Daten zur Geschichte der SFA
SFA - Schweizerische Fachstelle für Alkohol- u. a. Drogenprobleme
ISPA - Institut suisse de prévention de l'alcoolisme et autres toxicomanies

Vorgeschichte - Altertum - Mittelalter - Neuzeit

"Vorgeschichte"

1838 Jeremias Gotthelf: "Wie fünf Mädchen im Branntwein jämmerlich umkommen" ( 2008: Neuauflage durch die Eidg. Alkoholverwaltung: Sonderdruck im Hinblick auf die Totalrevision des Alkoholgesetzes )

1837 Heinrich Zschokke: " Die Branntweinpest. Eine Trauergeschichte zur Warnung und Lehre für Reich und Arm, Alt und Jung" (Volltext "Branntweinpest" im Projekt Gutenberg)

1874 Revision der Bundesverfassung; Einführung der Wirtschaftsfreiheit, die auch für alkoholische Getränke und die Gastwirtschaften galt und zu einer Zunahme von Alkoholproduktion, Alkoholverkauf, Alkoholkonsum und Alkoholproblemen führte, bis 1884 der Leidensdruck auch für die Politiker zu gross wurde.

1877 Gründung des Blauen Kreuzes in Genf (1880 in der Deutschschweiz)

1877 Gründung des Bierbrauervereins

1879 Gründung des Gewerbeverbandes

1880 Gründung des Gewerkschaftsbundes

1884/87 Entstehung der eidgenössischen Alkoholgesetzgebung (Eidg. Alkoholverwaltung <vor allem für Kartoffelbranntwein> ab 1888, Alkoholzehntel). Die Kantone dürfen wiederum "die Ausübung des Wirthschaftsgewerbes und des Kleinhandels mit geistigen Getränken den durch das öffentliche Wohl geforderten Beschränkungen unterwerfen"; davon machten sie ein Jahrhundert hat Gebrauch <vor allem Bedürfnisklausel, Polizeistunde und Fähigkeitsausweis>. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurden viele dieser Bestimmungen als "veraltet" abgeschaft.

1886 Prof. Gustav v. Bunge: Referat "Die Alkoholfrage"

1888 Gründung der Heilstätte Ellikon (Prof. Dr. Auguste Forel)

1890 Gründung des Alkoholgegnerbundes; in den folgenden 15 Jahren entstehen zahlreiche andere Vereine, z.B. die Guttempler IOGT.

1894 Gründung des Zürcher Frauenvereins für alkoholfreie Wirtschaften


"Altertum"

1901 Am 8. Januar wird das "Abstinenzsekretariat" in Ergänzung zur "Schriftenverkaufsstelle" des Alkoholgegnerbundes (AGB) in Basel gegründet. Sekretär: Dr. jur. Hermann Blocher (im Nebenamt).

1902 Am 1. Mai wird das Sekretariat nach Lausanne verlegt. Dies macht eine Übersetzung des Namens nötig: SAS = Secrétariat Antialcoolique Suisse = Schweizerisches Abstinenz-Sekretariat. Sekretär Robert Hércod (bis 1905 im Nebenamt, anschliessend bis 1921 im Vollamt, 1936 bis 1946 Mitarbeiter - dem internationalen Büro fehlten zu dieser Zeit die Mittel für ein Sekretariat). Der erste Jahresbericht umfasst die Periode vom 1.5.1902 bis 31.4.1903. Die Jubiläumsfeiern beziehen sich auf das Jahr 1902.

1904 Gründung "Gesellschaft des schweizerischen Abstinenzsekretariates", eines vom AGB unabhängigen Vereins. (Prospekt aus dem Jahre 1905)

1905 Die SAS arbeitet bis 1908 für die Absinthverbotsinitiative, die vom Volk angenommen wird.

1907 Gründung des "Internationalen Büros gegen den Alkoholismus" (bis 1920 in die Zentralstelle integriert, bis 1922 in Personalunion von R. Hércod geleitet). Diese Stelle hiess später "Conseil international sur les Problèmes de l'Alcoolisme et des Toxicomanies = CIPAT, bzw. "International Council on Alcohol and Addiction" = ICAA.

1912 Die SAS redigiert die Zeitschrift "L'abstinence" (gegründet 1897).


"Mittelalter"

1913 Statutenänderung: Schaffung eines "Beirates" der alkoholgegnerischen Organisationen. Umbenennung des Sekretariates in "Schweizerische Zentralstelle zur Bekämpfung des Alkoholismus". Als Abkürzung wird auch auf deutsch weiterhin "SAS" verwendet (bis 1975).

1914 Die Zentralstelle führt im 1. Weltkrieg eine grosse Kampagne gegen die Nahrungsmittelvergeudung durch Bier-, Likör- und Weinherstellung durch.

1917 Übernahme der Schriftenstelle des AGB (gegründet 1891) zusammen mit der Zeitschrift "Freiheit" (gegründet 1892; seit 1978 "Standpunkte").
Herausgabe einer italienischsprachigen Zeitschrift "il Pioniere".

1919 Am 15. April 1919 tritt Joseph Odermatt als Adjunkt und Redaktor in die Zentralstelle ein (bis 1973). Für seine Tätigkeit verleiht ihm die Medizinische Fakultät der Universität Basel den Titel eines Dr. med. h.c.

1921 Die Zentralstelle wird Sekretariat für die "Gemeindebestimmungsrechts-Initiative", welche eine lokale "Prohibition" (local option) für gebrannte Wasser ermöglichen wollte. Die Initiative wird 1929 vom Volk abgelehnt.

1921 Gründung des Verbandes für Volksaufklärung über den Alkoholismus (VVA), der bis zu seiner Fusion 1976 mit der SAS die Zentralstelle aufgrund seiner Kartenversände finanziell unterstützt.

1922 Max Oettli, Vizedirektor seit 1921, übernimmt die Leitung (bis 1946).

1923 Vereinigung des "Beirates" mit dem "Aktionskomitee der Abstinentenverbände" (gegründet 1898).

1926 Der Jahresbericht 1926 fasst die Tätigkeiten der Zentralstelle wie in den Jahren 1902 bis 1926 zusammen:


Auskunftsdienst - Pressedienst - direkte Kontakte - Pressedienst - eigene Publikationen - Jahrbuch - Zeitschriften - Verlagswesen - Broschüren - Flugblätter - alkoholgegnerische Wandbilder für Schulen - Wanderausstellung - Vortragsdienst - Kurse - Andere Aktivitäten -- Internationales Sekretariat zur Bekämpfung des Alkoholismus (bis 1921) -- Sekretariat der abstinenten Jugend (seit 1921) -- Verband Volksaufklärung über den Alkoholismus (seit 1921) - Beteiligung an der schweizerischen Politik

Finanzen 1926:
- Ausgaben Fr. 45'400.09
- Reservefonds Fr. 22'025.40



Mitarbeiter 1926
- 3 leitende Mitarbeiter
- 2 Sekretärinnen
- 2 Lehrtöchter
- 2 Freiwillige

1929 Ida Sury tritt in die Zentralstelle ein (später I. Odermatt-Sury; bis 1973).Sie betreute u.a. die bekannten Kleinwandbilder für die Schulen und verfasste Erzählungen für die Reihe der SJW-Hefte.

1939 Als Sekretariat des Komitees gegen die Reval-Initiative setzt sich die Zentralstelle für die Obstverwertung ohne Brennen und die Beibehaltung der bisherigen Alkoholordnung ein, was 1940 von Volk und Ständen in einer Abstimmung bestätigt wird.

1946 Am 1. Mai tritt Karl Geissbühler die Leitung der Zentralstelle an (bis 1953).

1953 Am 1. Dezember wird Heinrich Richner Leiter der Zentralstelle (bis 1958).

1958 Am 15 August tritt Walter Schmid die Leitung der Stelle an (bis1966) .

1959 Das Büro an der Avenue Dapples 24 (seit 1911 Sitz des Sekretariates) muss verlassen werden; neues Domizil ist bis 1979 die Avenue de Cour 9.

1965 Dank einer 2 Jahre dauernden Kampagne der SAS darf im Fernsehen weder für Alkohol noch für Tabak oder Heilmittel Reklame gemacht werden. (Heute ist im Fernsehen "Werbung" für Heilmittel gestattet und lokalen TV-Sendern sogar Alkoholwerbung.)

1966 Markus Wieser, seit 1962 Redaktor der Zeitschrift "Die Freiheit", wird auf den 1. November Direktor der Zentralstelle (bis 1988). Die SFA hat 10 ständige Mitarbeiter.
Dokumentarfilm "Freund Alkohol" produziert.

1966: Die Zentralstelle ist Fachsekretariat der vom Landesring der Unabhängigen (LdU) gestarteten Initiative zur Besteuerung aller alkoholischen Getränke; die Initiative wird abgelehnt.
Nach der Ablehnung fragt Nationalrat Willy Sauser in seiner Interpellation den Bundesrat, wie der von Ihm vorgeschlagene "bessere Weg" zur Lösung der Alkoholprobleme ausssehen soll.

1967 "Alkohol heute" von Josef Odermatt, eine Kleinenzyklopädie der schweizerischen Alkoholprobleme, erscheint.
Schweizerisches Komitee gegen den Alkoholismus, Präsident Prof. Meinrad Schär, 500 Mitglieder.
Erfolgreiche Kampagne gegen den Alkoholausschank in Autobahnrestaurants
1967, 1. April Eintritt von Eduard Muster als Redaktor der "Freiheit" (bis 1973, später stv. Direktor, Pensionierung 2000)

1969 Die SAS organisiert die "A69 - Aktion Gesundes Volk", eine gesamtschweizerische Grosskampagne zur Förderung des Gesundheitsbewusstseins und der Lebensqualität: auf den Gebieten Alkohol, Tabak, Medikamenten, Drogen, Ernährung und Bewegung. Eine darauf aufbauende Wanderausstellung zirkuliert in 4 Exemplaren in der Schweiz und sogar in Österreich.

1970 Am 6. November zeigt des Schweizer Fernsehen den mit beratender Unterstützung der SAS von Kurt Gloor hergestellten Film EX!, der bei Politikern einen gewaltigen Sturm im Bierglas entfachte. Der Film befasst sich in staats- und gesellschaftskritischer Weise mit dem Alkoholproblem – es ist ja kurz nach den 68ern. (Gloor hatte neben Gotthelf auch den Marxisten "Dr. Mabuse" zitiert, wie ein Urner Ständerat Marcuse nannte.)
Am 27. November 1970 erhält J. Odermatt den Titel eines Dr. med. h. c. der Universität Basel

1971 Beginn der Forschungstätigkeit in der Zentralstelle (Peter Wüthrich).

1972 120 Jugendliche, die am polysportiven Test "Schweizer Jugend in München SJM" nach der A 69 teilgenommen haben, reisen an die Olympischen Sommerspiele.

1973 Nationalrat Walter Renschler, Leiter der schweizerischen Delegation in der parlamentarischen Versammlung des Europarates, reicht ein Postulat ein, das die Übernahme der Empfehlungen des Rates zur Alkoholpolitik verlangt.

1973 Joseph Odermatt (1890 – 1977), Mitarbeiter seit 1919 und Ida Odermatt-Sury (1911 – 2004), Mitarbeiterin seit 1929, werden pensioniert.

1974 Grossaktion A74 "Gesundes Volk". Nach der Aktion Suchtmittelreklame" wird von der Guttempler Jugend eine "Volksinitiative gegen die Suchtmittelreklame" lanciert.

1974 ASA - Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Abstinentenorganisationen (bis 2005)

1975 Ein Paradigmenwechsel von der Alkoholbekämpfung zur Alkoholismusverhütung bahnt sich an. Die SAS teilt ihre Tätigkeit in "Abteilungen" auf.

1976 Namensänderung in SFA "Schweizerische Fachstelle für Alkoholprobleme" und ISPA "Institut suisse de prophylaxie de l'alcoolisme".

1976 1. Repräsentative Studie über das Trinkverhalten der erwachsenen Bevölkerung, die unter dem Namen "Trend" regelmässig wiederholt werden. Das Erstaunen in den Medien und bei den Fachleuten ist gross: 10% der Erwachsenen trinken 50% des Alkohols.

1977 Die SFA führt als Jubiläumsaktion zum 75. Jahre ihres Bestehens das erste Schweizerische Seminar über Alkoholprobleme durch.

1978 1. Gesamtschweizerische Repräsentativerhebung zum Alkohol- und Tabakkonsum der 12- bis 15jährigen Schüler, die später in Zusammenarbeit mit der WHO regelmässig wiederholt wird.

1978 Die SFA bezieht ihr eigenes Haus an der Avenue Ruchonnet 14.

1978 Die SFA wird Sekretariat der "Initiative gegen die Suchtmittelreklame" ("Guttempler-Initiative"), die aber 1979 vom Volk abgelehnt wird.

1982 Schweizerischer Rat für Alkoholprobleme SRA (bis 1988)

1988 Richard Müller (Leiter der Forschungsabteilung 1976 bis 1986) tritt am 1. Juni die Direktion an (bis 2003).


"Neuzeit"

1991 Am 16. November 1991 beschliesst die Mitgliederversammlung eine Ergänzung des Namens; die SFA hatte sich allerdings schon seit den frühen 70er Jahren mit allen Drogenproblemen befasst:

SFA - Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme
ISPA - Institut suisse de prévention de l'alcoolisme et autres toxicomanies
ISPA - Istituto svizzero di prevenzione dell'alcolismo e altre tossicomanie
ISPA - Institut svizzer per problems d'alcohol e d'autras drogas.

1992 Am 19./20. 1992 kommt die SFA ins Guiness Book of Records: Sie stellt in Wohlen (AG) die grösste Decke der Welt aus: 150'000 Wollquadrate, eines für jeden Alkoholkranken.

1993 Die SFA setzt sich für die " Zwillingsinitiativen " ein, die ein Verbot der Alkohol- und Tabakwerbung forderten. Die Initiative wird von Volk und Ständen abgelehnt.

1996 Die SFA führt u.a. 2 Öffentlichkeitskampagnen durch: "Alkohol im Alter" und "Ecstasy ist hirnrissig". Das Seminar, alle 2 Jahre durchgeführt, steht unter dem Thema "Lust am Risiko: Eine Herausforderung für die Drogenprävention".

1997 Die SFA ist seit Juni 1997 auf Internet: http://www.sfa-ispa.ch/

1997 Die SFA wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als "WHO-Kooperationszentrum für Forschung, Prävention, und Dokumentation im Bereich Substanzenmissbrauch" anerkannt.

1997 1.Nationaler Tag der Solidarität mit alkoholkranken Menschen: 13. November 1997

1998 Das 11. Seminar der SFA hat das Thema "Alkohol, illegale Drogen und Gewalt". Die SFA setzt sich mit einer Petition (zusammen mit 40‘000 Unterzeichnenden) für eine vernünftige Drogenpolitik ein, und drückt damit ihre Besorgnis über die zunehmende Vermarktung der Alcopops bei Kindern und Jugendlichen aus.

1999 Im Januar nimmt das SFA-InfoDocCentre als neue Abteilung seine Arbeit auf.
„La Fête des Vignerons": Die SFA ist auf dem Winzerfest von Vevey mit einer vielbeachteten Präventionsaktion dabei.

1999 Der dritte Schweizerische Alkohol-Aktionstag mit dem Thema "legal aber nicht egal" findet wieder unter der Leitung der SFA statt.

1999 Zum 1. Juli werden die WTO-konformen Spirituosensteuern eingeführt, was eine z. T. massive Senkung der Preise für ausländische Spirituosen mit sich bringt. Die SFA evaluiert die Folgen dieser Preissenkung mit einer umfangreichen Begleitforschung.

1999 Mit der CD-Rom „Mission Golath" ist die SFA einmal mehr Wegweiserin im Einsatz neuer Medien in der Prävention.

2000 Das 12. SFA-Seminar „Alkohol und Tabak im Jugendalter: Die Prävention im Abseits" hat grossen Erfolg.

2001 Der TÜV (Technische Überwachungsverein) hat der SFA Anfang Januar nach eingehender Prüfung das offizielle Qualitätszertifikat der ISO (International Standard Organisation) erteilt.

2002 Die SFA feiert ihr hundertjähriges Bestehen!
Vom Abstinenz-Sekretariat bis zur Schweizerischen Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) war es ein langer Weg und eine lange Geschichte. Die Zeiten haben sich geändert und mit ihnen die SFA. Sie hat auf neue Entwicklungen und Bedürfnisse reagiert und ist mit 100 Jahren moderner und aktiver denn je.
Zum Jubiläum lud die SFA Fachleute aus aller Welt zu einem Fachsymposium im Berner Kursaal ein: "Von der Wissenschaft zur Aktion? 100 Jahre später - die Alkoholpolitik im Rückblick" lautete der Titel.

2003 Die SFA wird zur Stiftung; Michel Graf ist 1. 11. 2003 ihr neuer Direktor.

2010 Die Stelle nimmt einen neuen Namen an:
Sucht Info Schweiz - Addiction Info Schweiz


Die Homepage von Sucht Info Schweiz
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Notizen zur Geschichte des Beirates:
Schweizerische Alkoholpolitik 1913 - 1982
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Volksabstimmungen zur Alkoholpolitik: Sechs alkoholpolitische Kraftakte
 
oder zu:
Beiträge zur Alkohol-Geschichte der Schweiz
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Alkoholpolitik im Dienste der Gesundheit

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http://www.edimuster.ch/: Hier ist die Familie Muster in Ecublens VD - Eduard Muster: emuster@hotmail.com 01/03/11