Zitate
aus dem Jahr 2003
- aus der allgemeinen Presse
A: Wohlstand
der Schweizerischen Bauernbevölkerung
1618 - 1648 leidet Deutschland unter den Auswirkungen des 30-jährigen
Krieges, welcher praktisch ganz Europa erfasste. In dieser Zeit ging es
den Schweizer Bauern sehr gut. Sie konnten Korn, Milch, Butterund Käse
teuer verkaufen. Fremde Händler kauften Vieh und Getreide und exportierten
diese Ware nach Deutschland. Die Bauern lebten in grossem Wohlstand. Die
hohen Güterpreise (für Land und Bauernhöfe) und der ländliche
Wohlstand einerseits, die ebenso hohen Lebensmittelpreise andererseits,
fanden mit dem Westfälischen Frieden (Ende des 30 jährigen Krieges)
1648 ein Ende. In der Schweiz belastete diese Tatsache die zum Teil wegen
Liegenschaftskäufen und hohen Zinsen recht hoch verschuldete ländliche
Wirtschaft mehr als die städtische. Die Folge war ein Zusammenbruch
der Warenpreise. 1 Mütt Korn sank von 105 auf nunmehr 31 Batzen, ein
Schaf galt nur noch halb soviel wie vorher. Die Bauern hatten Mühe,
ihre Produkte zu verkaufen. Schulden und Zinsen aber blieben...
Batzenkrieg
Am 19.Januar 1653 beschloss die Tagsatzung in Baden ein eidgenössisches
Münzmandat (Abwertung der Währungen). Die Abwertung Iöste
bei den ländlichen Untertanen Widerspruch und Klagen aus. Bernbatzen
sollen überall nur noch zum halben Wert angenommen werden. Was die
Landsleute (ländliches Volk und Bauern) zu diesem Zeitpunkt noch nicht
wussten: Der Widerstand gegen das Münzmandat wurde zu einem Sturm gegen
die Aristokratie in den Städten und führte zum Schweizerischen
Bauernkrieg 1653...
(Fritz von Gunten in "ZACK", Zeitschrift
für Jugendphilatelie, 1/2003 )
B: Bauernkrieg
und schlechtes Geld BEA
EXPO: Der 350. Jahrestag des Bauernkriegs bildet auch für den Numismatischen
Verein Bern den Rahmen für eine kleine Ausstellung zum Thema «Bauernkrieg
und Geld». An der traditionellen Münzenbörse Berna, die
am kommenden Sonntag von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr im Kongresszentrum der
BEA Expo stattfindet, werden verschiedene Münzen aus der Zeit vor
dem Bauernkrieg gezeigt.
«Schlechtes Geld» war nebst anderen Faktoren – für
die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Stadt und Land verantwortlich.
Dieses «schlechte Geld» entstand im November 1652: Damals
beschlossen die Gnädigen Herren von Bern, den Berner Batzen um die
Hälfte, von vier auf zwei Kreuzer, abzuwerten. Um Spekulationen zu
verhindern, setzten die Herren die Frist bis zum Wechsel aufs neue Rechnungssystem
auf ganze zwei Tage fest - und stürzten damit Landbewohner, die nicht
so schnell zu den Wechselstuben reisen konnten, in bittere Armut. (pd,
Der Bund, 16. Mai 2003, p. 20)
C: Batzenabruf
in Bern und Bauernkrieg vor 350 Jahren In
Bern erinnert man sich im Jahr 2003 an zwei wichtige geschichtliche Ereignisse.
In der Stadt schaut man 650 Jahre zurück, als Bern den mutigen Schritt
tat und als 8. Ort in die Eidgenossenschaft eintrat. Der «Ewige
Bund» der Stadt Bern mit den Ländern
Uri, Schwyz und Unterwalden wurde am 6. März 1353 besiegelt. Das
Historische Museum Bern* zeigt dazu eine
grosse Ausstellung.
Auf dem Land - vor allen im Emmental - gedenkt man mehr der Ereignisse vor
350 Jahren und lässt die Geschichte des Bauernkrieges
von 1653* aufleben ( Stationentheater
in Eggiwil, Ausstellung in der Gotthelfstube in Lützelflüh,
Prägung einer 100-Batzenmünze*
zu 10 Fr., die in Gasthöfen zur Zahlung akzeptiert wird). Weil vor
350 Jahren auch münzpolitische Gesichtspunkte mitspielten, soll hier
auf diese Epoche eingegangen werden.
Dabei ist das bekannteste Ereignis der «Batzenabruf». Dieses
Wort bedeutet in heutiger Sprache eine Abwertung der Batzen. Die Abbildung
auf dem Titelblatt dieser Nummer zeigt einige der schlechten Berner Batzen
und dahinter einen Ausschnitt aus dem Mandat, das Schultheiss und Räte
in Bern am 22. November 1652 verabschiedeten und drucken liessen. Dieser
Erlass wurde an alle Amtsleute verschickt und am Sonntag den 28. November
auf den Kanzeln verlesen. Zur Begründung der Abwertung hebt die Regierung
vor allem die Klage über die Falschmünzerei hervor und berichtet,
dass in Nachbarländern falsche Berner Batzen im Betrag von einigen
100'000 Kronen (zu 25 Batzen gerechnet) bereit liegen, um ins Berner Gebiet
eingeschleust zu werden. Eine Abwertung sollte helfen, diesen Schaden abzuwenden.
Als weitere Begründung für die Abwertung wird die Nichtbeachtung
der Münzmandate erwähnt. Zuletzt muss die Regierung aber doch
zugestehen. dass die Batzen seinerzeit schlechter geprägt wurden, als
der Reichstaler zu hoch im Kurse stand.
Unsere Abbildung auf Seite 11 zeigt das wichtige
Mandat. das heute nur in einem Exemplar im Staatsarchiv Bern erhalten ist.
Für uns heutigen Leser ist der Inhalt in dieser alten Sprache nicht
leicht zu verstehen. Wie hat wohl damals das Volk diese Sprache verstanden?
Doch sicher rasch begriffen hat das Volk, dass es nur drei Tage Zeit hatte,
die Batzen noch zum vollen Wert loszuwerden. Es bestand die Möglichkeit,
das abgerufene Geld zur Bezahlung der am Andreastag (30. Nov.) fälligen
Zinsen oder anderer Schuldverpflichtungen noch zum vollen Wert an die obrigkeitlichen
Kassen abzuliefern. Einem Privatmann konnte man die Batzen nicht aufschwatzen.
denn drei Tage später hatten sie für jedermann nur noch den halben
Wert. Die Frist wurde so kurz gesetzt, um zu verhindern, dass Spekulanten
Zeit fanden. mit dem schlechten Kleingeld gute Geschäfte zu machen.
Durch diese Abwertung verloren viele Bauern, aber auch Taglöhner und
Handwerker einen Teil ihres Gesparten, was den Zorn des Volkes erregen musste.
Man empfand aber die Massnahme vor allem als ein Wortbruch der Regierung,
die während Jahren versichert hatte, der Batzen behalte seinen Wert.
Darum gilt der Batzenabruf als einer der Gründe, die 1653 eine Auflehnung
gegen die Herren in Bern auslösten. Die Bauern verlangten dabei einen
Ausgleich für die Verluste bei der Abwertung. Die Obrigkeit solle die
schlechten Batzen im Reisgeld der Gemeinden mit gutem Geld ersetzen. Aber
das war nur eine der vielen Forderungen, die im März 1653 gestellt
wurden. Die übrigen wirtschaftlichen und politischen Fragen, die zum
Bauernaufstand führten, lassen wir hier einmal weg und beschränken
uns auf die Probleme der Berner Münzpolitik...
(Aus dem Artikel von Martin Lory
in Numis-Post, Mai 2003)
*Seiten
im Internet löschen ist wie Bücher verbrennen; glücklicherweiser
wird ein Teil davon in den USA im Web
Archive gespeichert und ist so jederman - manchmal mit etwas Mühe
- zugänglich.
D:
Resolution von Eggiwil 2003
Stadt und Land einst,
heute und in Zukunft - 6. Eggiwiler Symposium im Gedenkjahr "350
Jahre Bauernkrieg“ - 21./22. Mai 2003*
... Sozialwesen oder im Verkehrsbereich kämpfen und wir bieten bei
der Lösung dieser Probleme unsere Hilfe an. Gleichzeitig hoffen wir
aber auch auf die Unterstützung durch die
Agglomerationen bei der Lösung unserer Probleme.
Im Gegensatz zur Zeit des Bauernkriegs wollen wir diesmal nicht gegen,
sondern mit der
städtischen Bevölkerung und der Regierung für unsere Zukunft
kämpfen. Wir sind überzeugt,
dass wir nicht wieder im Stich gelassen werden!
Personen
und Zeiten
Niklaus
Leuenberger,
geboren um 1611 im Schönholz
bei Rüderswil. Nach der Niederlage der Bauern bei Herzogenbuchsee
im Juni 1653 wurde er dem Landvogt Tribolet ausgeliefert und am 6./16.
September 1653 in Bern geköpft und geviertelt. Sein Kopf wurde neben
dem Huttwiler Bundesbrief an den Galgen genagelt, seine Körperteile
an den vier Landstrassen vor Bern ausgestellt.
<
Taufeintrag von Niklaus Leuenberger vom17. Juli 1611 im Taufrodel von
Rüderswil
"Julius: Uff dem 17 July
ist Hannss Louwenbärg und syner Elsbet (Moser) ein Sohn gethouft:
Glaus gnempt: Züge: Ulli Äschbacher: Christen Eychenbärger:
Verena Pfister. 1653 hingrichtet"
(Der Vermerk "1653 hingrichtet" und die
schwarze Umrandung wurden erst nach seinem Tode angebracht. Herzlichen
Dank an Peter Althaus für Bild und Text.)
Christian
Schybi, Luzerner Bauernführer, von Escholzmatt
Johann Konrad Brenner, Notar in Münsingen, aus der
Markgrafschaft Baden stammend
Hans Emmenegger, Pannerherr des Entlebuchs
Emanuel Sägesser, Schulmeister zu Aarwangen
Samuel Tribolet, Landvogt zu Trachselwald, hart, geldsüchtig
und verhasst: "dem hochmüetigen und gäldgierigen
Samuel Tribolet von Bern: Tribolet du toller Gast, aller Bauren Überlast,
ohne Ruehm und Lob du bist, Tribolet du schnöder Christ."
22. November
1652: Batzenabruf, Herabsetzung des Berner Batzens um die Hälfte.
13./23. April 1653: Bauernlandsgemeinde zu Sumiswald; Leuenberger
wird Obmann des Bundes, Emmenegger wird Generaloberst.
4./14. Mai 1653: Bundesschwur zu Huttwil von
Bauern aus den Untertanengebieten von Bern, Luzern, Solothurn und
Basel.
10./20 Mai 1653: Beginn des Krieges,
die Bauern ziehen vor Bern
18./28. Mai 1653: Murifeld-Vertrag zwischen den Bauern
und der Stadt Bern - wird von der Stadt nicht innegehalten.
Die Bauern gehen nach Hause, die von der Stadt aufgebotenen welschen Truppen
marschieren ein. Die Zürcher rücken gegen den Aargau vor.
24. Mai/3. Juni 1653: Gefecht bei Wohlenschwil mit dem reformierten
Tagsatzungsheer
25. Mai/4. Juni 1653: Der Vertrag von Mellingen bestätigt
die Niederlage der Bauern; das Bauernheer löst sich auf - der Vertrag
wird von den Städten nicht eingehalten.
29. Mai/ 7. Juni 1653: Letztes Gefecht bei Herzogenbuchsee; Bern
siegt mit seinen treuen Waadtländern. "Wyl sy zu Herzogenbuchsi
von 2000 Mann Widerstand und viel Trotzens gefunden, haben sy selbiges Dorf
in Äschen gelegt und by siebzig Firsten mit Brand zugrunde gerichtet."
6./16. September 1653: Leuenberger wird in Bern
geköpft und geviertelt.
25. Oktober 1653: Ueli Galli, "Der Rebell von Eggiwil",
"Hauptursächer des Bauernaufstandes", stirbt als einziger
den entehrenden Tod am Galgen.
Ab Juni 1653: Die siegreiche Stadt Bern nimmt - wie die
anderen Städte - Rache bei den Unterlegenen; "sie traf das Leben
(21 Hinrichtungen, 1 Verstümmelung), die Ehre (Pranger, Schallenwerk,
Landesverweisung, Ehrverlust), das Vermögen (Plünderungen, Bussen,
Strafsummen für die Gemeinden) und die Wehr der Schuldigen" schreibt
Richard Feller in seiner "Geschichte Berns" von 1953. ( Er schildert
die "Rebellion" stark aus der Sicht der Sieger.) Bern belohnte
auch seine Helfer: z.B. den Verräter Leuenbergers mit einem Silberbecher,
die Waadtländer Truppen mit 20'000 Kronen. Die
Stadt liess goldene und silberne Belohnungsmedaillen für Verdienste
bei der Unterdrückung des Bauernaufstandes prägen, die je nach
Dienstgrad an die Offiziere der siegreichen Streitkräfte verteilt wurden.
Zur Chronologie: Die katholischen Kantone hatten bereits
den Gregorianischen Kalender angenommen, während die reformierten noch
am Julianischen festhielten, der 10 Tage nachging. (Die
Daten und Namen sind nicht in allen Darstellungen gleich.)
Eingeführt wurde der neue Kalender z.B.
11./22 Jan.1584: in den Kantonen Luzern, Solothurn, Freiburg, Schwyz, Uri,
Zug
31.Dez. 1700 / 12. Jan. 1701: in den Kantonen Bern, Zürich, Schaffhausen,
Basel
Links
zu Quellen im Internet:
Gedenkjahr 2003 «Bauernkrieg 1653»
Historisches Lexikon der Schweiz:
Bauernkrieg (1653)
Die WOCHEN-ZEITUNG FÜR DAS
EMMENTAL UND ENTLEBUCH bringt Artikel zum Thema. Die Artikel finden
Sie in "Suchen" mit dem Stichwort "Bauernkrieg" (rote Stichwörter suchen).
Bauernkrieg
1653: Stationentheater Eggiwil (Skript von Urs Hostettler)
Der
Bauernkrieg von 1653 – Ursachen, Verlauf und Folgen einer
gescheiterten Revolution, mit kommentierter Transkription des Bundesbriefes
(Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde - BZGH) *
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