbeitsdienstpflicht des Geldes

    Der Unlaufszwang
    Geld, das ohne Schaden nicht mehr gehamstert werden kann, ist ein dienendes Geld. Es muss ständig zirkulieren, sich ständig der Wirtschaft zur Verfügung stellen. Es kann nicht mehr streiken. Der Blutkreislauf der Wirtschaft kann nicht mehr gestört werden. Das Leihgeld muss ständig zur Verfügung stehen, muss sich ständig anbieten und drückt damit ständig auf den Zinsfuss. Jedes Sinken des Zinsfusses aber bedeutet eine Verminderung des arbeitslosen Einkommens und eine Erhöhung des Arbeitseinkommens. Denn wenn der Anteil des arbeitslosen Einkommens am Wirtschaftsertrag sinkt, muss notwendig der Anteil des Arbeitseinkommens, müssen die Löhne steigen.
    Die Überwindung der Ausbeutung
    Wenn der Zins ganz verschwunden ist, dann ist auch die grösste Ausbeutung, diejenige durch den Zins, überwunden.
    Das Sparen

    Aber wie soll man denn sparen, wenn das Geld fortwährend unter Umlaufzwang steht?
    Merke wohl: nur das Bargeld steht unter diesem Zwang, nicht aber das Buchgeld, die Sparguthaben. Sie werden - im Gegensatz zu 1915-19, wo die Preissteigerung sie um 55% entwertete oder von 1939 bis 1948, wo die Entwertung 39% betrug - nicht entwertet. Sie bleiben in ihrer Kaufkraft erhalten, weil ja der Preisstand, das Spiegelbild der Kaufkraft, gleich bleibt. Ja, das Sinken des Zinses ermöglicht erst recht eine erhöhte Spartätigkeit. Denn je weniger Tribut wir dem Kapital zu entrichten haben, umso mehr können wir für die alten Tage auf die Seite legen. - Aber was sollen die alten Leute tun, die aus den Zinsen leben müssen? Wir stellen die Gegenfrage: Was sollen die alten Leute tun, denen Inflation und Deflation alles geraubt haben? Für die Übergangszeit muss für diese Leute gesorgt werden. Nachher kann sich jeder durch seine Arbeit soviel an Ersparnissen zurücklegen, dass er, vor Geldentwertung gesichert, bequem und gut im Alter davon leben kann. Er soll dann von seinem Ersparten zehren oder sich eine Rente kaufen, wenn ihm das mehr Spass macht. Ausserdem gibt es ja nun eine Altersversicherung; die Renten wären in ihrer Kaufkraft, im Gegensatz zu heute, gesichert.

    Vierte Zusammenfassung

    Die Vorherrschaft des Kapitals über die Arbeit beruht auf der Hamsterfähigkeit des Geldes. Indem das Geld willkürlich dem Kreislauf der Wirtschaft entzogen werden kann, wird eine Deflationskrise ausgelöst. Ausserdem ermöglicht die Hamsterfähigkeit des Geldes dem Kapital, durch den Geldstreik den Zinstribut zu erpressen. Zins ist Ausbeutung und schädigt die Produktivität der Wirtschaft. Durch die Dienstpflicht des Geldes wird der Blutkreislauf der Wirtschaft gesichert und die Ausbeutung der Arbeit durch das Kapital überwunden. Das private Geldmonopol ist gebrochen. Durch eine entsprechende Gesetzgebung wird die Geldversorgung der Wirtschaft in den Dienst der Arbeit gestellt.


    Das Bodenrecht

    Als zweiter wichtiger Pfeiler des Kapitalismus hat sich das gegenwärtige Bodenrecht
    erwiesen.
    Mangelware Boden
    Der Boden ist eine Mangelware, die nicht vermehrt werden kann. Also eine Ware mit ganz ausgesprochenem Monopolcharakter.
    Grundrente
    Da jeder Mensch, um leben zu können, auf die Benützung des Bodens angewiesen ist, kann der private Besitzer des Bodens vom Benützer desselben eine entsprechende Miete fordern. Diesen Preis für die Bodenbenützung bezeichnet man als Grundrente. Sie ist naturgemäss umso grösser, je grösser die Nachfrage nach Boden ist. Das kommt in den steigenden Bodenpreisen deutlich zum Ausdruck. Als der Fröschengraben in Zürich zugedeckt und in die Bahnhofstrasse verwandelt wurde, verkaufte die Stadt den Boden längs dieser Strasse, sogar mit einiger Mühe, zu 50 Rappen den Quadratmeter. Heute ist der Wert dieses Bodens auf 30'000 Franken pro Quadratmeter gestiegen! Man hat festgestellt, dass im Laufe der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts die Bodenpreise am Bahnhofplatz bis zu 27'000% im Werte gestiegen sind. Innert weniger Jahre haben die Bodenpreise am Stadtrand Preissteigerungen bis zu 600% und mehr durchgemacht. Mit dem ständigen Bevölkerungszuwachs steigen selbstverständlich auch die Bodenpreise immer weiter.
    Die private Grundrente
    Dementsprechend steigt natürlich die Grundrente, die in den Grundstückgewinnen einkassiert wird. Im Jahre 1936 betrug, nach Angaben des statistischen Amtes, die gesamte Grundrente der Stadt Zürich 32 Millionen Franken. Sie dürfte heute ein Mehrfaches davon betragen. Nach Angaben des städtischen Finanzvorstandes wurden 1961 in der Stadt Zürich 182 Millionen Franken Grundstückgewinne dem Steueramt gemeldet, was ungefähr einer Erhöhung der jährlichen Grundrente um sieben Millionen Franken entspricht. Da der geringste Teil des Bodens der Stadt gehört, wenigstens was die Baufläche betrifft, fliesst diese Grundrente in private Taschen und stellt eine ständige Quelle arbeitslosen Einkommens dar. Nicht umsonst haben die Mieten in der Stadt Zürich märchenhafte Höhen erklommen. Würde der Boden der Stadtgemeinde gehören, dann würde die Grundrente in die Stadtkasse fliessen und die Steuerlast um jenen Betrag gekürzt werden.


    Das Problem der Landesplanung

    Die beispiellose Hochkonjunktur hat noch weitere Faktoren ausgelöst, die die Bodenpreise in die Höhe treiben. Das Kapital sucht sichere Anlagewerte. Der Boden stellt heute die sicherste Anlage dar. Nicht mehr nur der städtische Grund und Boden ist eine gesuchte Handelsware geworden. Längst ist das ganze Mittelland zu einem einzigen grossen Nachfrageobjekt geworden. Versicherungsgesellschaften, Baukonsortien, Investmenttrusts stürzen sich auf den Boden. Man schätzt, dass heute schon nur etwa 9-10% der Bevölkerung im Besitze des Bodens sind, so dass ein neuer Landfeudalismus sich herausgebildet hat, dem die übrigen 90% der Bevölkerung tributpflichtig sind. In den hohen Mieten wird dieser Tribut durch das Kapital einkassiert.
    Zonenplan
    Man hat deshalb eingesehen, dass der Boden sorgfältig verwaltet werden sollte. Die Landesplanung hat es sich zum Ziel gesetzt, eine vernünftige Aufteilung vorzunehmen durch Ausscheidung von Wohn-, Industrie- und Landwirtschaftszonen. Auf diese Weise würde es möglich, das Land vor einer wilden Überbauung zu sichern und der wachsenden Bevölkerung die nötigen Erholungszonen zu sichern. Aber diese schönen Pläne scheitern am Privateigentum des Bodens.


    Der Boden gehört der Allgemeinheit

    Da alle Menschen auf die Benützung des Bodens angewiesen sind, ist es in die Augen springend, dass die Besitzer des Bodens gegenüber den Nichtbesitzern gewaltig im Vorteil sind. Wir haben es hier mit einem klassischen Beispiel einer Ware mit Monopolcharakter zu tun. Nun haben schon die liberalen Oekonomen festgestellt, dass Monopole die Marktwirtschaft stören und beseitigt werden müssen. Entweder werden sie dadurch beseitigt, dass man sie durch die Konkurrenz zum Verschwinden bringt, wenn es sich um ein vermehrbares Gut handelt, oder aber dadurch, dass man das Monopol in Allgemeinbesitz überführt, wenn es sich um ein nicht vermehrbares Gut handelt, so dass dann, in diesem letzteren Falle, der Ertrag des Monopols eben allen zugute kommt.
    Wie man Monopole bricht
    Beim Boden handelt es sich nun um ein nicht vermehrbares, nicht produzierbares Monopolgut. Logischerweise muss er also in Allgemeinbesitz übergeführt werden. Sehr richtig sagt der amerikanische Publizist Walter Lippmann in seinem Buche "Die Gesellschaft freier Menschen" hiezu folgendes: "Wenn man die Inhaber von Monopolen in ihren Vorrechten bestärkt, so dient man damit nicht der Sache des Privateigentums. Man bereitet damit vielmehr die Auslöschung des Privateigentums durch allgemeine Unordnung und Plünderung oder durch die Errichtung eines gelenkten Kollektivismus vor. Das richtige Prinzip liegt in der Bereitschaft, diejenigen Besitzrechte zu liquidieren, die einige wenige Menschen instandsetzen, allen andern Menschen den Zugang zum Grundbesitz und zu den Hilfsquellen der Natur zu verwehren und dann einen Tribut zu erpressen, der sich nicht auf ihre eigene Arbeit, sondern lediglich auf einen gesetzlichen Besitzanspruch gründet."

    Rückkauf des Bodens
    Der Boden muss daher nach und nach bei Handwechsel von der Gemeinde zurückgekauft werden. Das kostet freilich eine schöne Stange Geld und die Frage ist berechtigt: wer soll das bezahlen? Da muss gesagt werden, dass die hohen Bodenpreise auf alle Fälle von der breiten Masse des Volkes, eben in Form hoher Mieten und Produktenpreise, bezahlt werden. Nur mit dem Unterschied, dass wir sie heute in private Taschen zahlen. Es wäre also gegeben und sehr viel klüger, das Geld als Steuer abzuliefern und damit den Boden durch die Gemeinden für uns, die Allgemeinheit, zurückkaufen zu lassen. Auf diese Weise käme die wachsende Grundrente uns zugute. Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, dass der AHV-Fonds den Gemeinden zum Zwecke des Bodenrückkaufs zinsbillige Darlehen auf lange Sicht gewähren würde.

    Der Schuld der Gemeinde steht der Boden als Aktivum gegenüber. Die Gemeinde verpachtet nunmehr den Boden und kann aus dem Pachtzins ihre Schuldzinsen bestreiten. Da die Grundrente steigt, der Zinsfuss aber als Folge der beschriebenen Währungsreform fällt, ergibt sich eine steigende Differenz zugunsten der Gemeinde, die zunächst dazu verwendet wird, die Schulden zurückzuzahlen bis zur völligen Entschuldung. Dannzumal ist die Allgemeinheit Nutzniesserin der gesamten Grundrente.


    Das Baurecht

    Das Haus dem Privaten, der Boden der Allgemeinheit
    Beim Rückkauf des Bodens handelt es sich um die Beseitigung eines privaten Vorrechtes. Mehr soll nicht geschehen. Die Benützung des Bodens, seine Bebauung soll der privaten Initiative überlassen bleiben. Nicht jeder Bürger will selber Grund und Boden besitzen und bebauen. Also sollen sich diejenigen darum bewerben, die es zu tun wünschen. Die Gemeinde verpachtet daher den Boden auf Grund eines Baurechtes, wie es in Art. 675/779 ZGB vorgesehen ist. Das Baurecht ist befristet und läuft nach 50-100 Jahren, je nach der Art des Baues, ab. Dann fällt der Boden mit dem Gebäude, für welches eine vertraglich geregelte Entschädigung zu bezahlen ist, an die Gemeinde zurück. Welch immense Bedeutung einer solchen Regelung der Bodenpolitik nicht nur in volkswirtschaftlicher, sondern auch in städtebaulicher Hinsicht zukommt, ist in die Augen springend. Die Erkenntnis, dass hier nur eine grundsätzliche Lösung helfen kann, beginnt sich denn auch mehr und mehr Bahn zu brechen. Städtebauliche Planung ist sinnlos und zur Erfolglosigkeit verurteilt, solange der Boden in Privatbesitz ist. In Zürich schleppt sich seit mehr als einem halben Jahrhundert die Sanierung der Altstadt hin und kommt zu keinem erspriesslichen Ziele, weil die Interessen der privaten Grundbesitzer nicht unter einen Hut zu bringen sind"*.
    *Siehe hiezu: Hans Bernoulli "Die organische Erneuerung der Städte", Verlag für Architektur, Erlenbach-Zürich.


    Das bäuerliche Bodenrecht

    Nicht minder schwerwiegend ist heute die Bodenfrage auf dem Lande geworden. Täglich gehen in der Schweiz 3 Landwirtschaftsbetriebe ein. Hiess es an der Landesausstellung im Jahre 1939 noch, jeder vierte Schweizer sei ein Bauer, so müssten wir heute feststellen, dass bald nur noch jeder zehnte Schweizer dem Bauernstande angehört. Das rührt nicht allein davon her, dass jährlich Boden der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen wird, sondern es kommt auch davon her, dass die landwirtschaftlichen Bodenpreise ständig steigen, weil mehr und mehr auch der landwirtschaftliche Boden als Kapitalanlage benützt wird. "Der Drang des Kapitals nach dem bäuerlichen Boden ist ein ungeheurer", erklärte Bundesrat von Steiger 1948.
    Rückgang des Bauernstandes
    Das zeigt sich auch darin, dass die Zahl selbständiger Landwirte ständig abnimmt, während die Zahl der Pächter ebenso ständig zunimmt. Die jungen Bauernsöhne sind nicht mehr in der Lage, die hohen Preise für die Bauerngüter zu zahlen und müssen zusehen, wie diese von den Kapitalisten aus der Stadt gekauft werden. Sie können dann noch als Pächter auf diesen Höfen tätig sein. Landauf und landab werden Bauernhöfe aufgekauft, wobei der Preis den Ertragswert um ein Vielfaches übersteigt.
    Überzahlung der Höfe
    Nach dem Eidg. Statistischen Amt wurden von 1953 bis 1955 im freihändigen Verkauf Bauerngüter 150-400% über dem Ertragswert gehandelt, im Durchschnitt aller Verkäufe lagen die Preise 171% über dem Ertragswert. Wobei zu bemerken ist, dass der Ertragswert nach einer Statistik der UNO 80% über den Weltmarktpreisen liegt. In diesem Zusammenhange ist auch festzustellen, dass das Gesetz zur Erhaltung des bäuerlichen Grundbesitzes keinerlei Besserung gebracht hat, seiner Natur nach auch nicht bringen konnte.

    Das "Bauernsterben" vollzog sich vor allem immer während der grossen Deflationskrisen. Als Milch- und Viehpreise um 50% hinuntermanövriert wurden, die Zinslast aber die gleiche blieb, da blieb Tausenden von tüchtigen Bauern nichts anderes mehr übrig, als zu " vergeltstagen". Es ist daher einleuchtend, dass die Landwirtschaft mit ihrer Schuldenlast von gegen 8 Milliarden Franken an einer Politik des sinkenden Zinsfusses besonders lebhaft interessiert ist. Denn gerade die Senkung des Zinsfusses kommt dem kleinen Schuldenbauern zugute. Er hat davon den weit grössern Nutzen als etwa vom Milchpreisaufschlag, der in erster Linie dem schuldenfreien Grossbauern einschenkt und sich ohnehin über kurz oder lang wieder in einer Erhöhung des Bodenpreises auswirkt.

    Die Bedeutung des Problems erhellt aber auch aus dem Umstand, dass die Verschuldung pro Hektar Agrarboden in der Schweiz 6'151 Franken beträgt (1956/58), während sie in Deutschland 330 Franken, in Oesterreich 133 Franken beträgt (1953/58). Der Schweizer Bauer produziert auf dem teuersten und meistverschuldeten Boden der Welt.

    Soweit der Boden unserer Heimat der landwirtschaftlichen Nutzung erhalten bleiben kann, muss also dafür gesorgt werden, dass nur derjenige ihn erwerben und besitzen kann, der ihn auch selber bebaut. Der Nachfrage nach landwirtschaftlichem Boden durch das Kapital muss ein sicherer Damm gebaut werden. Das kann dadurch geschehen, dass den nächsten Anverwandten des Bauern ein Vorkaufsrecht eingeräumt wird. Auf diese Weise kann der Boden über Generationen hinweg im Besitze einer Familie bleiben. Wird aber dieses Vorkaufsrecht der Verwandten nicht geltend gemacht, dann muss die Gemeinde, allenfalls der Kanton, es geltend machen können. Das wird zur Folge haben, dass in steigendem Masse der landwirtschaftliche Boden in Gemeindebesitz übergeht. Die Gemeinde wird nun die landwirtschaftlichen Güter wieder verpachten. Auch hier soll nicht etwa die Gemeinde den Boden bewirtschaften. Die Bewirtschaftung soll vielmehr auf privater Grundlage erfolgen. Gemeinden, die eine solche Politik betreiben, werden sehr bald deren Segen erfahren. Die Grundrente fliesst nun nicht mehr in die Städte, sie bleibt vielmehr in den Gemeinden. Die Steuerlasten können gesenkt werden, was wiederum den bedrängten Landwirten zugute kommt. Heute schon gibt es im Kanton Graubünden Gemeinden, wie z. B. Furna i. Pr., auf deren Gebiet der Boden zum überwiegenden Teil Gemeindebesitz ist. Sie fahren mit dieser Bodenpolitik sehr gut.

    Fünfte Zusammenfassung

    Der Boden, eine Monopolware, muss in den Besitz der Allgemeinheit zurückgeführt, aber der privaten Bewirtschaftung überlassen werden. Der zurückgekaufte Boden soll im Baurecht verpachtet werden. Landwirtschaftlich genutzter Boden darf nur von selbsttätigen Landwirten übernommen werden. Den Gemeinden ist ein Vorkaufsrecht einzuräumen*.
    *Siehe hiezu: Werner Schmid, "Auf schwankendem Boden", Verlag Liberalsozialistische Partei der Schweiz, Bern.


    Die Konsequenzen

    Die Sicherung der Kaufkraft des Geldes und damit der dauernden guten Konjunktur, die Überwindung der Ausbeutung durch Inflation, Deflation, Zins und Grundrente, das sind die ökonomischen Grundforderungen des liberalen Sozialismus. Wurde noch in den Dreissigerjahren die Forderung nach einer festen Kaufkraft des Geldes als Utopie verschrieen und lächerlich gemacht, so ist sie heute bereits allgemein als erstrebenswertes Ziel und Grundlage der freien Marktwirtschaft anerkannt. Ebenso unbestritten ist die Fragwürdigkeit des heutigen Bodenrechtes, weshalb der Ruf nach einer Reform immer lauter wird.

    Planwirtschaft oder freie Wirtschaft?

    Unteilbare Freiheit
    Was man aber noch immer nicht eingesehen hat, das ist der Umstand, dass allein diese Reformen unseres Geld- und Bodenrechtes die Freiheit zu retten imstande sind. Die Freiheit ist unteilbar. In steigendem Masse aber ist man in den letzten Jahrzehnten dem Staatsinterventionismus verfallen. Und warum? Als in den grossen Deflationsperioden immer grössere Wirtschaftszweige in Not und Bedrängnis gerieten, liefen sie zum Staat und forderten Hilfe. Man begann Subventionen auszuschütten, die aber natürlich von den Bürgern bezahlt werden mussten. Der Staat kann ja keinen Rappen ausgeben, er hätte ihn denn vorher irgendwo genommen. Der Subventionsempfänger wird abhängig vom Subventionsgeber, vom Staat. Und er verliert in steigendem Masse das Gefühl der Selbstverantwortung. Wie ganz anders aber ist es, wenn der Bürger aus dem Ertrag seiner eigenen Arbeit leben kann und sich nicht nach fremder Hilfe umsehen muss! Und wie grossartig wäre es, wenn wir, verzichtend auf alle staatlichen Krücken, den bürokratischen Staatsapparat auf das notwendige Minimum einschränken könnten! Nur diejenigen Aufgaben soll der Staat übernehmen, die der Private nicht besser besorgen kann: z. B. das Verkehrswesen, das Militär. Der Staat soll die Grundlagen des Zusammenlebens der Menschen sichern, nicht ihr Zusammenleben, ihr wirtschaftliches Tun und Lassen regeln.

    Die allzu eifrigen Apostel der Planwirtschaft übersehen geflissentlich, dass auch die freie Wirtschaft eine geplante Wirtschaft ist. Nur mit dem Unterschied, dass jeder Private, wenn er wirtschaftet, einen Plan aufstellt, den er zu übersehen und zu bewältigen vermag, während die staatliche Planwirtschaft nicht nur einen unübersehbaren Plan, sondern auch eine ebensolche Bürokratie produziert. Mit dem weiteren Unterschiede ferner, dass der Private mit seinem eigenen Vermögen, mit seinem eigenen Kopfe gewissermassen für seinen eigenen Plan verantwortlich ist und die Folgen zu tragen hat, wenn er misslingt, während für die Folgen staatlicher Misswirtschaft bekanntlich niemand verantwortlich sein will, das Volk aber die Zeche bezahlen muss.

    Eine von den ungeheuren Schäden der Inflation und Deflation, sowie von der Last des Zinses befreite Marktwirtschaft wird glänzend funktionieren. Wenn stets genügend Geld umläuft, so dass alles abgesetzt werden kann, was produziert wird, dann kann der Tüchtige vorwärtskommen und auch der Schwächere sein Auskommen finden.

    Wenn, vom Zinse befreit, alle Produktionsmöglichkeiten entfesselt werden, dann wird keine Arbeitslosigkeit mehr eintreten, es werden alle Schaffenden dauernd Arbeit haben und zu Wohlstand kommen. In einer Wirtschaft der Vollbeschäftigung findet sich jeder Einzelne leicht zurecht. Er hat die Möglichkeit, sich denjenigen Arbeitsplatz zu suchen, der seinen Neigungen und Fähigkeiten entspricht und damit das Beste zu leisten, was er leisten kann. Freilich: arbeiten muss er. Wer nicht arbeiten wird, wird auch nicht essen. Ein sehr gesunder Grundsatz. Nur wer aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten kann, bedarf der Fürsorge.

    Zu all dem aber braucht es keine staatliche Behörde, es braucht keine staatlichen Bewilligungen und Formulare. Fort mit der Bürokratie! Fort mit den Formularen! Wer arbeiten will, soll arbeiten. Was er will und wo er will. Der freie Wettbewerb wird ihn schon lehren, dass er nur auf Grund einer Leistung existieren kann und nicht auf Grund eines Bankkontos. Es sei denn, er geniesse in alten Tagen die Früchte seines Sparens.


    Die Politik des liberalen Sozialismus

    Nach all dem Gesagten ist es klar, dass es nur eine einzige politische Möglichkeit geben kann: die demokratische. Denn nur in der Demokratie lässt sich der Liberalismus verwirklichen, in ihr allein sich der Sozialismus gestalten. Im einzelnen Menschen muss der Drang nach Gerechtigkeit lebendig werden, damit er in der Allgemeinheit sich auswirken kann, im einzelnen Menschen muss das Bewusstsein der Freiheit erwachen und lebendig sein, damit die Freiheit verwirklicht werden kann. Freiheit aber kann nur in der Freiheit wachsen. Das Wesen der Freiheit begreift nur der, der auf sich selbst gestellt aus eigener Verantwortung handelt und sich auch für die Allgemeinheit verantwortlich fühlt.
    Demokratische Verantwortung
    In der Demokratie fällt jedem Bürger ein Maximum an Verantwortung zu. So soll es sein und bleiben. Je mehr Verantwortung der Staat dem Bürger abnimmt, umso verantwortungsloser wird die Masse des Volkes, umso rascher kommen wir zur verhängnisvollen Vermassung und der damit verbundenen Gefahr der Diktatur. Denn von der Diktatur der Bürokratie ist es zur völligen Kollektivierung nicht mehr weit.

    Der Wohlfahrts- und Verbandsstaat

    Die schweren Deflationskrisen der Zwanziger- und Dreissigerjahre haben noch andere ungesunde Blüten gezeitigt. Sie haben die Menschen daran gewöhnt, alle Hilfe vom Staate zu erwarten. Die Verbände haben eine gewaltige Macht entfaltet, sind zu einem Staat im Staate geworden. Durch die Annahme der revidierten Wirtschaftsartikel im Jahre 1947 hat leider das Volk die Abkehr von der Handels- und Gewerbefreiheit und die Aufrichtung des Verbandsstaates sanktioniert*. Die grossen Wirtschaftsverbände sind es auch, die heute eine wirksame Anti-Kartellgesetzgebung verhindern.
    * Siehe hiezu: Werner Schmid, "Die falsche Welchensteillung", Liberalsozialistische Partei der Schweiz, Bern.

    Der Verbandsstaat wird ergänzt durch den Wohlfahrtsstaat. Die Zwangsversicherung nimmt immer mehr überhand. Bereits fliessen mehr als 15% des Volkseinkommens durch die Staatskassen, um als Wohlfahrtsgelder wieder verteilt zu werden. Damit wird noch einmal der Bürger in steigendem Masse abhängig vom Staate, der ihm zuvor die Gelder aus der Tasche zieht. Im Wohlfahrtsstaat hat jeder die Hand in der Tasche eines jeden.


    Kultur der Freiheit

    Wenn die europäische Kultur vom Zerfall bedroht ist, dann deshalb, weil die Freiheit zerfällt. "Kultur setzt Freie voraus", sagt Albert Schweitzer. Kultur kann nur von Freien geschaffen werden. Alle Freiheit ist kulturbildend. Daher ist der liberale Sozialismus mit seinem Maximum an Freiheit auch kulturbildend und kulturfördernd. Indem der Mensch befreit wird von wirtschaftlicher Not und Sorge, damit aber auch befreit von staatlicher Bevormundung und Befürsorgung, gewinnt er die Möglichkeit zum kulturellen Aufstieg, die Möglichkeit vermehrter Bildung, die Möglichkeit des Kunstgenusses und des Kunstverständnisses, ja der Kunstausübung. Schulen und Hochschulen werden zu Pflanzstätten wahrer Freiheit, einer Geistesfreiheit, die heute vielfach so schmerzlich vermisst wird, weil die Abhängigkeit der Lehrenden diese der Möglichkeit beraubt, zu handeln, wie sie gerne handeln möchten.


    Nationales und internationales Recht

    Die schweizerische Bundesverfassung gibt unserer Eidgenossenschaft die liberale Rechtsgrundlage. Ihre Grundgedanken, hervorgegangen aus der Verfassung von 1848, sind ausgezeichnet. Sie schafft die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetze, sichert dem Bürger seine individuellen und unabdingbaren Freiheitsrechte, sie sichert die Glaubens-, Gewissens-, Presse- und Koalitionsfreiheit. Damit sind alle politischen Voraussetzungen gegeben, umso eher als eine saubere Trennung der Gewalten durchgeführt ist. Wenn die Verfassung vielfach geritzt und gebrochen, ja, wie Prof. Giacometti sagte, zu einem "Trümmerhaufen" degradiert wurde, so einzig und allein deshalb, weil die wirtschaftliche Verfassung des Landes, die wirtschaftliche Entwicklung sich nicht in liberaler, sondern in kapitalistischer Weise vollzog. Schaffen wir hier die notwendige Korrektur - eine Korrektur, die im ursprünglichen Sinne unserer liberalen Verfassung liegt dann kehren wir zu den Grundlagen unseres Rechtsstaates zurück.

    Wer wollte leugnen, dass die Welt im Argen liegt? Dass von aussen her Gefahren drohen? Allein, indem wir angsterfüllt auf diese Gefahren starren, kommen wir nirgends hin. Wohl haben wir bereit zu sein, im Falle eines Angriffes für die Freiheit zu kämpfen, lieber zu sterben, als in der Knechtschaft zu leben. Allein, wir haben auch darnach zu trachten, dass der Rechtsgedanke in der Welt gestärkt wird. Diesen Gedanken zu fördern und aktiv bei seiner Realisation mitzuwirken, sind wir schon deshalb verpflichtet, weil das Recht die einzige Existenzgrundlage der Schweiz ist und sein kann.

    Vom nationalen zu internationalen Recht
    Hier wollen wir auch beifügen, dass das beste und sicherste Mittel der Völkerverständigung zu allen Zeiten war und in jeder Zukunft sein wird: der Freihandel. Der freie Handel ist es, der die Völker einander näher bringt. Gedanken und Ideen, Waren und Güter, die Menschen des ganzen Erdballs sollen sich frei bewegen können. Das führt zur Verständigung und Versöhnung der Völker und trägt mehr dazu bei als tausend Konferenzen von Staatsmännern, die kein klares Programm haben und im Machttraum ihres Staates oder im Nationalismus befangen sind.

    Freilich: "Taten trösten den Menschen", sagte Pestalozzi. In der Demokratie liegt die Pflicht zur Tat beim einzelnen Bürger.

    Fühlst Du, lieber Leser, diese Pflicht zur erlösenden und befreienden Tat nicht auch in Dir? Fühlst Du nicht, dass auch Du verantwortlich bist für das Geschick unseres Volkes? Dass die Demokratie auch Deine tätige Mitarbeit verlangt? Dass wir alle, Du und ich, uns einsetzen müssen für eine neue, bessere, für die wahre Schweiz, die Schweiz der Wahrheit, des Rechtes und der Gerechtigkeit, ein Wahrzeichen und eine Hoffnung allen denen, die heute noch im Dunkel leben, in Knechtschaft und Unterdrückung? Das fühlst auch Du? Dann sei uns willkommen als treuer und eifriger Mitkämpfer!


    Literatur zum weitern Studium der in dieser Broschüre behandelten Fragen:
    Silvio Gesell, Natürliche Wirtschaftsordnung.
    Fritz Schwarz, Segen und Fluch des Geldes in der Geschichte der Völker.
    Hans Bernoulli, Die organische Erneuerung unserer Städte.
    Friedrich Salzmann, Jenseits der Interessenpolitik.
    Werner Schmid, Die Geschichte des Schweizerfrankens.
    Werner Schmid, Auf schwankendem Boden.
    Werner Schmid, Die falsche Weichenstellung.
    Werner Schmid, Freiwirtschaft und Neoliberalismus.

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