2. Jede Verschiebung des Preisstandes fälscht alle Zahlungsverträge.
3. Das Sinken des Preisstandes führt überdies zu Absatzstockungen,
Arbeitslosigkeit und zur Vernichtung von Warenvorräten.
4. Die Verschiebungen des Preisstandes verletzen die Währung, die
eine Garantie für die sinngemässe Erfüllung der Zahlungsverträge
sein muss.
5. Verschiebungen des Preisstandes können von der Geldmenge, der
Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes oder von der Warenmenge ausgehen. Jede
Erhöhung des Preisstandes bezeichnen wir als Inflation, jede Senkung
als
Deflation.
6. Die verletzte Währung kann von der Angebotsseite her nur durch
verstärkte Produktion - bei Inflation oder Produktionseinschränkungen
und Warenvernichtung - bei Deflation - wieder hergestellt werden. Das
erstere ist nicht immer möglich, das letztere nur durch Arbeitslosigkeit
und damit durch Verarmung.
7. Die Festigung des Preisstandes muss daher von der Geldseite her vorgenommen
werden. Die Beherrschung der Grössen G und U genügt zur Festigung
der Grösse P.
8. Die Festigung eines Preises wurde bisher nur in bezug auf den Preis
der Währungsmetalle Gold (bei Silber- und Doppelwährung auch
Silber) vorgenommen. Jede Schwankung nach unten oder oben wurde nachträglich
wieder durch entsprechende Gegenzüge gutgemacht: fester Gold- (fester
Silber-) Preis.
9. Was bisher nur für diese beiden Preise vorgenommen wurde, soll
künftig für die Mehrzahl von Preisen vorgenommen werden, wie
sie im Index errechnet werden.
10. Der Grosshandelspreisstand als der leichter feststellbare und beweglichere
soll durch die Regulierung des Geldumlaufes gefestigt werden. Seine Festigung
festigt dann auch den Kleinhandelspreisstand.
11. Da die Produktion naturgemäss fast stets Neigung zum Ansteigen
zeigt und daher auch eine steigende Geldversorgung erforderlich macht,
so führt diese Art der Währungspolitik zur Vermehrung des umlaufenden
Geldes, zu einer vermehrten Produktion und damit zu einer Verminderung
der Arbeitslosigkeit.
12. Die Verminderung der Arbeitslosigkeit und die Erhöhung der Produktion
führen zur Erhöhung der Spareinlagen, sowie zur Vermehrung anderer
Spargüter.
13. Die Vermehrung des umlaufenden Geldes und der Spargüter (Häuser,
Werkstätten, Fabriken, Eisenbahnen usw.) drückt auf Zins und
Dividende. Sinkt der Zins unter 3 Prozent (bei gleichbleibendem Preisstand),
so wird das Geld zurückgehalten und erzeugt damit Absatzstockung'
Arbeitslosigkeit und Warenvernichtung.
14. Das Geldangebot streikt in diesem Falle, weil es dem Angebot der
Ware gegenüber an Dauerhaftigkeit über legen ist: schon rein
stofflich und zudem durch die Tatsache' dass man bisher in diesem Zeitpunkt
immer mit einer Senkung des Preisstandes' also mit einer Erhöhung
der Kaufkraft des Geldes rechnen durfte.
15. Das Geldangebot muss daher unter Zwang gestellt werden, genau wie.
das Angebot der (verderblichen und sperrigen) Waren unter Zwang steht.
16. Durch dieses Geld mit Umlaufszwang erfahren die Spareinlagen keine
Entwertung, wie das beim inflationierten heutigen Gelde immer der Fall
ist; dagegen bleibt der Antrieb bestehen, den inflationiertes Geld hat.
17. Durch den Umlaufszwang des Geldes kann die Arbeit weiter fortgesetzt
werden; der Zinsfuss wird daher auch weiter gedrückt, bei internationaler
Einführung bis auf die Risikoprämie herab.
18. Die Festigung des Preisstandes ist national durchführbar.
19. Länder mit gleicher Preisstandsentwicklung haben unter sich
einen festen Wechselkurs, der nur vorübergehend durch gehäufte
Käufe oder Verkäufe von Wertpapieren oder durch Anleihen beeinflusst
wird.
20. Bei Deflation im Ausland würde die Schweiz mit festem Preisstand
einen verhältnismässig zu niedrigen, bei Inflation im Ausland
einen verhältnismässig zu hohen Wechselkurs haben. Beides kann
vermieden werden.
21. Edelmetalle sind als Geldstoff nicht geeignet, weil sie nicht immer
in genügender Menge vorhanden und infolge ihrer Unverderblichkeit
den Waren überlegen sind: sie können leicht gehamstert werden.
22. Sie hemmen damit den Warenaustausch, die Grundlage unserer wirtschaftlichen
Entwicklung, verunmöglichen die Arbeit, erzeugen Knappheit an Spargütern
und machen diese damit zinstragend. (Zinswirtschaft = Kapitalismus = Mangelwirtschaft.)
23. Die Mangelwirtschaft führt zu Eingriffen des Staates in die
Wirtschaft (Sozialfürsorge!) und bereitet damit dem Staatssozialismus
(Bolschewismus und Kommunismus) den Boden.
24. Die Geldverknappung insbesondere führt zu Einfuhrbeschränkungen
aller Art und macht den Freihandel unmöglich.
25. Für die Schweiz hat eine Edelmetallwährung noch die weitern
Nachteile, dass wir keine Edelmetalle besitzen und sie alle aus dem Ausland
beziehen müssen, was uns vom Ausland abhängig macht und die
Zahlungsbilanz der Schweiz verschlechtert.
26. Die Beschaffung von Gold für Spitzenzahlungen wird uns durch
eine gutgeleitete Papierwährung sehr erleichtert. Das zeigte auch
der grosse Erfolg der nach Gesells Vorschlägen eingerichteten argentinischen
Konversionskasse. (1899)
27. Der Inlandsmarkt ist für uns zwei bis drei Mal so wichtig wie
der Auslandsmarkt. Wir fahren daher besser, durch den festen Inlandspreisstand
den Inlandsmarkt gesund zu erhalten, statt zu versuchen, einen festen
Wechselkurs mit irgend einem andern Lande innezuhalten, das sich nicht
ausdrücklich auf die feste Währung verpflichtet hat.
28. Gehen wir mit der festen Währung voran, unter eingehender Bekanntgabe
und Begründung unseres Entschlusses, sowohl im Inlande als beim Auslande,
so werden uns bald andere Staaten folgen.
29. Auf diese Weise erreichen wir beides: festen Preisstand im Inland
wie auch feste Wechselkurse mit Ländern, die eine wirkliche, unverletzte
Währung haben, ausserdem auch die Beseitigung des Geld und Sachgüterzinses
(Dividenden).