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"In allen Kulturen, in denen Alkohol frei zugänglich ist, gibt es offizielle und informelle politische Ansätze, um die alkoholbedingten Probleme und negativen Folgen des Alkoholkonsums für den einzelnen Menschen und die Gesellschaft insgesamt zu verringern." (WHO, EAAP 2000) |
Alkoholpolitische MassnahmenEmpfehlungen für “best practices” bei alkoholpolitischen Massnahmen (nach “Alcohol: no ordinary commodity. Research and public policy” (Babor et al.) • Verdachtsfreie Kontrollen
des Blutalkoholspiegels durch Atemluftkontrollen im Strassenverkehr |
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Werbung und AlkoholkonsumErstens stehen Werbung und Marketing im Zusammenhang mit Alkoholkonsum und helfen bei der Rekrutierung neuer Generationen von potenziellen Alkoholkonsumenten. Die Konfrontation mit wiederholter Alkoholwerbung auf hohem Niveau kann über entsprechende soziale Normen, Erwartungen und Attitüden zum einen Konsum initiieren und zum anderen bereits bestehenden Konsum aufrecht erhalten.Zweitens hat sich gezeigt, dass Werbeverbote mit Alkoholkonsum zusammenhängen. Im Durchschnitt kann durch Verhängung von solchen Verboten der pro-Kopf-Konsum um 5% bis 8% gesenkt werden; im gegenteiligen Fall einer Aufhebung von solchen Verboten steigt der pro-Kopf-Konsum um 5% bis 8%. Bislang war immer nur von Konsum die Rede und nicht von alkoholbedingten Schäden. Hierzu lässt sich sagen, dass pro-Kopf-Konsum mit alkoholbedingten Schäden ceteris paribus in einem Zusammenhang steht, der durch Trinkmuster moderiert wird. Es kann also davon ausgegangen werden, dass Konsumsteigerungen, insbesondere in Ländern mit bereits überdurchschnittlichem pro-Kopf-Konsum (fast alle europäischen Länder), zu mehr alkoholbedingten Schäden sowohl im Gesundheits- wie im Sozialbereich führen. (J. Rehm, Wissenschaftliche Grundlagen und Konsequenzen für politische Massnahmen, Januar 2004) http://www.suchtundaids.bag.admin.ch/imperia/md/content/alkohol/34.pdf Alkohol verursacht ebenso viele Todesfälle wie Tabak - - ein internationales Alkoholabkommen nach dem Vorbild der Anti-Tabak-Konvention der Weltgesundheitsorganisation ist nötigLaut Professor Robin Room von der Universität Stockholm et. al. ist Alkohol weltweit gesehen ein ebenso grosser Krankmacher wie Tabak. Rund vier Prozent der globalen Gesundheitslast gehen auf das Konto des Alkohols. Tabak ist für 4,1 Prozent der weltweiten Gesundheitsprobleme verantwortlich; 4,4 Prozent werden dem Bluthochdruck zugeschrieben.Alkohol kann mit mehr als 60 verschiedenen Leiden in Verbindung gebracht, darunter Brustkrebs und Herzkrankheiten. In den meisten Fällen ist Alkohol der Gesundheit abträglich. Höhere Preise und eine eingeschränkte Verfügbarkeit können den Konsum senken. In Grossbritannien könnte eine Preiserhöhung um zehn Prozent die Zahl der Alkohol-Toten um etwa 30 Prozent reduzieren. Room kritisiert: "Forschungsergebnisse und Politik der meisten Staaten laufen völlig auseinander. Die Interessen der Industrie sorgen dafür, dass der Hauptschwerpunkt auf ineffektiven Strategien wie Aufklärung liegt... Ein internationales Alkoholabkommen nach dem Vorbild der Anti-Tabak-Konvention der Weltgesundheitsorganisation ist nötig." (Nach "The Lancet", Februar 2005, und dpa) Alkoholkonsum in der Schweiz 1880/2005 |
Primärpräventive MassnahmenGrundsätzlich lassen sich drei Kategorien präventiver Massnahmen gegenüber Alkoholproblemen unterscheiden:
Alkoholpolitische Massnahmen (Primärprävention)Angebotslenkung
Nachfragebeeinflussung
Einwirkung auf die physische
Umwelt Möglichkeiten zur Steuerung der Erhältlichkeit alkoholischer GetränkeÖkonomische Ebene Beschränkung der Produktion und alternative Verwertung von RohstoffenBeschränkungen des Handels Preisgestaltung alkoholischer Getränke und naher Substitutionsgüter Physische
Ebene Eine aktuelle Konkretisierung finden im Dokument Nationaler Alkoholaktionsplan 2000. Quelle: Richard Müller: Die Lenkung des Angebotes alkoholischer Getränke als primärpräventive Massnahme gegenüber Alkoholproblemen, SFA 1984Alkoholpolitik aus SolidaritätPolitische Forderungen der Organisatoren des "Nationalen Tages der Solidarität mit alkoholkranken Menschen" 1997Die auf Alkoholprobleme spezialisierten Fachorganisationen A+S (Alkohol- und Suchtfachleute), GREAT (Groupement romand d’études sur l’alcoolisme et les toxicomanies), STCA (Servizio Ticinese di Cura dell’Alcolismo) und SFA (Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme) stellen anlässlich des "Nationalen Tages der Solidarität mit alkoholkranken Menschen 1997" folgende politischen Forderungen, die auch mittel- und längerfristig die Solidarität unserer Gesellschaft mit den Betroffenen unterstreichen sollen: Schweizerische Alkoholpolitik - wohin?Die schweizerische Alkoholpolitik steht ganz im Zeichen der Liberalisierung und Deregulierung sowie der Eurokompatibilität. (1997) Dabei verliert das Produkt "Alkohol" zunehmend seinen Sonderstatus - es wird zum normalen Konsumgut. Alkoholische Getränke werden günstiger und unbeschränkt zugänglich. Die aus dem Alkoholzehntel den Kantonen zufliessenden finanziellen Mittel für Vorbeugung und Behandlung von Abhängigkeiten werden sinken. Der der Alkoholabhängigkeit zugeordnete Krankheitswert wird zunehmend aberkannt. Angesichts dieser Entwicklungen ist die Formulierung eines alkoholpolitischen Konzeptes dringlich. Zehn Postulate für eine solche Politik werden vorgestellt. Unter anderem wird eine sozialkostendeckende Weinsteuer gefordert, deren Ertrag den Sozialwerken, aber auch der präventiven sowie der therapeutischen Arbeit zufliessen soll. Ein Wort über GesetzeJosef Odermatt, Wirtshaus und Gesetz - Die schweizerischen Wirtschaftsgesetze und ihre Reform, Verlag Francke, Bern, ca. 1932, in "Schriften zur Alkoholfrage, herausgegeben vom Schweizerischen Verein abstinenter Lehrerinnen und Lehrer" Wir möchten aber nicht über Gesetzesrevisionen schreiben, ohne zunächst vor einer gewissen Überschätzung der Gesetzesmacht zu warnen. Im Kampfe um die Volksnüchternheit liegt die Bedeutung der Gesetze gewöhnlich weniger in dem, was sie schaffen, als in denn, was sie abschaffen. Die Hauptsache, auf die es ankommt, neue Anschauungen, neue Sitten, einen neuen Lebensstil zu bilden, das vermögen Gesetze für sich allein nicht! Das vermag nur eine starke, das ganze Volk erfassende Antialkoholbewegung. Gesetze sind zwar unentbehrlich, sie sind aber nicht Ziel, sondern nur Hilfsmittel. Auch kommt es im allgemeinen weniger auf den Buchstaben des Gesetzes an, als auf den Ernst, mit dem Volk und Behörden dessen Durchführung fordern. Gesetze gegen Volksunsitten sind nur soviel wert, als der Volkswille wert ist, der dahinter steht. Sonst gleichen sie, um ein Wort des weisen Solon zu gebrauchen, den Spinngeweben: fällt etwas Leichtes und Schwaches hinein, so wird es festgehalten, wenn aber etwas Grösseres, so schlägt es durch und kommt heil davon. Gewiss darf sich der Gesetzgeber nicht nach den Anschauungen des rückständigsten Viertels der Wählerschaft richten: aber wenn er in seiner Arbeit auf Erfolg zählen will, muss er zum mindesten den fortschrittlichern Viertel der Wähler entschlossen hinter sich haben. Diese Voraussetzungen für
die Einführung eines Gesetzes gelten in keinem Lande mehr als
im unsrigen. Erstens muss jedes Gesetz, entweder von Verfassungswegen
oder dann infolge eines Referendums, dem Volke zur Abstimmung unterbreitet
werden. Zweitens müssen wohl in keinem Lande die Gesetzesvollstrecker,
vom Regierungsrat bis zum Dorfpolizisten, derart auf das Volksempfinden
Rücksicht nehmen wie in unserer ältesten Demokratie der
Welt. |
Zigarettenland
Schweiz
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Sie unbedingt die Seite mit dem aussagekräftigen URL und dem spannenden
Inhalt: http://www.alkoholpolitik.ch/ "Wir möchten mit dieser Dienstleistung über aktuelle Trends und Hintergründe auf dem Gebiet der Alkoholpolitik informieren, Sie zum Mitdenken und vielleicht sogar zum Handeln anregen. Alkoholpolitik ist in der Schweiz wie auch in andern Ländern ein eher unbeliebtes Thema, weil sehr oft die eigene Konsumhaltung, wirtschaftliche Eigeninteressen oder einfach die gesellschaftliche Wirklichkeit einer objektiven Betrachtungs- und Handlungsweise im Wege stehen." |