Prof. Dr. Carl Hilty
1833 - 1909

Carl Hilty (*28. Februar 1833 in Werdenberg, † 12. Oktober 1909 in Clarens), Rechtsanwalt, Staatsrechtslehrer, Philosoph, Laientheologe, Abstinent, Alkoholpolitiker.
1851 Studium an der Universität Göttingen
1854 Promotion an der Universität Heidelberg zum Dr. juris utriusque
1854 Rechtsanwalt in Chur
1856 Beginn der militärischen Laufbahn (Infanterieoffizier und Auditor ...)
1874 berief ihn der Berner Regierungsrat auf Lebenszeit als Prof. für Bundesrecht und kant. Staatsrecht. Ab 1882 las er auch allg. Staatsrecht und Völkerrecht.
1892 Leiter der Militärjustiz (Oberauditor)
1890 Wurde Hilty als Nationalrat für die Demokraten (Wahlkreis Werdenberg) gewählt.
1897 Artikel für das Frauenstimmrecht: "Die Freiheit besteht wesentlich darin, dass man an der Gesetzgebung Theil nimmt; alles Andere ist eine Gewährung von Rechten, die auf dem guten Willen eines Dritten beruht und deshalb eine sehr zweifelhafte Errungenschaft. Wir betrachten also unsererseits das Frauenstimmrecht als den praktischen Kern der Frauenfrage."
1899 "Postulat Hilty" für die "local option", das Gemeindebestimmungsrecht
1909 Schweizer Delegierter am Internationalen Schiedsgericht in Den Haag


Abstinententag 1904 Nationalrat Carl Hilty

 

Bundesverfassungen

 

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Oberst Hilty Postkarte
Prof. Hilty
1833- 1909

Auditeur en chef de la justice militaire. Champion de la lutte contre l'alcoolisme et de l'option locale au Conseil National suisse.

Oberauditor der schweiz. Armee.
Verfechter der Antialkoholbewegung und des Gemeindebestimmungsrechtes im schweiz. Nationalrat.
8e Congrès des Abstinents suisses
Lausanne
5 juin 1910
(8. Schweizer Abstinententag)

Prof. Hilty als Alkoholgegner
Hilty war durch das Referat Bunges "Die Alkoholfrage" abstinent geworden; die Alkoholfrage war für in aber nicht ein physiologisches, sondern ein ethisches Problem.
Schriften (Auswahl):
Die Aufgabe der akademischen Jugend im Kampf gegen den Alkoholismus, öffentlicher Vortrag gehalten am 7. Februar 1893 im Casino zu Bern von Nationalrat Dr. Hilty, Professor des Staatsrechts in Bern
Das Alkoholpostulat, im Politischen Jahrbuch 1900
Über die hauptsächlichsten Hindernisse der Alkoholbewegung, 1904
Mässigkeit oder Abstinenz?, im Politischen Jahrbuch der Eidgenossenschaft, 1908

Über Hilty (Auswahl):
"Dank der Unterstützung einflussreicher Förderer wie Bundesrat Louis Ruchonnet oder Nationalrat und Staatsrechtler Carl Hilty fiel 1894 das Versammlungsverbot." (Heilsarmee)
1903 Kauf des Buchseegutes durch die Heilsarmee, dank einer grosszügigen Schenkung von Dr. Carl Hilty, einem Freund der Heilsarmee.

Schriften (Auswahl):
"Theoretiker und Idealisten in der Demokratie" (1868),
"Die Bundesverfassungen der schweizerischen Eidgenossenschaft" (1891)
"Glück" (1891-95, Neudruck 1897)
"Politisches Jahrbuch der Schweizerischen Eidgenossenschaft" (ab 1886)

Zitate (Auswahl):
"Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene."
"Ein kleiner Staat muss heute eine moralische Macht sein, wenn er das Recht zum Fortbestand besitzen will."
"Das Ziel des Lebens ist nicht, die Welt zu geniessen, auch nicht einmal sie wissenschaftlich zu erkennen, sondern aus dieser Erde ein Reich des Friedens, der Gerechtigkeit und der Liebe zu machen, soweit es jeweilen möglich erscheint, und nur soweit wir daran mitgeholfen haben, soweit hat unser Leben einen Wert gehabt."
"Die politische Selbständigkeit eines freiheitlich organisierten Volkes ist jedem andern Gute für immer vorzuziehen."
"Wie die Sachen heute in der Welt stehen, erscheint die Erwartung gerechtfertigt, dass eine soziale Revolution auch wieder die dermaligen Arbeitenden zur herrschenden Klasse machen werde, gerade so wie diejenige, zu Anfang des 19. Jahrhunderts den tätigen Bürger über den müssigen Adeligen und Geistlichen emporgehoben hat. Wo immer dieser Bürger seither ein Müssiggänger geworden ist, der, wie seine Vorgänger bloss noch von seinen Renten, also von der Arbeit anderer, leben will, wird er ebenfalls verschwinden müssen. Die Zukunft gehört und die Herrschaft gebührt zu allen Zeiten der Arbeit." (zitiert von Fritz Schwarz in "Der Christ und das Geld")

Gemeindebestimmungsrecht (G. B. R.)
Local Option - Branntweininitiative
Lokaloption - Gemeindeverbotsrecht - Kantonsverbotsrecht


Postulat Hilty vom 12. Dezember 1899

"Der Bundesrat wird ersucht, in Erwägung zu ziehen, ob nicht eine Revision des Art. 31 der Bundesverfassung in dem Sinne vorzugsweise anzubahnen sei, dass es jedem Kanton und jeder Gemeinde gestattet sei, für seinen resp. ihren Bezirk Massnahmen gegen den Alkoholismus eintreten zu lassen, ohne durch den Grundsatz der Gewerbefreiheit daran gehindert zu sein."

Für das Postulat stimmten nur 12 Nationalräte. Ein "anständiges Begräbnis" nannte Hilty den daraus resultierenden Beschluss:

"Der Bundesrat wird eingeladen, die gesetzgeberischen Massnahmen zu studieren, die von anderen Ländern im Kampf gegen den Alkoholismus getroffen worden sind."

(Mehr zur Initiative für das Gemeindebestimmungsrecht.)

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