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Etwas berndeutsche Grammatik (im Aufbau) Dazu noch eine Kleine Orthographie/Ortografie 3 Geschlechter Berndeutsch kennt drei Geschlechter, auch in Artikel, Pronomen und Zahlwort 1. Unbetont (Artikel)
Wenig Fälle 1. Artikel und Substantiv Das Substantiv hat (mit seltenen Ausnahmen) keine Fall-Endungen. Artikel und Substantiv haben in Nominativ und Akkusativ die gleiche Form. Es gibt (mit seltenen Ausnahmen) keinen Genetiv. Je nach Stellung werden die Formen der Artikel verändert.
Verb ( / und trennt landschaftliche Varianten; ( ) der Laut wird auch weggelassen) gah = gehen Gegenwart: i gah/gange/goh - du geisch - er geit - mir ga/gange/göh - dihr gaht/ganget/göht - si ga/gange/göh Vergangenheit: i by ggange ... Befehl: gang! - gaht!/ganget!/göht! Konjunktiv 1, Möglichkeitsform: Variante a): i gai/gahji, du gaisch/gahjisch, er gai/gahji, mir gai/gahji/gahje, dihr gahjet/gahjit, si gai/gahji/gahje Konjunktiv 1, Möglichkeitsform: Variante b): i gang(i) - du gang(i)sch - er gang(i) - mir gange/gangi, dihr ganget/gangit - si gange/gangi Konjunktiv 1, Möglichkeitsform: Variante c): i göi/göhji - du göisch/göhjisch - er göi/göhji - mir göi/göhji/göhje - dihr göhjet/göhjit - si göi/göhji Konjunktiv 2, Bedingungsform: i gieng(i) - du gieng(i)sch - er gieng¹/giengti/giengi - mir gieng(i), dihr gienget/giengit - si gieng(i) (Das "h" gibt hier in Anlehnung an das Hochdeutsche die Längung an; das "ie" muss deutlich als "i-e" ausgesprochen werden.) ha = haben Gegenwart: i ha - du hesch(t) - er het - mir hei - dihr heit - si hei Vergangenheit: i ha gha ... Befehl: häb! - häbet!/heit! Konjunktiv 1, Möglichkeitsform:i heig(i), du heig(i)sch(t), er heig(i), mir heig(i), dihr heiget/heigit, si heig(i) Konjunktiv 2, Bedingungsform: i hätt(i), du hätt(i)sch, er hätt(i), mir hätt(e)/hätti, dihr hättet/hättit, si hätt(e)/hätti sy = sein Gegenwart: i bi - du bisch - er isch - mir sy - dihr syt - si sy Vergangenheit: i bi gsy/gsi... Befehl: bis!/syg!/bisch! - syget! Konjunktiv 1, Möglichkeitsform: i syg(i), du syg(i)sch(t), er syg(i), mir syg(i), dihr syget/sygit, si syge Konjunktiv 2, Bedingungsform: i wär(i), du wär(i)sch, er wär(i), mir wär(e), dihr wäret/wärit, si wäre Wenn Sie wirklich die Grammatik studieren wollen, dann brauchen Sie: "Marti, Werner, Berndeutsche Grammatik für die heutige Mundart zwischen Thun und Jura, 280 Seiten, 1. Auflage 1985, gebunden, Fr. 49.00, € 27.61, ISBN 3-305-00073-2" |
Kleine
Orthographie
Die Rechtschreibung/die Lektüre des Berndeutschen ist nicht so einfach wie die des Hochdeutschen: Berndeutsch ist keine vereinheitliche Schriftsprache; es eine (auch geschriebene) Mundart. Die Aussprache (und damit die Schreibung) des Berndeutschen ist von Region zu Region (und oft auch von Schreiber zu Schreiber) verschieden. Die einen Schreiber wollen die Wörter möglichst lautgetreu wiedergeben ("Miuch"), die andern nahe am Hochdeutschen bleiben ("Milch" - auch wenn sie "Miuch" sprechen), damit die Texte leichter gelesen werden können. Roger Steck z.B. möchte - wie ich - nahe beim Hochdeutschen bleiben; Christian Schmid u.a. dagegen schreibt lautgetreu. Schliesslich hat kaum jemand berndeutsch schreiben gelernt und viele glauben, man können Fehler machen, wie man wolle. Wichtig ist aber - von künstlerischem Willen abgesehen - dass der Leser den Text leicht versteht. Einer der häufigsten Irrtümer ist der Versuch, einen geschlossenen (langen) i mit "ie" (wird auf berndeutsch "i-e" gelesen) wiederzugeben statt mit "y": z.B. "Sunneschie"* statt "Sunneschy" für "Sonnenschein". Auch sehr verbreitetet sind "ds" für "zu" statt "z" und "z" für "das" statt "ds". Fraglich bis falsch ist "ä" für das schwache, fast verstummte "e". * 259 mal in Google zu finden (19/11/04); am 6/10/05 schon 417 mal! Einige Regeln 2 verschiedene Vokale werden nicht als Diphthonge, sondern getrennt ausgesprochen (ie = i-e, ue = u-e); ein "i" wird nicht mit "e" gelängt; sondern "ii" oder "yy" geschrieben. "l" wird vor Konsonanten ("Milch" = "Miuch"), in der Verdoppelung ("wölle" = "wöuue") und im Auslaut ("Pfyl" = "Pfyu") im Kanton Bern nördlich von Thun als "u" ausgesprochen und kann auch so geschrieben werden - im Zytglogge-Verlag gibt es "Ds Guldvreneli" und "Dr guudig Ring". Wird ein auf "-u" endendes Wort verlängert, so wird der Laut als "l" ausgesprochen: Löu (Einzahl) - Lööle (Mehrzahl) - lööle (Verb) "y" ist geschlossen, "i" ist sehr offen; ein häufiger Schreibfehler: "ie" statt "y" "nd" wird meist "ng" ausgesprochen und oft so geschrieben Der Laut "öi" kann geschrieben werden entweder nach der Aussprache "öi" oder nach der Herkunft (Heu = Höi; Söuli zu Sou). b, d, werden oft p, t geschrieben und gesprochen - auch umgekehrt - also im Wörterbuch an beiden Orten suchen "st" und "sp" werden "scht" und "schp" ausgeprochen und meist (fast immer im Wortinnern) so geschrieben ein Vokal kann durch Verdoppelung ("Oor") gelängt werden oder - nur wenn das Wort im Hochdeutschen auch ein "h" hat - durch ein stummes "h" (z.B. "Ohr"). zum leichteren Verstehen wird oft das vom Schriftdeutschen übernommene "h" eingefügt ("ihn" für "in" wegen hd. "ihn, "dihr" für "dir" wegen hd. "ihr"): "Heit dihr ihn gseh?" ist verständlicher als "Heit dir in gse?". das lange alte "a" (ja, Jahr, sta) wird nördlichen Teil des Kantons zu "o" verdumpft (jo, Johr, sto) und auch so geschrieben. (Diese Variante fehlt im Wörterbuch Greyerz/Bietenhard.) Im südlichen Mittelland, in und um Bern, im oberen Emmenthal und südlich davon wird "a" gesprochen. "ä" wird wird im Berndeutschen sehr offen gesprochen; ein hochdeutsches Pendant gibt es nicht. (Die Berner waren entsetzt, als in Tram und Bus der "Bärenplatz" hochdeutsch wie "Beerenplatz" angesagt wurde.) Das schwache "e" wird im Berndeutschen nicht mit "ä" wiedergeben, sondern mit "e", ähnlich wie im Hochdeutschen. (Phonetisch richtig wäre das "schwa" wie zu Beginn dieses Abschnittes.) |