Emanuel Friedli:

Bärndütsch als Spiegel bernischen Volkstums von Emanuel Friedli:
Lützelflüh

Friedli Bärndütsch

 

 

 

 

Ume zrugg zu "was isch Bärndütsch"! Band 1: Lützelflüh. Fr. 198.-. 700 Seiten mit 161 Abbildungen, 6 Farbtafeln, 1 Beilage.


A der Chilchemuur vo Lützelflüh het s drü Greber noch binenand: Albert Bitzius (Jeremias Gotthelf), Simon Gfeller u Emanuel Friedli. Die drei hei vil ta für ds Bärndütsch u die bärnischi Volkskultur. Bärndütsch gschribe het aber numen eine, dr Simon Gfeller, Lehrer uf der Egg. (My Syte zum Simon Gfeller.)

Dr Pfarrer Emanuel Friedli isch am 14. Chrischtmonet 1846 i dr Gmein Lützelflüh als Bueb vom ene muusarme Wäber gebore u vom Jeremias Gotthelf touft worde. Acht längi Jahr (1856 bis 1864) lang het er i der Armenerziehigsanstalt Trachselwald glitte u gleert Strümpf lisme. Will er alls gläse het, wo n er chönne, het men ihm "Büecher-Friedli" gseit. (Über sy Lydenszyt het er nüt gschribe, drfür umso scherfer dr Carl Albert Loosli i sym Buech "Anstaltsleben - Betrachtungen und Gedanken eines ehemaligen Anstaltszöglings", veröffentlecht vom Fritz Schwarz im "Pestalozzi-Fellenberg-Haus" - dr Loosli u dr Fritz Schwarz chöme bed o schüsch no uf myne Syte vor.)

Wi so mänge gschyde, arme Bueb vom Land isch er im Seminar Münchenbuchsee (1864 bis 1867) Lehrer worde u het nachär im Rüegsauschachen, z Enggistein, z Wattenwil bei Worb u schliesslech z Ostermundigen Schuel ggä. Im Jahr 1884 het er d Matur gmacht u z Bern u z Genf Theologie u öppis Germanistik studiert. 1880 isch er Pfarrer worde.

Im Jahr 1881 isch er als Pfarrer uf Innertkirchen gwäält worde, 1884 uf Gottstadt bei Orpund. Dört isch es zu n ere schwäre familiäre, persönlech u bruefleche Krise cho. Sy Eh isch 1895 gschide worden u wird 1896 "natürlech" nümme gwählt. Er het zur Behandlig wöllen i d Irrenanstalt Münsigen yträtte - du fingt er Fründe, won im e Stell bim "Schweizerischen Idiotikon", em schwyzerdütsche Wörterbuech vermittlet hei. Dört macht är Plän für öppis ganz Nöis: A eim Ort Wörter z sammle, se beschrybe u se nid nach em Alphabet, sondern nach Theme z ordne. U de chunnt er ume uf Lützelflüh hei..

"Ich bin mein eigener Sohn. 56jährig kam ich auf die Welt in der Erzieherfamilie Simon Gfeller auf der Egg bei Lützelflüh." Ghulfe bi der Wiedergeburt hei dr Simon Gfeller, Lehrer u Schriftsteller (won er bin ihm gwohnt het), dr Profässer für Dütsch a dr Uni Bern, Otto von Greyerz, dr Verleger Alexander Francke (e Norddütsche, Biographie im HLS), dr Regierigsrat Dr. Charles Albert Gobat (e Wälschjurassier, Friedensnobelpreisträger, Förderer vom Ernst Schneider) u dr Maler Rudolf Münger.
(Mehr zu Simon Gfeller)


Dr Uli Dürrenmatt zu Friedlis "Lützelflüh"

Lützelflüh 1905
Sternstunde der schweizerischen Mundartforschung
Emanuel Friedli - Simon Gfeller - Otto von Greyerz
Ausstellung im alten Schulhaus Thal, 3453 Heimisbach, Simon-Gfeller-Gedenkstube

Wärche

«Die Emmentaler bauen überhaupt ihr Land wohl. Sie geben sich alle Mühe, es zu verbessern und einen so hohen Ertrag als möglich daraus zu ziehen. Daher man im Emmental wenig ödes Land antrifft.» (Landvogt von Brandis, 1764)...

Solcher Hingebung bedarf freilich auch der Emmentalerboden wie kein anderer. Zunächst ist er ausserordentlich steil: stritbars (strippers) Land. Dieses "streitbar"` besagt: Mit der eisernen Waffe namentlich des Pfluges ist ihm nur schwer oder gar nicht beizukommen. Er ist unpenig ("unbändig"), schwer zu bändigen, "zahm" zu machen. Er ist ung'schlacht: an ihm scheint zuweilen "alle Liebesmüh verloren" zu sein wie an einem Masttier, das aus der Art, (d.h. "Geschlecht") geschlagen hat, "nid guet tue wott"...

Kein Wunder also, dass der Landwirt, der Landarbeiter für seine angestrengteste Beschäftigung eine ausschliesslich für sie geprägte, auf sie gemünzte Bezeichnung als Ehrentitel in Anspruch nimmt: wärche. Der industrielle Angestellte nennt sich "Arbeiter", und seine tägliche Hantierung nennt er "schaffe"...

Der Landmann aber wärchet – das ist seine Ehre vor und in der Welt. Eine wo wärchet, isch gäng no g'estimiert (estimé), (er mag im übrigen sein, wer er will). Bim Wärche bis gäng voraa! ermahnt der Bodenbauer den von ihm beförderten Meisterknecht. (Das schafft dir Boden unter den Füssen.) Und sehr bezeichnend für den bäuerlich bernischen Volkscharakter ist die Selbstbescheidung: z'ässe gnue u z'wärche gnue. - Nicht einmal die noch so umfangreichen Haus- und Stallgeschäfte dürfen diesen Ehrennamen beanspruchen. "Anne Bäbi hatte die, welche nicht werchen, d.h. mit einem groben Werkzeug dreinschlagen konnten, auf der Mugge."

Wärche ist also ungefähr dasselbe wie dusse wärche, im Feld ("draussen") arbeiten. Dusse werche konnten die Töchter wohl, aber daheime war keine dressiert. Gleichbedeutend sind die Ausdrücke: uf em Härd wärche, 's Land wärche, der Hof wärche...
(Auszüge aus Lützelflüh, Seiten 83/84)

Dir syt uf "myr bärndütsche syte".

http://www.edimuster.ch/index.htm: Hier ist die Familie Muster in Ecublens VD - Eduard Muster: emuster@hotmail.com 04/08/07