Gemsjeger - Gemsjäger - Gämsjäger

 

Der Gemsjäger vom Gottlieb Jakob Kuhn I de Flüene isch mys Läbe
Ds Gemsjegers Grab vom Gottfried Strasser Geisch zur Grosse Scheidegg ufe
Dr Gemsjäger vom Ruedi Rymann Was der Sepp gern macht
Der Gemsjäger von Gottfried Keller Er kam ein alter Jägersmann
Aus dem Zupfgeigenhansel Droben im Oberland
Albrecht von Haller Die Alpen, 24
Moderne Berner Gämsenpoesie  


Gottlieb Jakob Kuhn: Der Gemsjäger

Manet sub Jove frigido
Venator, tenerae conjugis immemor.
HOR.

I de Flüehne isch mys Läbe.
Un im Tal tuen i kei Guet.
Andri wehre mir’s vergäbe:
"Gang doch nit! 's isch Gfahr um ds Läbe.“
O ir guete, liebe Lüt,
Eues Säge nützt hie nüt!

Früej am Tag, we d'Stärne schyne,
Stahn ig uf u gah uf d’Jagd.
Nu, mys Wyb u myni Chlyne,
Müesst nit um en Ätti gryne!
Üse Herrget isch dert o;
Dr Ätti wird schon umhi cho.

Won es alle Möntsche gruset,
Wo kei andre düre cha,
Under mir ds Waldwasser bruset,
Gletscherluft dür ds Haar mir suset,
Oben, unde, z'ringsum Flue,
Gahn i früsch u fröhlich zue.

Dört wo hinter äine Grinde
Üse grosse Gletscher steit,
Wo die frächschte Chüe erwinde,
D'Geisse chuum der Wäg no finde,
Het der Winter ohni Änd
Geng sy Thron, sys Regimänt.

Mehr von G. J. Kuhn

Aber wän er no so chalte,
U der Gletscher no so wild
U no drümal ärger gspalte,
Alles ma mi nit abhalte.
Wenn i dört es Gemschi weiss,
Ischt mir seligs alles eis.

Wahr ischt, mänge fallt da abe,
D'Ewigkeit ertrohlet er,
U lyt tief im Ysch vergrabe.
O wie luegt sys Wyb am Abe:
"Chunnt er ächt?" Lueg wie de wit,
Leider Gott! er chunnt dir nit.

Tröscht du di! Er lyt da unde
Sauft so guet as im e Grab.
Üse Herrgott het ne funde,
U biwahret ne da unde
I dem tiefe Gletscherschrund,
Bis der jüngschti Tag de chunnt.

Wenn a däm Tag früi de d'Sunne
Strahlt in ihrer Herrlikeit,
Ischt der Gletscher gly zerrunne.
De het's Hans glatt alles gwunne!
Gryn du nit! Ihr wärdet scho
Dört no einisch z'säme cho.

erwinde = umkehren, sich abwenden



Gottfried Strasser: Ds Gemsjegers Grab am Wätterhorn

Geisch zur Grosse Scheidegg ufe,
Gsesch de rächts am Wätterhorn
Vo dr Fluehwand dännegrisse
Höch u wild e Felsedorn.

Dert drhinder lyt erdrolet,
Säge d Lüt, e junge Ma.
Z Grindelwald, si zeige ds Hüttli,
Het er Frou u Chinder gha.

Keine het ihm nache möge
I dr Chraft u Bhändigkeit.
Wo-n-er nume hi heig welle
Heige syner Füess ne treit.

Na de Gemschi sy dr Ruedi
Lydeschaftlech junge scho.
Dryzähjährig syg er wäger
Scho mit eim vom Schwarzhorn cho.

Ganzi liebi längi Wuche
Syg er furt dür d Gletscher y.
Nume wo-n-er heigi gwybet
Heig er d Jagd e Rast la sy.

Aber einisch heig es gheisse:
Ds wysse Gemschi isch im Land!
Dert am Wätterhorn isch 's gstande
Uf em zwöite Felseband.

Uf u furt dr Jeger-Ruedi,
Gschwind, am glyche Abe no:
Mit däm Tüfels wysse Gemschi
Well er z'mondrischt ume cho!

D Frou heig grüüsli zuen ihm bättet
Un ihm d Chindli anegha –
Ruedi heig si dänne gstoosse:
Ds wysse Gemschi müess är ha!

Un es chunnt dr ander Morge,
U dr ander Aben o.
Ganzi Wuche sy vergange –
Doch 's niemer umecho.

Öppe mänge isch ga sueche
Uf sys eige Läbe hi
I de Wätterflüehne ume –
's isch es ytels Sueche gsi.

Drum, so lyt er wohl erdrolet
Unden a där höche Flueh.
Nieme cha ne dert ga reiche –
Gäb ihm Gott di ewgi Rueh!

 

Mehr von G. Strasser

Ruedi Rymann: Der Gemselijeger

Was der Sepp gern macht, das muesch nid fragä,
er got grüsli gern duruf gä jagä.
Viel lieber als än schönä Meitlirock
hät der Sepp sin schwarzä Gemselibock.
  Jo holi holi duduh duliduh jo...

Am Morgä, wenn denn d Nebel wichä, chunnt der
Sepp denn gli dur d Stei uf gschlichä,
än Schuss rtönt am steilä Nesslästock,
e grüss di Gott, du altä Gemselibock.   
  Jo holi holi duduh duliduh jo...

Sepp, du sötsch nid immer Gemseli triibä
Sepp, du sötsch nid immer ledig bliebä.
Denn sonä flottä, jungä Jägersma
söt ä luschtigs, gäbigs Fraueli ha.
  Jo holi holi duduh duliduh jo...
(Dr Gemselijeger vom Ruedi Rymann; nid bärndütsch)
(Nach der Rechtschreibe-Reform: "Der Gämsjäger, der die Gämse jagt." Aber für Google ist "ä" was "e"...)



Gottfried Keller: Der Gemsjäger

Er kam, ein alter Jägersmann,
Herab an unsrer Ströme Flut,
Er hatte kurze Hosen an
Und trug 'nen spitzen Jägerhut.

Er ging so ernst, er sah so schlicht,
Wie seiner Joppe graues Tuch;
Aus seinem Mund ging das Gerücht
Von manchem guten Weidmannsspruch.

"In seiner Tasche", dachten wir,
"Birgt er gewiss aus Alpenkraut
Für altes Leid das Elixier,
In hoher Einsamkeit gebraut.

Und wachsam, recht nach Jägerart,
Späht rings sein scharfes Aug' herum,
Und seine sichre Kugel wahrt
Vor Feinden unser Heiligtum!"

Wir holten ihn mit Kränzen ein
Und führten ihn mit frohem Mut
In unser neues Haus hinein,
Und ernsthaft zog er seinen Hut.

Nun sitzt er drin, der Spass ist aus,
Verriegelt ist die neue Tür,
Und aus dem totenstillen Haus
Blinzt nur des Jägers Rohr herfür!

(Aus "Rhein- und Nachbarlieder") (nid bärndütsch...)


Droben im Oberland

Droben im Oberland ei,
da ist es wunderfein
Da ist die Jägerei,
Da ist das Schiessen frei
Da möcht ich Oberjäger sein,
Schiessen, das ist meine Freud!

Schiass mir an Gamsbock z'samm,
Fallt er oder fallt er net?
Fallt er net, so bleibt er stehn,
Zu meinem Madel muass i gehn,
Zu meinem Madel muss i gehn,
Alle Woch sechs- siebenmal.
Gestern ist Sonntag gwe,
Ei, da war sie wieder da.
Sie hat ein Hütlein auf
Mit einer wunderschönen Feder drauf
Sie sah so reizend, reizend aus
Und sie ging mit mir nach Haus.

Lauter junge, hübsche Leut' sein's mir,
Lauter hübsche, junge Leut!
Wenn die hübschen, jungen Leut' net wärn
Wer sollt' das viele Geld verzehrn?
Lauter junge, hübsche Leut' sein's wir,
Lauter hübsche, junge Leut!
Tübinger Komiss - nach dem Zupfgeigenhansel <http://www.volksliederarchiv.de/>


Die Alpen von Albrecht von Haller
Et in Helvetia ego ...

24. Allein es ist auch hier der Herbst nicht leer an Schätzen,
Die List und Wachsamkeit auf hohen Bergen findt.
Eh' sich der Himmel zeigt, und sich die Nebel setzen,
Schallt schon des Jägers Horn, und weckt das Felsenkind;
Das setzt ein schüchtern Gems, beflügelt durch den Schrecken,
Durch den entfernten Raum gespaltner Felsen fort;
Dort eilt ein künstlich Bley nach schwer gehörnten Böcken,
Hier flieht ein leichtes Reh - es schwankt - und sinket dort.
Der Hunde lauter Kampf, des Erztes tödlich Knallen
Tönt durch das krumme Thal, und macht den Wald erschallen

(Die Alpen von Albrecht von Haller - Bern, auf Kosten der typographischen Societät, 1795) http://www.snl.admin.ch/d/fuehr/expvirt/etinhelv/hallerd.htm



Moderne Berner Gämsenpoesie

An eine bestimmte Person und für einen bestimmten Zeitraum werden folgende Arten von Patenten erteilt:
a Basispatent für jagdbare Wildtierarten ausser Gämsen, Rehen, Rothirschen, Wildschweinen und Wasservögeln
b Patent A für bis zu zwei Gämsen
(Gesetz über Jagd und Wildtierschutz, JWG)

Der Abschuss von Gämsen mit dem Patent A kann für folgende Kategorien bewilligt werden:
a Gämsbock älter als 2 Jahre (Kategorie A1),
b Gämsgeiss älter als 2 Jahre (Kategorie A2),
c Gämsjährling (Kategorie A3).
(Direktionsverordnung über die Jagd, JaDV)

1 Milch tragende Gämsgeissen und Hirschkühe dürfen nicht erlegt werden.
2 Wird eine Milch tragende Gämsgeiss oder Hirschkuh trotz sorgfältigem Ansprechen nicht erkannt und erlegt, muss die Erlegerin oder der Erleger das Tier in die Abschusskontrolle eintragen und die in Anhang 2 festgelegte Gebühr entrichten.
(Jagdverordnung, JaV)



Brüder Grimm: Der Gemsjäger

Ein Gemsjäger stieg auf und kam zu dem Felsgrat, und immer weiterklimmend, als er je vorher gelangt war, stand plötzlich ein hässlicher Zwerg vor ihm, der sprach zornig: »Warum erlegst du mir lange schon meine Gemsen und lässest mir nicht meine Herde? Jetzt sollst du's mit deinem Blute teuer bezahlen!« Der Jäger erbleichte und wäre bald hinabgestürzt, doch fasste er sich noch und bat den Zwerg um Verzeihung, denn er habe nicht gewusst, dass ihm diese Gemsen gehörten. Der Zwerg sprach: »Gut, aber lass dich hier nicht wieder blicken, so verheiss ich dir, dass du jeden siebten Tag morgenfrüh vor deiner Hütte ein geschlachtetes Gemstier hangen finden sollst, aber hüte dich vor mir und schone die andern.« Der Zwerg verschwand, und der Jäger ging nachdenklich heim, und die ruhige Lebensart behagte ihm wenig. Am siebten Morgen hing eine fette Gemse in den Ästen des Baums vor seiner Hütte, davon zehrte er ganz vergnügt, und die nächste Woche ging's ebenso und dauerte ein paar Monate fort. Allein zuletzt verdross den Jäger seiner Faulheit, und er wollte lieber selber Gemsen jagen, möge erfolgen, was da werde, als sich den Braten zutragen lassen. Da stieg er auf, und nicht lange, so erblickte er einen stolzen Leitbock, legte an und zielte. Und als ihm nirgends der böse Zwerg erschien, wollte er eben losdrücken. Da war der Zwerg hinterhergeschlichen und riss den Jäger am Knöchel des Fusses nieder, dass er zerschmettert in den Abgrund sank.

Andere erzählen: Es habe der Zwerg dem Jäger ein Gemskäslein geschenkt, an dem er wohl sein Lebelang hätte genug haben mögen, er es aber unvorsichtig einmal aufgegessen oder ein unkundiger Gast ihm den Rest verschlungen. Aus Armut habe er demnach wieder die Gemsjagd unternommen und sei vom Zwerg in die Fluh gestürzt worden.
(Grimm, Jacob und Wilhelm/Sagen/Deutsche Sagen/Erster Band/302. Der Gemsjäger)


myner bärndütsche syte
Zrugg:
«Heit Sorg zum Bärndütsch» ( Yleitig, Index)
Hochdeutsche Einleitung
Bärn u d Wält: Links zu Bärndütschsyte u zu Bärner Syte im Kanton Bärn u z Amerika
«Was isch de eigetlech Bärndütsch? - Bärndütsch git s nid!»
«Bärndütsch isch e Sprach wie grobs Grien, aber o guethärzig wie nes alts Chilcheglüt.» (Loosli)
«Bärndütsch isch Chärndütsch.» (Odysse, Bibel)
«ds Bärner Oberland isch schön.»
Bärner Volkslieder
No meh Bärner Volkslieder
- vom G. J. Kuhn
Lieder u Sprüch / Syte 3
«Bärndütsch, Alkohol u ke Sex...»
«ein berner namens...»
Ds Lied vom Bärner Märtyrer Hans Haslibacher us dr Kilchhöri Sumiwald, gköpft z Bärn am 20. Oktober 1571
Bärndütsch-Tram
Brattige
Mani Matter-Herbst im Loeb... u am Tram
Mani-Matter-Stutz

Bärndütsch i dr Reklame
Gegen das überhandnehmende Brantweintrinken (bärndütsch, vo 1845)
Es chlys Bärndütsches Wörterbüechli
Bärndütschi Zitat - Zitate Berndeutsch
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http://www.edimuster.ch/: Hier ist die Familie Muster in Ecublens VD - Eduard Muster: emuster@hotmail.com 09/12/07